Löwen als Party-Verderber!

Der TSV 1860 setzt seinen Höhenflug der letzten Wochen fort und gewinnt auch beim Berliner Partyklub. Necat Aygün: "Im Moment passt's einfach bei uns."
von  Marco Plein

Hertha BSC Berlin muss seine Meisterfeier vertagen. Nach der Führung des Gastgebers drehten Necat Aygün und Stefan Buck noch die Partie in Berlin.

Berlin - Den ganzen Tag über johlten und tanzten sie schon. die Hertha-Fans. Überall in Berlin. Immer wieder war dabei der gleiche Gesang zu hören: „Nie mehr Zweite Liga, nie mehr, nie mehr...“ Ganz Berlin schien diesen Song am Freitag zu singen: vor dem Olympiastadion, wo „Aufstiegsschals für'n Zehner“ angeboten wurden, und später darin.

57829 Fans waren gekommen, um mit Hertha BSC die schon sichere Erstligarückkehr und am liebsten vorzeitig die Zweitliga-Meisterschaft zu feiern. Allein: Ihre Partygäste spielten nicht mit. Der TSV 1860 setzte seinen Höhenflug der letzten Wochen fort und gewann nun auch beim Berliner Partyklub. „Das war nicht meisterwürdig“, sagte Hertha-Trainer Markus Babbel nach dem 2:1-Sieg der Sechzger beim Tabellenführer. Und Löwen-Coach Reiner Maurer erkannte: „Die Berliner Luft tut uns gut. Wir haben Hertha zwei Mal diese Saison geschlagen. Und wir sprechen hier von der besten Mannschaft der Liga. Darauf dürfen wir stolz sein. Das zeigt auch, welches Potenzial wir haben."

Das einzig Bittere für die Löwen ist, dass sie diese Saison nicht öfter diese Konsequenz im Abwehrspiel und diese Entschlossenheit vor dem Tor gezeigt haben. „Im Moment passt’s einfach bei uns“, sagte Necat Aygün, der nach seinem Eigentor zur Hertha-Führung (61.) auch vorne traf (64.). Der 31-Jährige weiter: „Für Hertha hätte es eine tolle Party werden sollen, und die Stimmung im Stadion war auch zum Genießen. Aber am Ende war es eine Party, auf die wir sehr gerne gekommen sind.“

Innenverteidigerkollege Stefan Buck, der das zweite Tor schoss (70.), ergänzte: „Wir wollten hier nicht den Grußonkel machen. Das haben wir geschafft. Wir waren keine guten Partygäste.“ Sondern Party-Verderber! Kai Bülow meinte: „Einige von uns werden vielleicht nie mehr vor so einer Kulisse spielen. Das mussten wir einfach genießen.“ Und Stürmer Benny Lauth, der beide Treffer per Freistoß vorbereitet hatte, ergänzte: „Wir haben das genauso unter der Woche trainiert. Es war kein Zufall, dass es so geklappt hat."

Nach dem dritten Sieg in den letzten vier Spielen müssen die Löwen jetzt nur noch einen Punkt holen, um das von Maurer gesetzte Saisonziel zu erreichen. Und bei ihrem Restprogramm – daheim gegen Ingolstadt, in Paderborn – sollten die angepeilten 50 Punkte möglich sein. „Wir sind auf einem richtig guten Weg“, sagte Maurer am Freitagabend bevor er im Bus verschwand. Den Hertha-Fans war die Pleite letztendlich egal, sie feierten den Aufstieg. „Diese Euphorie zu sehen, ist schön“, sagte Buck, „noch schöner wäre es, wenn das bei uns der Fall wäre. Das muss unser Ziel sein.“ Marco Plein

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