Löwen-Hoffnung: alte Unfähigkeit, neue Attribute

München - Torsten Fröhling wollte am Sonntagnachmittag nicht an der Grünwalder Straße bleiben. „Ich bin gerne auch mal alleine“, sagte der Trainer des TSV 1860. Die Sonntagsspiele der direkten Abstiegskonkurrenz wollte er zuhause in seiner Münchner Wohnung auf der Couch schauen. Was er da sah, dürfte ihn erleichtert aufatmen lassen. St. Pauli verlor in Heidenheim, Aalen holt in Frankfurt einen Punkt. Unterm Strich steht 1860 also noch immer überm Strich.
Fröhling hatte aber schon vor den Ergebnissen der anderen Teams im Tabellenkeller geahnt, dass das 1:1 seiner Mannschaft bei Fortuna Düsseldorf kurzfristig nur wenig Aussagekraft haben würde. „Wir hätten in dieser Konstellation gerne zwei Punkte mehr gehabt“, erklärte er. „Was der eine Punkt wert war, werden wir erst am 34. Spieltag sehen.“
Die Lehren aus dem Unentschieden gegen die Fortuna hatte er dagegen schon am Sonntag für sich geordnet. Das Negative, das sich in „zwei verlorenen Punkten“ (Kapitän Christopher Schindler) manifestierte. Das Positive, dass sich nicht nur im sehenswerten Kopfballtor von Daniel Adlung, sondern in einer generell kämpferischen und taktisch zumeist klugen Leistung festhalten ließ.
Der Rückblick: Das war schlecht
Schlecht war: die Anfangsphase der zweiten Halbzeit. „Da waren wir zu schläfrig“, monierte Schindler. Gary Kagelmacher hatte unmittelbar nach dem Seitenwechsel einen Ellenbogen auf die Lippe bekommen. Platzwunde, Behandlungspause, Unterzahl. Zu zehnt ging die Ordnung plötzlich verloren. Aber nicht nur. „Unterzahl lasse ich nicht als Entschuldigung gelten“, kritisierte Fröhling. Und auch Schindler meinte: „Im Training üben wir oft sogar acht gegen zehn – und da fällt kein Gegentor.“
Woran lag’s also? An der Unfähigkeit der Löwen, über die volle Spielzeit konzentriert zu bleiben. Der TSV konnte sich sogar noch bei fahrlässigen Fortunen bedanken, dass es die Rheinländer beim Ausgleich durch Michael Liendl beließen. „Wenn wir mal 90 Minuten so spielen würden wie in der zweiten Halbzeit gegen Bochum oder den Großteil des Spiels gegen Düsseldorf, würden wir oben mitspielen“, sagte Fröhling.
Einzig: Es wurde mal wieder nichts mit dem zweiten Sieg in Serie. Und das, obwohl der Gegner über weite Strecken lust- und mittellos wirkte. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte Fröhling. „Wir müssen jetzt notgedrungen das Positive mitnehmen.“
Das Ausblick: Das war gut
Das Positive? Ja, denn obwohl das Ergebnis enttäuschend war, die Leistung war es nicht. 1860 spielte organisiert, strukturiert, aus einer zumeist stabilen Defensive heraus, ohne allzu oft Konter zuzulassen. Das „Scheunentor“ schließt sich unter Fröhling immer mehr, die eklatanten individuellen Fehler werden weniger. Und auch offensiv hat sich die Mannschaft auf Fröhlings Vorgaben eingestellt.
Auch gegen Düsseldorf. Die Spieler verteidigten hoch, ohne sich locken zu lassen. Weite Bälle im Spielaufbau waren die Ausnahme. Und selbst, als sie hinten zu wackeln begannen, fiel die Elf nicht in sich zusammen – wie so häufig in dieser Saison. Im Gegenteil. „Wir haben weiter versucht, Fußball zu spielen und uns nicht unterkriegen zu lassen“, lobte einer, der diese Entwicklung wochenlang von außen hatte verfolgen können: Torjäger Rubin Okotie.
„Nach einem Ausgleich wie in Düsseldorf kann man zusammenbrechen, wir aber sind stärker zurückgekommen“, lobte der Comebacker. Das Lob galt aber nicht nur seinen Mitspielern, sondern auch dem Trainer. „Das sind Attribute, die er mit der Mannschaft in den letzten Wochen erarbeitet hat.“ Attribute, die in den letzten vier Spielen bis Saisonende für den Klassenerhalt sorgen sollen.