Löwe Ude sagt: „Danke, Bayernfans!“
Hier erklärt der OB, warum die Feier der Stadt und München 2018 geholfen hat.
AZ: Herr Ude, wenn man Ihre Laudatio gehört hat auf den FC Bayern und seine Fans: Man könnte glatt glauben, Sie, der Sechzger, werden noch zum Anhänger der Roten.
OB CHRISTIAN UDE: Tatsächlich darf ich feststellen, dass der FC Bayern in dieser Spielzeit sehr viele Sympathien gewonnen hat – und da ist meine auch dabei. Ich finde das Auftreten wirklich sehr angenehm, auch wie sie mit dieser Niederlage umgegangen sind: Das hat mich beeindruckt.
Besonders beeindruckt haben Sie die Fans und wie sie trotz der Finalpleite gefeiert haben.
Das finde ich nahezu unfassbar. Ich frage mich, was erst passieren soll, wenn sie wirklich die Champions League gewinnen – dann wird der Marienplatz zu klein. Da müssen wir uns städtebaulich was ausdenken, der Kaufhof war mir ja schon immer ein Dorn im Auge
Wieso das denn?
Weil diese Fernsehbilder der Stadt gut tun. Das wird ja weltweit gesendet: ein einstündiger Werbefilm über eine wunderschöne Stadt unter blauem Himmel, das darf ich als Sechzger noch feststellen.
Doch während die Löwen-Fans in der Arena zuletzt Stimmung gegen Münchens Bewerbung um die Olympischen Spiele 2018 gemacht haben, hilft das hier der Bewerbung?
In hohem Maße. Filme sind ein Hauptwerbemittel, mit dem wir uns beim IOC vorstellen. Nach dem schönen Empfang der Wintersportler aus Vancouver können die Funktionäre in der ganzen Welt nun erneut sehen, wie sportbegeistert die Münchner Bevölkerung ist. Diese Aufnahmen von der Ludwigskirche mit neuem Dach von oben, vom Siegestor von oben, der Theaterkirche, dem Hofgarten der Frauenkirche, am Schluss dem Marienplatz und dazu immer diese feiernden, fröhlichen Menschen – da sage ich noch einmal und sehr gerne: Danke, Bayernfans!
Das wird aber nicht jeder Löwe gerne hören.
Ich bin und bleibe ein Blauer. Einmal Löwe, immer Löwe – das gilt besonders in schlechten Zeiten: Da verlangt es Charakter.
Sie meinen: auch im eigenen Lager?
Neulich sagte ein Hardcore-Fan von 1860 zu mir: „Wer die Bayern auf dem Balkon empfängt, müsste bei Sechzig ausgeschlossen werden.“ Es tut es mir leid, wie manche Fangruppen bei 1860 die Regeln einer zivilisierten Gesellschaft aus dem Auge verlieren. Ein Fußballverein muss in erster Linie guten Fußball spielen und nicht Aversionen gegen den Lokalrivalen inszenieren, das kann kein Ersatz für eigene Leistungen sein. Es ist merkwürdig, dass manche es für geboten halten, den Lokalrivalen zu verdammen – als ob das alleine schon eine sportliche Leistung wäre.
Also, Herr Ude, wann treten Sie bei Bayern ein?
Gar nicht. Ich bin ein Blauer und finde, man muss gerade in schwierigen Zeiten Treue zeigen. Aber man darf nicht eine große Bevölkerungsmenge ausgrenzen. Ein souveräner Münchner muss damit umgehen, dass es in dieser Stadt beides gibt, Rote und Blaue. Da muss man Brücken schlagen.
Interview: Gunnar Jans