Löwen-Fans fragen: Wem sollen wir glauben?
München - Schlag auf Gegenschlag, jeden Tag eine neue Attacke. Der Rosenkrieg, den sich die Löwen gerade liefern, ist unvergleichbar. Auf der einen Seite kämpfen vor allem Geschäftsführer Robert Schäfer und Aufsichtsratschef Otto Steiner, auf der anderen Investor Hasan Ismaik mit seinen Getreuen. Es geht nicht mehr um die Macht im Klub, die Schlammschlacht hat längst die persönliche Ebene erreicht.
Mittendrin stehen die Löwen-Fans, die überhaupt nicht mehr wissen, wem sie glauben sollen. Der launische Investor rief in dieser Woche öffentlich zu einer Fanrevolte gegen die Vereinsverantwortlichen auf, will die „Bande“ (Ismaik) mit Hilfe der Anhänger aus dem Klub treiben. Wie die Fans reagieren.
PRO VEREIN
Svend Friderici (ewiger Präsidentenbegleiter): „Was da im Moment passiert, finde ich grundsätzlich nicht gut, weil die Außendarstellung des Vereins so nur noch schlechter wird. Ich denke auch nicht, dass Herr Ismaik es schaffen wird, die Mehrzahl der Fans hinter sich zu bringen. Ich persönlich glaube tendenziell auch eher dem Verein, weil ich dem Klub schon sehr lange nahe stehe und die handelnden Personen seit vielen Jahren kenne – Herrn Ismaik kenne ich einfach auch zu wenig.“
Roman Beer (2. Vorsitzender der Fanvereinigung Pro1860): „Ich glaube, dass die Parteien so zerstritten sind, dass sie sich nicht mehr einig werden können. So wie Ismaik es schildert, kann er ja mit keinem mehr arbeiten. Offenbar ist sein Motto: Alle raus und dann schmeiß' ich den Laden. Er versucht nun, die Fans auf seine Seite zu holen und sie zu mobilisieren. Pro1860 wird sich jedenfalls nicht an einer Revolte beteiligen, wie sie sich Herr Ismaik anscheinend von Seiten der Fans wünscht.“
Gerhard Schnell (Vorsitzender der Arge):„Ich finde es nicht richtig, was Herr Ismaik da im Moment macht. Das ist ja fast schon eine Aufwiegelei der Fans – das kann man auch anders lösen. So reißt er den Graben nur noch mehr auf. Ich glaube, wenn es darauf ankommt, steht die Mehrheit der Fans hinter dem Verein.“
Christian Poschet (Vorstandsmitglied der Arge): „Ich habe beide Seiten gehört und mich persönlich entschieden, den Aussagen der Vereinsverantwortlichen zu glauben und eben nicht Herrn Ismaik. Ismaik versucht jetzt, die Fans zu instrumentalisieren – das ist nicht in Ordnung.“
UNENTSCHIEDEN
Franz Hell (Fan und Allesfahrer): „Ich bin sehr traurig über die aktuelle Situation. Die Querelen schaden beiden Seiten. Ich glaube, dass Ismaik aber auch mit der Holzhammer-Methode nicht weit kommt. Die Handelnden sind mehrere Alphatiere, die meinen, sie haben die absolute Weisheit. Sich als Verein aber immer auf die Formalien der DFL zu berufen, bringt auch nichts. Es ist schwierig, sich so zu positionieren. Denn wir sehen ja seit zehn Jahren: Aus eigener Kraft schafft der Klub es nicht.“
Herbert Bergmaier (Vorsitzender Pro1860, Leiter der Ringer-Abteilung): „Klar wäre es besser gewesen, wenn Ismaik von Anfang an den Kontakt zu den Fans gesucht hätte. Ich weiß aber nicht, ob es jetzt zu spät dafür ist – zum Reden ist es eigentlich nie zu spät. Und mir ist es persönlich lieber, Herr Ismaik redet mit den Fans, als sein Anwalt Michael Scheele mit der Presse. Herr Ismaik ist Mitglied des Vereins und entsprechend berechtigt, 500 Unterschriften (2,5 Prozent der Mitglieder) zu sammeln. Damit könnte er dann einen Antrag zur Abwahl einzelner oder mehrerer Verwaltungsräte auf die Tagesordnung der Mitgliederversammlung setzen lassen.“
PRO INVESTOR
Roman Wöll (Fan und Allesfahrer): „Was derzeit passiert, ist einfach nur der Wahnsinn. Sowas haben wir im Verein noch nicht gehabt, da war alles vorher ein Kindergeburtstag dagegen. Die Vereinsführung hatte die Chance, hat aber dafür gesorgt, dass es einen Rückschritt gibt. Zwar schießt Ismaik häufig über’s Ziel hinaus, aber ich kann seinen großen Ärger schon verstehen. Die Fans sind gespalten, aber ohne Ismaik wird es keine Fortschritte geben.“