Löwen-Helden gesucht: Ismaik glaubt weiter an den Aufstieg

München - Wie definiert man einen Helden? Der Duden beschreibt eine "männliche Person, die sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihr Bewunderung einträgt." Kurz nach dem Weltfrauentag sei erwähnt, dass dies selbstredend auch für weibliche Personen gelten kann. Hier soll es aber um heroische Löwen gehen.
"Das Spiel geht auf mich, Jungs!"
"Fußball ist manchmal hart, eine Woche Held, andere Woche Versager", schrieb Dennis Erdmann, Abwehrspieler des TSV 1860, nach dem 0:1 am vergangenen Samstag beim MSV Duisburg bei Instagram. "So selbstbewusst ich bin, so selbstkritisch bin ich", meinte der 30-Jährige, denn er wusste: Eine Heldentat hatte er mit seiner Notbremse gegen die Zebras wahrlich nicht begangen. Beim 3:1-Derby-Sieg gegen die SpVgg Unterhaching hatte er noch mit dem Führungstreffer geglänzt, eine Woche später brachte er Sechzig auf die Verliererstraße. Dabei zeigte der "Earthman", der mit einem Spiel Sperre davonkam, Größe und schrieb: "Das Spiel geht auf mich, Jungs!"
Auch Investor Hasan Ismaik hatte nach dem Malheur zwei Botschaften parat. Die Duisburg-Pleite sei "sehr bitter, aber wir dürfen uns dadurch nicht entmutigen lassen. Es ist noch nicht vorbei. Ich glaube an unser Team", schrieb der Jordanier auf Facebook. Mit anderen Worten: Ismaik will den Aufstiegstraum trotz zehn bzw. neun Zählern Rückstand auf die Plätze zwei und drei noch nicht ad acta legen: "Wir müssen bis zum Schluss um unsere Chance kämpfen. Aufgeben ist keine Option. Wir - alle Funktionäre, Geschäftsführung, Mannschaft, Trainerteam, Angestellte und ich - stehen zusammen für den Erfolg." Ismaik wolle "jetzt die treue 1860-Familie glücklich machen", denn: "Sie verdient unseren Fleiß, Kampf und unsere Konzentration bis zum Schluss."
Es sind also jede Menge Heldentaten gefragt. Ismaik erinnert dabei an den verstorbenen Meisterlöwen Peter Grosser: Der Tod des 82-Jährigen sein ein "trauriger Verlust für alle Löwen", dennoch findet der Jordanier, "dass wir durch die Erinnerung an diesen großen Löwen positive Energie aktivieren können." Grosser habe "immer ein erfolgreiches und stolzes 1860 verkörpert" und wäre "der glücklichste Mensch gewesen, wenn der TSV 1860 wieder an alte Zeiten anknüpfen hätte können."
Bei den Löwen schlummert das Potenzial für Wundertaten
Klar ist: Auch im Team von Trainer Michael Köllner schlummert Potenzial für Wundertaten. Will 1860 nochmal angreifen, gilt: Löwen-Helden gesucht! Allen voran wäre da Kapitän Sascha Mölders: In zwei Wochen wird der Torjäger 36 Jahre alt. Dennoch straft der Ex-Bundesligaspieler seine Kritiker regelmäßig Lügen und ist mit 15 Saisontoren - trotz schöpferischer Pause in Duisburg - Drittliga-Toptorjäger. Ganz oben auf der zu glorifizierenden Liste seiner Großtaten: der sensationelle Fallrückzieher zum 2:1 gegen Haching, der per Online-Wahl des DFB gerade zum Drittliga-Tor des Monats Februar gewählt wurde.
Dann wäre da noch Stefan Lex: Der quirlige Angreifer wirbelt durch seine Spielkünste und Schnelligkeit immer wieder die gegnerischen Reihen durcheinander. Nach seinem 3:1 gegen Haching mochte man glauben, der Tor-Knoten sei endlich geplatzt. Nach einer vergebenen Großchance in Duisburg braucht es wohl noch ein Scheibchen des mölders'schen Killerinstinkts.
Wie praktisch, dass es der Spielplan gut meint mit 1860 und am kommenden Samstag (ab 14 Uhr im AZ-Liveticker) und Mittwoch (ab 19 Uhr im AZ-Liveticker) die Rückspiele gegen zwei Hinrunden-Lieblingsgegner bereithält: Beim 6:1-Kantersieg gegen den Halleschen FC schoss sich Dennis Dressel mit einem Viererpack in die weiß-blauen Geschichtsbücher. Beim 4:1 gegen Aufsteiger VfB Lübeck trugen sich neben Mölders und Lex auch Rechtsverteidiger Marius Willsch und Spielmacher Richard Neudecker in die Torschützenliste ein. Ob sich auch diesmal wieder ein paar unerschrockene Löwen finden, um am Ende doch noch Großes zu vollbringen?