Löwen: Das lange Warten auf den Top-Stürmer
München - Sie sind meistens großgewachsen, torhungrig und im Strafraum zu Hause – doch in Giesing sucht man sie im Moment vergeblich. Im Sturm herrscht beim TSV 1860 die große Flaute. Dabei haben die Löwen fleißig eingekauft, den Kader verstärkt. Fast alle Positionen sind doppelt besetzt. Nur der Sturm schwächelt bisher. Vor der Saison forderte Trainer Ricardo Moniz Saison einen Stürmer, der für „25 Tore“ gut ist.
Es kamen: Rubin Okotie, zuletzt bei Austria Wien unter Vertrag. Seine Bilanz: null Tore in fünf Testspielen. Außerdem neu im Sturm: Leonardo (Ferencváros Budapest), ein alter Bekannter von Moniz – aber eigentlich mehr Spielmacher denn eiskalter Vollstrecker.
Dem „Kicker“ sagt Sportdirektor Gerhard Poschner jetzt, dass „die Kaderplanung „noch nicht fertig ist“. Trotzdem ist klar: Moniz wird seinen gewünschten Stürmer bis zum Auftaktspiel beim 1. FC Kaiserslautern nicht bekommen. „Nein“, das werde nicht klappen antwortete Moniz dezidiert auf die Frage am Mittwochabend beim 3:0-Testspielsieg gegen Heimstetten.
Offensichtlich wird die Sturm-Flaute an der kurzfristigen Verpflichtung von Leonardo: Bei Ferencváros Budapest wurde der 31-Jährige ausrangiert, als sein Ersatz kam ausgerechnet 1860-Legende Benny Lauth. Der Fan-Liebling musste aus Altersgründen gehen – dabei ist er gerade Mal ein Jahr älter als Leonardo. Der Brasilianer fehlte aus privaten Gründen beim offiziellen Fotoshooting am Mittwoch, hat bislang noch kein einziges Mal mit der Mannschaft trainiert. „Beim ersten Heimspiel gegen Leipzig schafft er es zu 100 Prozent auf die Bank“, sagt Moniz. Aber ob es auch für einen Einsatz reicht?
Okotie hat sich im letzten Training verletzt und muss momentan kürzer treten. „Er ist sehr ehrgeizig, er hat jahrelang sein Potenzial nicht ausgeschöpft. Er brennt jetzt darauf, es zu zeigen“, sagt Moniz. „Er hatte kein Glück gegen Gladbach und Cardiff. Wenn er da ein Tor und einen Assist macht, sieht es anders aus. Er kann auch Matchwinner sein.“
Weitere Sturm-Optionen sind bei den Löwen rar: Dauer-Notlösung Stefan Hain fällt sowie schon seit längerer Zeit wegen einer Knochenentzündung aus.
Im Sturmzentrum läuft derzeit alles auf den 18-jährigen Nachwuchsspieler Marius Wolf aus, über den Moniz sagt, dass er „kein Endprodukt ist“.
Sportdirektor Poschner hat bei vielen Transfers – zum Beispiel mit den Spaniern Bedia und Sánchez – ein gutes Händchen bewiesen, doch im Sturm scheint es so, dass sich die Löwen verzockt haben könnten. Trotz hoher Einnahmen von über zwei Millionen Euro für den Verkauf von Yuya Osako und Moritz Stoppelkamp und vollmundiger Versprechen haben die Löwen keinen adäquaten Ersatz finden können.
Nur noch zehn Tage bleiben den Löwen bis zum ersten Saisonspiel. So langsam wird es Zeit, dass man in Giesing wieder einen echten Stürmer zu sehen bekommt.