Löwen fühlen sich in Fürth verpfiffen
Nach dem frühen Platzverweis von Verteidiger Kai Bülow toben die Sechzger – und verlieren in Fürth deutlich mit 0:2. Nur Trainer Maurer gibt zu: „Wir hätten auch zu zehnt gegenhalten müssen”
Fürth - Am Ende stemmte Reiner Maurer seine Hände in die Hüften und blickte enttäuscht zu Boden. Der Löwen-Trainer stapfte ein paar Meter vor sich hin, quälte sich das ein oder andere Lächeln aufs Gesicht, doch die üble Laune war nicht zu kaschieren. Nein, das Auswärtsspiel bei Greuther Fürth war ganz und gar nicht nach dem Geschmack des Löwen-Trainers verlaufen. 1860 verlor nach einer frühen Roten Karte für Verteidiger Kai Bülow 0:2 und muss sich nun darauf einstellen, dass die besten Mannschaften der Liga, Fortuna Düsseldorf und, ja, die Fürther, immer weiter davonziehen.
Nach der vierten Pleite im fünften Auswärtsspiel verharren die Sechzger zwar auf Platz sechs, doch wenn weiterhin nur daheim gewonnen wird, dürfte der Kontakt zur Spitze weiter abreißen. „Wenn man immer nur zu Hause eine Macht ist und auswärts immer auf die Nase fällt, dann macht das keinen Spaß", sagte Präsident Dieter Schneider und gab zu: „Wir sind heute nur hinterhergehechelt.”
Die Löwen in der Einzelkritik:
Dabei hatte die Partie für die Sechzger gar nicht mal so schlecht angefangen. Wild entschlossen drängten sie die Franken in deren Hälfte zurück, wobei schon nach fünf Minuten klar wurde, dass da zwei Teams aufeinander treffen, die sich mit allen Mitteln bekämpfen; zu dem Zeitpunkt nämlich hatte 1860-Teamarzt Alois Engelhard schon zwei Mal nach heftigen Tritten gegen Löwen-Profis aufs Feld eilen müssen. Ob die Fürther besonders angestachelt waren, wie es ihr Trainer Mike Büskens sagte, der den Löwen vorgeworfen hatte, in der Woche vor dem Duell „einen Köcher voller Giftpfeile” in Richtung der Franken geschossen zu haben? Tatsächlich hatten die Löwen gesagt, dass man sich vor Fürth trotz deren Tabellenführung nicht fürchten müsse und dass man dort aufgrund des eigenen Fanaufkommens nahe am Heimspiel sei.
Wie auch immer. Die giftige Auftaktphase fand ihren unschönen Höhepunkt schon nach 13 Minuten, als Löwen-Verteidiger Kai Bülow den Fürther Christopher Nöthe an der Strafraumgrenze per Grätsche zu Fall brachte und dafür – zum eigenen Entsetzen – mit Rot vom Feld musste. Maurer tobte vor Wut, Sportchef Florian Hinterberger stänkerte nicht minder sauer in der Halbzeit bei „Sky”: „Es ist klar, dass das keine Rote Karte war. Sehr ärgerlich, völlig unangemessen.” Löwen-Stürmer Kevin Volland meinte gar: „Was nach der Roten Karte passiert ist, hat jeder gesehen. Das Spiel wurde verpfiffen.” Und Kapitän Benny Lauth ergänzte: „Ich würde mir für solche Spiele erfahrenere Schiedsrichter wünschen.” Referee Christian Bandurski ist 28 Jahre alt. Bülow selbst stand nach dem Spiel minutenlang am Mannschaftsbus und telefonierte, seinen Platzverweis wollte er erst mal nicht kommentieren.
Mit einem Mann weniger hatten die Sechzger den Franken in der mit 14200 Fans ausverkauften Trolli-Arena nichts entgegenzusetzen und konnten froh sein, dass sie nach einem wahren Dauerfeuer an Torschüssen nur zwei Mal bestraft wurden: Topjorjäger Nöthe schob eine Hereingabe des flinken Sercan Sararer ins kurze Eck zum 1:0 (27.), Bernd Nehrig donnerte später einen 25-Meter-Schuss links unten ins Tor (54.). Die Fans sangen „Spitzenreiter, Spitzenreiter” und die Löwen waren nur noch um Schadensbegrenzung bemüht. Immerhin das klappte. Lauth bestätigte: „Wir haben uns nicht abschlachten lassen.” Und Maurer gab unumwunden zu: „Wir hätten auch mit Zehn gegen Elf gegenhalten müssen. Fürth hat hochverdient gewonnen.”