Löwen-Boss Schneider in der Zwickmühle

Der Klubchef müsste eigentlich unters Messer – weil er zu dünn ist. Doch für die Operation ist der 64-Jährige mit aktuell 58 Kilo zu leicht. Eine Vollnarkose wäre zu gefährlich.
von  Filippo Cataldo, Marco Plein
Ein Paar der Gegensätze: Der ausgemergelte Oberbayer Dieter Schneider und der Jordanier Hasan Ismaik. Ganz links: 1860-Trainer Reiner Maurer.
Ein Paar der Gegensätze: Der ausgemergelte Oberbayer Dieter Schneider und der Jordanier Hasan Ismaik. Ganz links: 1860-Trainer Reiner Maurer. © Rauchensteiner

Der Klubchef müsste eigentlich unters Messer – weil er zu dünn ist. Doch für die Operation ist der 64-Jährige mit aktuell 58 Kilo zu leicht

München -  Am Dienstag büxte Dieter Schneider mal wieder aus dem Krankenhaus aus. Das macht der 1860-Präsident öfter. Auch wenn er weiß, dass er es eigentlich nicht sollte. Doch der gemeinsame Besuch auf der Wiesn mit der Mannschaft, dem Trainer-Team, seinen Präsidiums- und Aufsichtsratskollegen und natürlich dem Investor Hasan Ismaik war Schneider die Undiszipliniertheit wert. „Dieser Besuch ist für mich kein Stress. Im Gegenteil: Das ist Erholung pur”, sagte Schneider. Ebenfalls „Erholung pur” sind für den kranken Präsidenten, der mit seiner Gypsy und zwei seiner drei Töchter auf die Wiesn gekommen war, ganz offenbar auch Flüge zu der Mannschaft zum Auswärtsspiel bei St.Pauli, Fanklub-Besuche und Treffen mit den Verantwortlichen des neuen Hauptsponsors Aston Martin. Anzunehmen ist, dass sich Schneider während seiner Klinik-Urlaube ganz nebenbei wohl noch ein wenig um seine Firmen kümmert.

 


 

Es fällt ihm schwer, loszulassen. Auch im Krankenstand. „Ich muss das jetzt einfach über mich ergehen lassen. Priorität hat nur meine Gesundheit. Das wird schon rumgehen”, sagte er. Aber so ganz klappt es nicht. Zuletzt machte er sogar die Causa Kevin Volland zur Chefsache. Der derzeit formidabel aufspielende Jung-Stürmer (bereits sechs Saisontore und vier Vorlagen) gehört längst der TSG Hoffenheim, letzten Winter verkauften die Löwen den 19-Jährigen für heute läppisch anmutende 600000 Euro ins Kraichgau, liehen ihn aber sofort wieder zurück. Diesen Winter könnte der Bundesligist Volland per Option anfordern – was 1860 verhindern möchte. Das Thema ist akut, die Erfolgsaussichten äußerst gering: TSG-Manager Ernst Tanner blockte erst am Montag ab (AZ berichtete), versuchen muss es Schneider aber dennoch.

 


 

Denn: Was soll ein umtriebiger Mensch wie Schneider auch die ganze Zeit im Krankenhaus, wenn er längst weiß, was ihm fehlt, die Leiden derzeit aber nicht beheben kann? Die Magenprobleme des 64-Jährigen und sein massiver Gewichtsverlust – bei rund 1,80 Meter Körpergröße wiegt er nur noch 58 Kilo – rühren von alten Operationsnarben und Verwachsungen in der Magenhöhle her. Die Folge mehrerer Operationen vor zehn Jahren. „Ich vertrage fast nichts. Außerdem kann ich essen, was ich will. Aber ich nehme einfach nicht zu”, sagte er.
Wie dünn der Präsident ist, offenbarte sich erst auf der Wiesn so richtig. Vor allem neben dem, nun ja, voll im Saft stehenden Ismaik, wirkte Schneider mit seinen thomasmüllerhaften Wadeln in der Lederhose wie ein Strich in der Landschaft.

 


 

Einziger Ausweg wäre, die Verwachsungen und Narben operativ zu entfernen. Schneider hätte da auch nichts dagegen. Nur, seine Ärzte halten den Eingriff mit Vollnarkose bei seinem momentanen Gewicht für zu gefährlich. „Eine schöne Zwickmühle. Ich kann nicht operiert werden, weil ich so dünn bin. Bin aber so dünn, weil ich dieses Problem habe”, so Schneider. Für die kommenden zwei Wochen ist jetzt dennoch ein OP-Termin im Klinikum Großhadern angesetzt worden. Wenn er bis dahin nicht zugenommen hat, müsste man ihn im schlimmsten Fall mit Infusionen aufpäppeln. „Das ist keine schöne Situation. Ich hoffe, dass sich eine andere Lösung ergibt”, sagt Schneider. Klar, ausbüchsen aus dem Krankenhaus wäre dann nicht mehr so ohne weiteres drin.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.