Löwen-Bosse auf Schnupperkurs
Robert Schäfer und Hamada Iraki reisen zu Fanklubvertretern, um für mehr Verständnis für den arabischen Investor Hasan Ismaik zu werben. „Bundesliga? Man muss Geduld haben.“
München - Es war ein Termin, gegen dessen Neuauflage Robert Schäfer nichts einzuweden hätte. Vergangenes Wochenende besuchte der Geschäftsführer des TSV 1860 mit Hamada Iraki, dem Löwen-Aufsichtsratsmitglied und Vertreter von Investor Hasan Ismaik, einen Fanklub und hörte einfach mal hin, wie sich Iraki den blauen Anhängern öffnete und rund vier Monate nach Ismaiks Einstieg bei Sechzig ein erstes Kennenlernen ermöglichte.
Um die Atmosphäre zu erläutern, schob Schäfer einen treffenden Vergleich an: „Das ist genauso, als wenn die Tochter zum ersten Mal den neuen Freund mit nach Hause bringt. Da will man auch erst mal wissen, wer das eigentlich ist und was der will. So etwa war das hier auch. Und der neue Freund hat absolut überzeugt."
Für Iraki geht es jedoch um mehr als nur darum, die Werbetrommel für die Interessen des Investors zu rühren. „Ich muss auch vieles klarstellen", sagt der Münchner Banker und erläutert: „Viele Fans haben unrealistische Erwartungen. Viele müssen sich ja erst an die Lösung mit einem Investor gewöhnen. Aber die, die davon überzeugt sind, denken, wir können jetzt Millionen ausgeben, neue Spieler holen, ein eigenes Stadion bauen und auf Knopfdruck alles besser werden lassen. Aber wir werden nicht über den Verhältnissen leben. Wir wollen nicht die gleichen Fehler wiederholen, die 1860 an den Abgrund getrieben haben." Und deswegen verdeutlicht er: „Den Leuten ist jahrelang das erzählt worden, was sie hören wollten. Jetzt ist aber einer da, der ihnen erzählt, was sie nicht hören wollen. Es tut mir leid, aber das muss so sein."
Weil Iraki beim Fanklubtreffen der Arge Region 6 (Oberbayern-Südost) also gemerkt haben will, dass noch viel Arbeit vonnöten sein dürfte, um die Fans von „unseren realistischen Zielen zu überzeugen", zeigt er sich weiteren Treffen solcher Art nicht abgeneigt. „Eigentlich", verdeutlicht er, „habe ich gar nicht die Zeit dafür. Und wenn, dann müssten es schon große Treffen mit vielen Fans sein. Aber wenn ich dazu beitragen kann, den Dialog zu fördern und im Sinne Hasans Missverständnisse auszuräumen, will ich das machen. Dafür bin ich ja auch da. Die Fans müssen verstehen, dass 1860 am Ende war und quasi neugeboren wurde. Nur die vielen Fans, die tolle Jugend und der großartige Name waren noch da. Da muss man Geduld haben. Auch wir wollen in die Bundesliga, das ist das Ziel, aber das geht nicht sofort."
So sieht's auch Schäfer, der sogar nicht ausschließt, dass sich Ismaik mal bei einer ähnlichen Veranstaltung blicken lassen könnte. „Das Problem ist nur, die Fans planen immer sehr langfristig. Unser Partner aber handhabt alles sehr kurzfristig", sagt Schäfer. „Wenn sich aber mal eine Gelegenheit bieten würde, wäre das sicher eine tolle Chance für eine vertrauensbildende Maßnahme und die Möglichkeit, unser Modell greifbarer zu machen."
Und weiter: „Es geht einfach nur um ein Beschnuppern, um ein Kennenlernen. Wenn die Leute dann merken, dass unsere Partner keinen Mist erzählen, hat sich die Sache schon gelohnt."[
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