Löwen: Die Hep-Watschn und ihre Folgen

Nach der Delegiertenversammlung steht 1860 vor einem Scherbenhaufen. Hep Monatzeder muss so lange Präsident bleiben, bis es einen Nachfolger gibt. Doch der ist nicht in Sicht. Wie es jetzt weitergeht
Filippo Cataldo, Dominik Hechler |
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Rasiert von den Delegierten: Hep Monatzeder erlebte eine Wahlschlappe bei der Versammlung
sampics Rasiert von den Delegierten: Hep Monatzeder erlebte eine Wahlschlappe bei der Versammlung

München - Am Freitag ging es für die Bosse ans Scherben aufkehren. Davon hatte die allerletzte Delegiertenversammlung der Löwen – der Verein beschloss wieder zum demokratischeren Mitgliedersystem zurückzukehren – am Donnerstag einige hinterlassen: Präsident Hep Monatzeder, am Donnerstag erst 25 Tage im Amt, wurde nicht bestätigt. Nur 66 von 196 Wählern sprachen dem 3. Bürgermeister Münchens das Vertrauen aus. „Die Wahl war wohl der Watschenbaum des Abends”, kommentierte Monatzeder am tag drauf das Ergebnis. Auf die Frage, dass die Schlappe doch etwas in ihm ausgelöst haben müsste, sagte Monatzeder am Abend nur „sind Sie mein Psychiater oder was?”, ehe er mit dem Gruß „jetzt seid’s mich los, Ciao” eiligst den Saal verließ.

Die Löwen suchen also mal wieder einen neuen Präsidenten – was schwieriger werden könnte als gut ist für den Verein.

Doch zunächst müssen sich die Entscheidungsträger mit den Ergebnissen auseinandersetzen. Und Kritik. So meldete sich der „Verein Münchner Sport-Journalisten” zu Wort und kritisierte scharf den zeitweiligen Ausschluss der Reporter von der Versammlung – den Monatzeder begrüßt hatte. Die Pressefreiheit sei ein Grundrecht und „nicht alles, was per Mehrheitsbeschluss zustande kommt, ist demokratisch”, schrieb der Verband.

Geschäfstführer Robert Schäfer musste sich zudem mit Rücktrittsgerüchten herumplagen, die Freitag rund um das Trainingsgelände auftauchten. Schäfer, so die Argumentation, sei schließlich schon gegen 13 Uhr mit seinem Cabrio abgefahren. Das war natürlich barer Unsinn. Schäfer will bleiben.
Anlass für Spekulationen bot der Ausgang der Versammlung aber trotzdem. Die wichtigsten Fragen, die Antworten:

Was passiert jetzt mit Monatzeder? Er bleibt so lange im Amt, bis der Aufsichtsrat einen Nachfolger ernannt hat. Dies solle „zeitnah” erfolgen, wie Aufsichtsratschef Otto Steiner sagte. „Zurücktreten kann ich nicht. Mal sehen, wo ich dem Verein vielleicht noch helfen kann”, sagte Monatzeder.

Tritt Aufsichtsratschef Otto Steiner zurück? Der TV-Produzent hatte Monatzeder durchgedrückt und analysierte das Votum auch als „Watschn für die Entscheidung des Aufsichtsrates”. Einen baldigen Rücktritt schloss er nicht aus.

War Monatzeders Nicht-Bestätigung ein Sieg für Investor Hasan Ismaik? Ganz klares Nein. Die Delegierten argumentierten, dass sie Monatzeder abwählen und keinesfalls Ismaik unterstützen wollten. Monatzeder ist vor allem wegen seiner Tätigkeit als Aufsichtsrat unter Karl-Heinz Wildmoser gescheitert. Hasan Ismaiks Brandbrief (siehe Artikel links) quittierten die Delegierten größtenteils mit Gelächter. Steiner meinte, dass Ismaik dem Verein einen „Bärendienst” erwiesen hätte und nannte große Teile des Schriebs „unsinnig.”

Wer kann jetzt Präsident werden? Als Konsequenz aus der Schlappe Monatzeders überlegt der Aufsichtsrat nun, den Mitgliedern im Juni mehrere Kandidaten vorzuschlagen. Allerdings werden sie genug Probleme haben, überhaupt einen Kandidaten zu finden. Jemanden zu finden, der sowohl den Mitgliedern als auch Ismaik genehm sein könnte, dürfte der Quadratur des Kreises nahekommen. Zumal die Löwen sich nach frischen, unbelasteten Führungskräften sehnen, die keinen alten Seilschaften anhängen. „Erich Meidert wird’s sicher nicht”, sagte etwa Kult-Fan Franz Hell über den Unternehmer, der momentan die erste Wahl Ismaiks zu sein scheint.

Große Chancen auf eine Wahl hätte wohl Aufsichtsrat Christian Waggershauser, der aber, genauso wie Pro-1860-Chef Herbert Bergmaier, abgewunken hat. Auch Vize-Präsident und Schatzmeister Heinz Schmidt, der bei der Rückführung der Markenrechte und des Jugendhauses in den Verein „exzellente Arbeit” (Bergmaier) geleistet hätte und mit seiner unaufgeregten Art bei den Delegierten punktete, erklärte, keinerlei eigene Präsidentschaftsambitionen zu hegen. Schmidt brachte dafür indirekt einen alten Bekannten wieder ins Rennen. Auf die Frage, wieso man Dieter Schneider nicht einfach wieder zurückhole, wo doch Ismaik wieder seine Sympathien für den Ex-Präsidenten entdeckt haben möchte, sagte Schmidt: „Das kann ich mir vorstellen. Wie viele Kandidaten sehen Sie denn? Dass die nicht Schlange stehen, ist klar.”

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