Löwen: Die Glückspleite
„Wir sind wieder auf dem Boden der Tatsachen – und das ist auch ganz gut so”: Die Löwen-Bosse gewinnen dem 1:3 in Düsseldorf die positive Erkenntnis ab, dass der Druck aufs Team sinkt
München - Am Ende mussten die Löwen dann sogar noch Spott über sich ergehen lassen. Als nämlich am späten Freitagabend nach ihrer herben Pleite bei Fortuna Düsseldorf die letzten Fans aus dem Stadion marschierten und an einem riesigen roten Werbeplakat vorbeiliefen, auf dem „95 olé, 60 miau” zu lesen war, da rief ein Fortunen-Fan: „Seit wann machen Kamele miau?” Dass sich die Anhänger der Gegner des TSV 1860 über den Einstieg des arabischen Investors Hasan Ismaik auch mal belustigen würden, war ja zu erwarten. Dass man solche Späße bei den Löwen weniger zum Lachen findet, auch. Und doch war die Laune bei den Sechzgern nach ihrer klaren Schlappe in Düsseldorf gar nicht so schlecht, wie man hätte meinen können.
„Verlieren ist natürlich immer negativ”, sagte Sportchef Florian Hinterberger, „trotzdem war es vielleicht gar nicht so schlecht, einen Durchrüttler bekommen zu haben. Ich denke nicht, dass ein Weckruf nötig war, und wenn doch, dann haben wir ihn jetzt bekommen. Das war dann also ganz gut.” Das 1:3 in Düsseldorf, 90 Minuten Leistungsunterschied, von Anfang bis Ende Dauerdruck der Fortuna - war all das für die Löwen am Ende sogar eine Glückspleite?
„Ich hätte einem Dreijährigen erklären können, dass wir es in Düsseldorf sehr schwer haben würden. Jetzt weiß wenigstens jeder, dass man nicht zu hohe Erwartungen haben darf", sagte Trainer Reiner Maurer, und Präsident Dieter Schneider fand: „Wir sind wieder auf dem Boden der Tatsachen. Das ist auch ganz gut so." Hinterberger ergänzte dazu: „Vielleicht haben wir zu viel Lob bekommen in den letzten Wochen. Man muss aber lernen, solche Phasen richtig einzuordnen.” Seine Erkenntnis: „Wir wissen jetzt, dass wir immer ans Leistungslimit gehen müssen, sonst hat man keine Chance.”
Tatsächlich waren die Ansprüche bei den Fans der Löwen und im Umfeld nach den hohen Siegen in Cottbus (5:0) und gegen Aue (4:0) dermaßen gestiegen, dass Maurer nun sagte: „Auch wenn ich dachte, dass mich in München nichts mehr überraschen kann. Dass wir dann aber so schnell als eine Mannschaft angesehen werden, die wir gar nicht sind, hatte ich dann doch nicht erwartet.” Und deswegen gab sich der Löwen-Trainer große Mühe, das Ende des blauen Höhenflugs nach vier Pflichtspielsiegen in Folge nicht zu wichtig zu nehmen: „Wir müssen das jetzt sachlich verarbeiten und dürfen genauso wenig ausflippen, wie wir nach den Siegen ausgeflippt sind.”
Zudem blickte er nach nach vorne: „Wenn wir am nächsten Sonntag das Heimspiel gegen Union Berlin gewinnen, haben wir zwölf Punkte nach dem sechsten Spieltag. Das wäre kein guter, sondern ein sehr guter Start. Dann wären wir oben dabei und damit hätte doch keiner gerechnet.” Kein Wunder, dass Maurer nun sagte: „Wir sollten uns nicht zu lange mit Düsseldorf aufhalten. Ich kann die Niederlage einordnen, wir sind auf dem Zahnfleisch dahingefahren, die waren bärenstark, bei uns waren alle schwach. Also haken wir das schnell ab, denn wir sind immer noch voll im Soll.”
Aus diesem Grund genehmigte sich der Löwen-Trainer am Sonntag bei über 30 Grad auch mal ein paar freie Stunden. Der Mindelheimer genoss die Sonne im Allgäu an einem Badesee und erzählte: „Es gibt kaum eine schönere Gegend zum Entspannen. Nach acht Wochen fast ohne Pause gönne ich mir mal einen Urlaubstag. Das muss einfach auch mal erlaubt sein.”