Löwen-Aufsichtsratsboss Steiner: „Sanierung bis 2013“

Otto Steiner ist der neue Aufsichtsrats-Chef beim TSV 1860 München. Im AZ-Interview spricht er über sein Comeback, Pläne und sein Verhältnis zu den Löwen-Bossen.
AZ: Hallo, Herr Steiner, Sie sind als Nachfolger von Christoph Öfele neuer Aufsichtsratsvorsitzender beim TSV 1860. Warum tut man sich das an in der wohl schwierigsten Phase des Vereins?
OTTO STEINER: Aus Leidenschaft! Sechzig gehört zu meinem Leben, seit ich vier Jahre alt bin. Wenn ich helfen kann, dass man den Verein in besseres Fahrwasser führt, möchte ich das mit aller Kraft tun. Für mich wäre die Welt ohne 1860 nicht vorstellbar.
Was hat Sie noch motiviert? Sie sind ja unter Klubchef von Linde im Streit als Vize-Präsident zurückgetreten.
Bei 1860 herrscht wieder Geschlossenheit. Nicht nur in den Fanlagern geht es wieder friedlicher zu, sondern auch in den Gremien. Die eigenen Interessen werden zurückgestellt.
Was wollen Sie konkret als Aufsichtsratsboss machen?
Ich will sehr aktiv die Arbeit der Geschäftsführung und des Präsidiums unterstützen. Ich will ein Aktivposten sein, was Kontakte betrifft. Wir brauchen dringend frisches Geld. Wir müssen Partner und Investoren finden, die wieder an die Marke 1860 glauben. Da sehe ich meine Aufgabe, dass ich durch meine Tätigkeit in der Wirtschaft diverse Kontakte zu Unternehmern habe, die potenzielle Partner werden könnten. Ich will schnell starke Partnerschaften finden.
Der neue Geschäftführer Robert Schäfer ist 34 Jahre jung. Ist er der richtige Mann?
Ja. Er hat mehrere Vorteile. Er kennt den Verein seit fünf Jahren aus dem Eff-Eff, er saß in den letzten Monaten bei den Bankengesprächen dabei, er ist Volljurist und ein extrem fleißiger Mann, der sich ganz klar in Details einarbeitet. Uns muss es jetzt gelingen, Kontinuität auf dem Posten zu schaffen. Schäfer ist unser Mann – hoffentlich für die nächsten Jahre.
Schäfers Maßnahme, allen Profis und Mitarbeitern das Gehalt um zehn Prozent zu reduzieren, wird kontrovers diskutiert.
Das ist eine Maßnahme, die sein musste. Wenn man mit Banken spricht und sagt man will Geld, dann hört man immer: „und was tut ihr selbst?" In einer Sanierung macht man sich keine Freunde. Gerade für die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit.
Was halten Sie vom Präsidium?
Ich habe den Eindruck, dass unter Präsident Reiner Beeck gute Weichen gestellt wurden. Ich schätze seine Arbeit sehr, weil er mit ruhiger Hand Geschäfte führt und uneitel auftritt.
Der neue Vize-Präsident Dieter Schneider sprach davon, dass das operative Geschäft Vorrang habe, bevor man sich um Investoren kümmert.
Da hat er Recht. Er ist ein erfahrener Sanierer und weiß, wo er anpacken muss. Deshalb ist er so wertvoll für den Verein. Er hat das schon oft gemeistert, was er bei 1860 jetzt erlebt. Die Investoren-Geschichte muss aber parallel laufen.
Und wann ist 1860 komplett saniert?
Wenn alles gut läuft, dann sehe ich ein Ende der Sanierungsphase im Jahr 2013.
Interview: Reinhard Franke