Löwen-Coach von Ahlen: Das Ende des Experiments

Am Montag leitete Markus von Ahlen noch das Training der Löwen – wohl zum letzten Mal. Die Gespräche mit möglichen Nachfolgern laufen.
München - Er verschwand, als der Präsident mit den Fans sprach: Markus von Ahlen verließ am Montagmittag um 13.28 Uhr das Trainingsgelände des TSV 1860. Hinter ihm lag ein Spießroutenlauf, den er bemerkenswert souverän absolviert hatte. Von Ahlen dürfte am Dienstag zwar nicht mehr Trainer der Löwen sein. Doch seinen wohl letzten Tag im Amt bestand er mit Auszeichnung.
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Hätte er gehört, was Präsident Gerhard Mayrhofer und Geschäftsführer Markus Rejek sagten, während er Richtung Auto ging, wäre ihm klar geworden, was ihn am Dienstag erwarten dürfte. „Die Trainerfrage werde ich jetzt nicht beantworten“, sagte Mayrhofer, schob aber hinterher: „Wir werden nichts unversucht lassen, um die Klasse zu halten.“ Rejek ergänzte: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir sind gefordert, die richtigen Entscheidungen zu treffen – und führen intensive Gespräche.“
Ob nur intern oder auch mit Trainerkandidaten, ließ er zwar offen. Klar ist aber längst: Die sportliche Führung um Gerhard Poschner ist sich einig, dass die Mannschaft einen neuen Impuls braucht. Poschner, der sich auch am Montag nicht blicken ließ, hatte schon den Großteil der vergangenen Woche außerhalb Münchens verbracht, um sich mit potenziellen Übungsleitern zu treffen.
Nach AZ-Informationen haben Poschner und sein Team den überschaubaren Markt der vereinslosen und für 1860 finanzierbaren Trainer abgeklopft, inklusive der auf den ersten Blick utopischen Armin Veh und Jos Luhukay. Auch Lorenz-Günther Köstner, der Ex-Hachinger, der zuletzt in Wolfsburg und Düsseldorf gearbeitet hatte, war demnach in der Verlosung. Eine endgültige Entscheidung sollte am Montagabend fallen.
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Von Ahlen ließ sich die Gerüchte um seine Nachfolge derweil äußerlich nicht anmerken. Viel mehr noch: Er trat nach dem Auslaufen seiner Mannschaft sogar selbst noch einmal vor die Kameras und parierte, umgeben von einer Ansammlung an Fans, mit fester Stimme, klaren Worten und Überzeugung die Fragen der Journalisten. „Ich weiß nichts anderes“, antwortete er auf die Frage, ob er Trainer des TSV bleiben werde. „Ich bin Cheftrainer. Daran orientiere ich mich in diesem Augenblick. Alles andere blende ich aus, weil ich total fokussiert auf meine Aufgabe für den Verein bin. Was zählt, ist, das, was ich mit den relevanten Personen bespreche.“
Dann entschwand von Ahlen mit dem Hinweis in der Kabine, dass seine Mannschaft am Dienstag frei bekäme und Mittwoch um 10 Uhr wieder zum Training erscheinen müsse. Er ward erst wieder gesehen, als Mayrhofer und Rejek kurze Zeit später erklärten, dass man jetzt die „richtigen Entscheidungen“ treffen müsse.
So aufrecht und stark von Ahlen seinen vermutlich letzten Arbeitstag an der Grünwalder Straße absolvierte, so groß waren die Fragen, die der Verein offen ließ. Wenig verwunderlich, dass von außen einmal mehr Kritik auf die Verantwortlichen einprasselte. Sky-Experte Stefan Effenberg nannte die Entwicklung „tragisch und traurig“ und skizzierte die aktuelle Situation als Aneinanderreihung falscher Entscheidungen. „Es gibt keine klare Linie. Mit der Suspendierung der Jungen am Anfang der Saison fing die ganze Scheiße an“, so der 46-Jährige.
Der Klub sei nicht einfach nur ein Opfer eines schwierigen Umfeldes, sondern Opfer seiner falschen Entscheidungen, sagte Effenberg. Vom Coach bis zum Präsidenten. „Der Trainer, der gerade da ist, hat wohl nicht alles im Griff. Und dann hast du einen, der sich da ständig auf Facebook äußert. Wenn es denn so kommt, dass sie absteigen, dann haben sie es auch nicht anders verdient. Auch, wenn ich mir wünschen würde, dass sie drin bleiben.“