Löwen: Angst vorm Absturz

Die Löwen fürchten nach der neuerlichen Pleite, dem 0:3-Pokalaus in Düsseldorf, nun auch in der Liga nach unten durchgereicht zu werden. Das Saisonziel wird schon nach unten korrigiert.
München - Diesen schwarzen Oktober werden die Löwen am liebsten schnell vergessen. Allein: Er ist noch nicht ganz rum. Einmal – am Sonntag in Duisburg – müssen sie diesen Monat, der ihre ganze Saison zerstört zu haben scheint, noch ran. Doch nach Niederlagen gegen Dresden, in Rostock, einem dürftigen Unentschieden gegen Paderborn und einer Pokalklatsche in Düsseldorf sind die Aussichten der Sechzger für die verbleibenden 22 Spiele schon jetzt ziemlich düster. Und siehe da, kaum sind die Löwen aus dem Cup-Wettbewerb raus und der Liga auf Platz neun gestürzt, schon suchen sie sich einen neuen, den letzten verbliebenen Anreiz: Abstiegskampf!
Stefan Aigner erkannte nach der 0:3-Pleite in Düsseldorf: „Wenn wir am Sonntag in Duisburg nicht gewinnen, kann es ganz schnell nach ganz unten gehen.” Dass der Komplettabsturz tatsächlich eintreffen könnte, wollte Aigner nicht verheimlichen – der 24-Jährige beschrieb die derzeitigen Auftritte so: „Wenn wir mal 1:0 in Führung gehen, haben wir Angst, dass wir hinten den Ausgleich kriegen. Ja, und wenn wir halt mal zurückliegen, dann fehlt uns das Selbstvertrauen, ein Spiel zu biegen." So oder so – Sechzig hat sich in wenigen Wochen in eine Lage manövriert, aus der man nur noch schwerlich rauskommt.
Die AZ zeigt auf, wie finster es um die Löwen steht.
MENTALITÄT: 1860 hat zuletzt nicht immer schlecht gespielt, bei den Niederlagen war auch Pech dabei. Präsident Dieter Schneider sagt: „Düsseldorf hat nichts gigantisches gemacht gegen uns, aber wenn man kein Glück hat, kann man auch nicht gewinnen." Und Trainer Reiner Maurer sagte nach einem Eigentor, einem Glückstreffer der Fortuna und einer Roten Karte (Collin Benjamin): „Bei uns ist es im Moment so: Ein Unglück kommt selten allein." Und doch fällt auf: Bei den Löwen hat sich in ihren Pleitenwochen so etwas wie eine Verlierer-Mentalität breitgemacht; Niederlagen scheinen die Mannschaft zwar zu stören, aber die eigenen Leistungen werden stets durch die blaue Brille gesehen. Zuletzt redeten die Sechzger ihre Pleiten schön, nun akzeptieren sie ihre Rückschläge. Und nehmen sie einfach so hin – Fortunas Manager Wolf Werner etwa sagte: „So ein richtiger Pokalfight war das ja gar nicht von München."
AUSSICHTEN: Noch fünf Spiele stehen in der Hinrunde an – und alle haben es in sich. Zunächst geht's gegen Duisburg und Bochum, zwei Gegner, denen es laut Maurer „noch kälter reinläuft als uns. Die waren beide Aufstiegskandidaten vor der Saison und müssen jetzt Boden gutmachen. Das sind schwierige Aufgaben." Danach geht's zum Derby nach Ingolstadt, dann kommt Topfavorit Eintracht Frankfurt – und letztlich müssen die Löwen bei Alemannia Aachen ran, das sich nach einem verpatzten Start nach oben kämpfen will. „Wir haben jetzt schwere Wochen vor uns”, sagte Präsident Schneider, „wir würden auch lieber den Blick nach oben richten. Aber wir müssen jetzt auf alles gefasst sein.”
SAISONZIEL: Eigentlich wollen sich die Löwen dieses Jahr konsolidieren – durch das Pokalaus ging ihnen eine halbe Million durch die Lappen. Schneider: „500000 Euro haben oder nicht haben, das ist ein Riesenunterschied. Das ist eine Menge Holz. Bei uns dominiert immer noch das kaufmännische Denken." Neben der Finanzseite aber wollte 1860 zumindest bis Winter Anschluss an die Aufstiegsplätze halten. Darum gab man im Sommer als Saisonziel Platz vier bis sechs aus. Jetzt rudert man zurück, Schneider sagte stellvertretend: „Wir wollen eine gute Rolle spielen. Und wenn möglich maximal Platz sechs erreichen."