Löwen: Friedhelm Funkel, ein echter Sechziger
München - Trainer werden am sportlichen Erfolg gemessen, klar. Das gilt auch für Friedhelm Funkel bei den Löwen. Der wurde im September immerhin auch geholt, um den Aufstieg zu schaffen, möglichst schon in dieser Saison.
Doch ob die Löwen nun gewinnen oder verlieren, war in diesen letzten Tagen des Jahres gar nicht so wichtig an der Grünwalder Straße. Immerhin pflügten sich die Löwen unter ihm schon durch das gesamte Mittelfeld der Tabelle, Abstiegsangst und zarte Aufstiegshoffnung inklusive. Viel wichtiger aber scheint, was Funkel in seinen fast vier Monaten bei 1860 geschafft hat: Nichts weniger nämlich, als den chronisch zerstrittenen und übernervösen Verein zu beruhigen.
Der Rheinländer, seit mittlerweile 40 Jahre im Profi-Fußball tätig, ist kraft seiner Erfahrung und Kompetenz so etwas wie die einzige wirkliche Autoritätsperson im Klub – und darf dementsprechend viel. Sogar Präsident Gerhard Mayrhofer sanft in die Schranken weisen oder gar kritisieren. „Der Präsident hat am Anfang Fehler gemacht, er war da zu euphorisch. Vielleicht sagt man dann mehr, als man sollte“, sagte Funkel vor dem Spiel in Bochum.
Mayrhofer, sonst nicht gerade als der kritikoffenste Mensch der Welt bekannt, war ihm nicht böse. Im Gegenteil: „Friedhelm darf das. Er ist seit 40 Jahren im Geschäft, ich mache das jetzt ein halbes Jahr. Natürlich weiß er, was er tut. Ich lerne in manchen Bereichen noch. Ich bin sehr froh, dass Friedhelm da ist“, bekannte Mayrhofer erst kurz vor Weihnachten in einem AZ-Interview. Mehr noch: Von Funkel würden alle Führungspersonen im Klub profitieren, sagte der Präsident noch.
Auch als Funkel sich später über die überzogene Erwartungshaltung in München mokierte, erntete er keinen Widerspruch. Kein Wunder, dass sich alle Ober-Löwen ins Löwenstüberl bequemten, als Funkel am 10. Dezember 60 Jahre alt wurde. Da wurde dann auch gemeinsam geschunkelt. Sie haben ihn schnell ins Herz geschlossen, diesen aus der Ferne eher knurrig wirkenden Trainer, der, nachdem er im Westen alle MittelklasseKlubs durch hat, nun seinen ersten Umzug in den Süden Deutschlands gewagt hat. Aber sie wollten ihn ja auch unbedingt haben.
Obwohl Funkel nach seiner freiwilligen Demission in Frankfurt 2009 eher durchwachsene Stationen erlebte. Sie wollten ihn – und bekamen 100 Prozent Funkel. Dazu gehören seine Ruhe und Sachlichkeit und die Fähigkeit, meist das Beste aus seinen Mannschaften herauszuholen. Zu Funkel gehört aber auch: dieser typische Funkel-Fußball, der selten eine Augenweide, im besten Fall aber gnadenlos effektiv ist. Wie oft der Bestfall eintrifft, muss 2014 zeigen