Löwen fordern Löwen

Jubel, Pleiten, Träume: 1860 und Braunschweig verbindet vieles. Die AZ zeigt vor der Partie des 18. Spieltags am Freitag die Parallelen auf.
von  Marco Plein
Tor für Sechzig: Rudi Brunnenmeier bejubelt den Treffer von Bubi Bründl im Sommer 1967 gegen Braunschweig.
Tor für Sechzig: Rudi Brunnenmeier bejubelt den Treffer von Bubi Bründl im Sommer 1967 gegen Braunschweig. © Imago

Jubel, Pleiten, Träume: 1860 und Braunschweig verbindet vieles. Die AZ zeigt vor der Partie des 18. Spieltags am Freitag die Parallelen auf.

München - Das Spiel liegt bald 50 Jahre zurück, doch die Erinnerungen sind noch hellwach. Aus dem Nichts erzählt Meister-Löwe Manfred Wagner gleich von damals: August 1963, in ihrem allerersten Bundesligaspiel geht’s für die Löwen gegen Löwen, 1860 gegen Eintracht Braunschweig, „nur 1:1, ich ärgere mich noch heute. Trotzdem ein tolles Erlebnis“, erzählt Wagner. Kurz danach werden beide zum einzigen Mal Meister, später stürzen sie ab, kehren aber wieder zurück. Und heute (18 Uhr, Sky live) treffen sie sich in Fröttmaning wieder. „Zwei Klubs, die beide Herzen berühren“, sagt 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer, ein gebürtiger Braunschweiger. Die AZ stellt die beiden Traditionsvereine mit ähnlichem Schicksal gegenüber:

Historie: Nachdem sich die beiden im Bundesligadebüt gegenüberstanden, gab es ein weiteres großes Duell. August 1967, Vizemeister 1860 gegen Meister Braunschweig. Bubi Bründl, der in der Schlussminute das 1:0 für 1860 schießt und später für Braunschweig spielt, blickt zurück: „Das Tor hat mich auf einmal ins Rampenlicht befördert. Davon habe ich gezehrt und wurde oft drauf angesprochen.“ Später sacken beide Löwen ab und lassen Rivalen (FC Bayern, VfL Wolfsburg) vorbeiziehen. Die Sechzger stürzen bis in die Bayernliga. Braunschweig muss in die Oberliga Nord - doch vorher leisten sie sich Stars wie Paul Breitner – dank Großsponsor Günter Mast. Der Unternehmer bringt Jägermeister als ersten deutschen Trikotsponsor in den Fußball. „Er hatte keine Ahnung von Fußball, war aber Gold wert für den Verein“, sagt Bründl. „Ab und zu hat er die Mannschaft in sein Hirschgehege in den Harz zum Kaffeekränzchen eingeladen. Das wäre heute undenkbar.“ Auch Schäfer hat von Mast, der lange in Lenggries lebt und im Februar 2011 verstirbt, viel gehört: „Er war der Ismaik der Siebziger. Ein Investor, der viele Ideen und mit viel Begeisterung in den Fußball investiert hat.“

Gegensätze: Während die Sechzger in einem fremden Stadion zur Miete kicken, hat Braunschweig sein Stadion an der Hamburger Straße zur Kultstätte gemacht. Gerade baut die Eintracht weiter aus. Doch das Ganze geht nur schrittweise voran, denn viel Kohle haben die Niedersachsen nicht. Immer wieder hat man die Pleite gerade so vermieden, „jetzt haben sie es im Griff“, sagt Schäfer. „Seit drei Jahren wurden keine Ablösesummen ausgegeben. Und wie man trotzdem kommen kann, sieht man ja.“ Während die Löwen auf die Kohle von Ismaik angewiesen sind, hat Eintracht-Sportchef Marc Arnold „den Rotstift bei den Spielerverträgen angesetzt. Der Plan ging hundertprozentig auf.“

Chancen: „Beide Vereine sind heute viel aufgeräumter als noch vor wenigen Jahren“, schwärmt Schäfer. Bründl ergänzt: „Auch heute kämpfen die Braunschweiger noch wie echte Löwen. Das müssen auch wir am Freitag zeigen.“ Die Ziele sind ähnlich: 1860 will in den nächsten Jahren aufsteigen. Auch Braunschweig tastet sich nach oben. Schäfer: „Wir werden uns hoffentlich bald in der Bundesliga wiedertreffen. Wenn beide so weitermachen, kann das passieren.“ Doch erstmal hofft der Geschäftsführer auf eine erfolgreiche Revanche für das 1:3 im Hinspiel. „Seit Juli muss ich mir Hohn und Spott aus der Heimat anhören. Damit muss Schluss sein.“

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