Löwen-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer: "Wenn Ideologie Einzug erlangt, dann schadet es dem TSV 1860"

München - Quo vadis, 1860? Sechzig startet derzeit seinen sechsten Anlauf, der Dritten Liga zu entfliehen. Maurizio Jacobacci und Marc-Nicolai Pfeifer heißen die Protagonisten, die den entzweiten TSV 1860 zum Erfolg führen wollen. Und als wäre das nicht schwer genug, wähnt sich das Duo von innen heraus bekämpft.
Pfeifer, Finanzboss des TSV 1860, hatte erst einen Tag nach dem 2:0-Befreiungssieg der Mannschaft in Halle seinen großen Auftritt. In der BR-Sendung "Blickpunkt Sport" wehrte sich der 42-Jährige gegen die Vorwürfe des Portals "sechzger.de", es habe Ungereimtheiten in Sechzigs Transferpolitik gegeben. "Wir nehmen das unglaublich ernst, andersrum wehren wir uns vehement gegen die Vorwürfe, die da im Raum stehen", stellte Pfeifer im Gespräch mit Moderator Markus Othmer klar.
Marc-Nicolai Pfeifer schlägt zurück: Nicht alle handeln zum Wohl des TSV 1860
Er habe "immer im Sinne der KGaA" gehandelt, führte er aus: "Wir haben auch keine Spieler irgendwie motiviert, den einen oder den anderen Berater zu bevorzugen." Kontakt zum Ex-Türkgücü-Boss Max Kothny als angeblichen externen Berater dementierte Pfeifer: "Natürlich kennen wir den, aber ich habe im kompletten Transferfenster mit im keinen Kontakt gehabt."
Und dann kam Pfeifer auf den Punkt: "Wenn Ideologie Einzug in die Berichterstattung erlangt, dann schadet es 1860 München." Ideologie? Was der Ex-Finanzboss der Stuttgarter Kickers wohl meinte: Manchen Vereinsvertretern geht es womöglich nicht in erster Linie um den Erfolg, sondern um die Abkehr von Investor Hasan Ismaik, den Standort Grünwalder Stadion oder anderes.
Pfeifer fordert, "persönliche Befindlichkeiten" hinten anzustellen
Pfeifer, dessen Job als KGaA-Boss nichts anderes als sportliches wie wirtschaftliches Fortkommen darstellt, hatte zuletzt wohl in den Augen des ein oder anderen e.V.-Funktionären zu viel Nähe zur Ismaik-Seite gezeigt – und war dadurch ins Visier geraten. Andererseits wollte Geldgeber Ismaik in der Vergangenheit die 50+1-Regel nicht beachten – und hat mit fragwürdigen Methoden (kollektive Rücktrittsforderungen, Zahlungen als Druckmittel) und Versprechungen (Stadion mit Löwenzoo) Kredit auf e.V.-Seite verspielt.
Pfeifer über seinen Job zwischen den Stühlen: "Wir wollen beiden Gesellschaftern gerecht werden – in vielen Themen nahezu unmöglich!" Aufgehängt an die mehr als zwiegespaltenen Lager in Sechzigs Sportchef-Frage ergänzte er: "Der Sport ist das Herzstück für den Erfolg aller. Da müssen viele zusammenwirken, da brauchen wir Mehrheiten." Dafür müsse man "persönliche Befindlichkeiten" hinten anstellen.
"Gibt Leute, die uns den Erfolg nicht gönnen": Wen meint Maurizio Jacobacci damit?
Obgleich Pfeifer Präsident Robert Reisinger als "oberstes Organ" bezeichnete und daher dazu berechtigt sei, Kritik zu üben, widersprach er dem Vorwurf, die Sportchef-Suche "gezielt verschleppt" zu haben: "Am Tag nach Günther Gorenzels Ausscheiden habe ich meine ersten Ideen und Überlegungen mit den Gremien geteilt."
Laut Pfeifer hätten die Gesellschafter noch keine Einigung erzielt: nicht für den Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger als große Lösung, auch nicht für Christian Werner. Ebenfalls Zündstoff birgt eine Aussage, die die "Bild" erfahren haben will: Coach Jacobacci soll nach dem 1:2 gegen Aue im Mannschaftskreis unter anderem gesagt haben: "Es gibt Leute im Verein, die uns den Erfolg nicht gönnen." Hört, hört...