Löwen gegen Ingolstadt: Das Osako-Geheimnis

In Ingolstadt schauen alle wieder auf den Japaner. Jetzt kommt raus, wie der TSV 1860 München sich Yuya Osako angelte. Auch der Whirlpool spielt eine Rolle.
von  Markus Merz
Alles stürzen sich auf Yuya Osako - das wird sich erstmal nicht ändern.
Alles stürzen sich auf Yuya Osako - das wird sich erstmal nicht ändern. © Markus Merz

München - Sie werden sich wieder auf ihn stürzen. Ihn belagern, mit Fragen löchern und versuchen, den Hype nach Japan zu transportieren. Wenn der TSV 1860 am Freitag (18.30/live bei Sky) zum Derby beim FC Ingolstadt antritt, werden nicht nur die fast 6000 Löwenfans wieder alle Augen auf Yuya Osako richten, sondern auch die japanischen Journalisten. Sie kommen aus Berlin, Nürnberg oder Frankfurt und sind Korrespondenten für die Tageszeitungen in Osakos Heimat.

Die neue Heimat des 23-Jährigen ist München. Am Rande des Englischen Gartens in Schwabing wohnt er. Vom Verein hat er einen VW Touareg bekommen – Trainer Friedhelm Funkel („Osako ist kein Superstar“) fährt dasselbe Modell. Osako will es danken. Mit Toren. Und damit, schnell Deutsch zu lernen. Dafür absolviert Osako einen Intensiv-Sprachkurs.

Nach seinem Treffer und dem starken Auftritt gegen Fortuna Düsseldorf fragen sich viele: Wie ist es den Löwen überhaupt gelungen, den Nationalspieler zu holen? Zumal jetzt bekannt wurde, dass noch mehr Vereine an Osako interessiert waren als zunächst angenommen. Darunter einige Erstligisten wie der FC Augsburg. Dessen Manager Stefan Reuter will dazu „nichts weiter sagen“. Ein offizielles Angebot habe es zwar nicht gegeben. Großes Interesse bestand aber durchaus. Das weiß die AZ aus dem Löwen-Umfeld.

Was also sprach letztlich für einen Wechsel von Yuya Osako zum TSV 1860? Die AZ kennt die Hintergründe des spektakulären Wechsels:

Das Geheimtreffen: Es ist vier Tage vor Weihnachten. Ein Hotel in Frankfurt. Löwen-Trainer Friedhelm Funkel, Sportchef Florian Hinterberger, Yuya Osako, sein japanischer Berater und sein deutscher Berater Thomas Kroth sitzen am Abend vor dem Spiel des TSV 1860 beim FSV Frankfurt zusammen. Funkel spricht Osako immer wieder seine Wertschätzung aus. Hinterberger wählt die emotionale Schiene, zeigt Osako, der extra für dieses Treffen nach Deutschland gekommen ist, eine Mappe mit Fotos, was die Löwen ausmacht. Fotos von Choreografien, von Fans, von den Meisterlöwen, der Allianz Arena, dem Trainingsgelände. „Aber auch vom Whirlpool oder dem Warmwasserbecken“, sagt Hinterberger. Osako zeigt sich beeindruckt, kennt gerade Letzteres aus Japan nicht. Zweieinhalb Stunden dauert das Gespräch. Es gibt Cappuccino und Apfelsaft. Nach diesem Treffen sind die Löwen klar im Vorteil, haben aber noch nicht das „Ja“ von Osako.

Die Schlüsselfiguren: Zwei Personen spielen eine entscheidende Rolle, dass Osako am Ende die Löwen bevorzugt. Der eine ist Takashi Inui von Eintracht Frankfurt. Der andere ist Funkel. „Wir haben dem Spieler am Beispiel Inui aufgezeigt, dass es sich lohnt, den Weg über die 2. Liga zu wählen“, sagt Thomas Kroth. Inui selbst soll Osako zu diesem Schritt geraten haben. Die langjährige Arbeit von Friedhelm Funkel mit Japanern wie Inui oder Takahara tat ihr Übriges. „Friedhelms Erfahrung war ein entscheidender Faktor“, sagt Hinterberger.

Die Perspektive: Osako will zur WM nach Brasilien. Dafür muss er spielen und treffen. „Wir konnten ihm zusichern, dass er spielt“, sagt Hinterberger. Eine Stammplatzgarantie gab’s nur bei den Löwen. Außerdem spielte die Stadt München eine entscheidende Rolle. „Die ist halt nicht irgendein Dorf. Hier gibt es eine große japanische Gemeinde, das war ihm wichtig“, sagt Hinterberger.

Für den Sportchef der Löwen und Berater Thomas Kroth war es letztlich das „Gesamtpaket“ aus Emotion, Funkel, München und Warmwasserbecken, das Osako letztlich „Hai“ sagte. Was so viel bedeutet wie: Ja.

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