Löwe Ludwig: "Zwei verlorene Jahre"

MÜNCHEN Es klang gut, was Alexander Ludwig vor zwei Jahren versprach. Gerade hatte er sich zum ersten Mal die blaue Trainingskluft des TSV 1860 übergestreift, da sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus. „Hier soll was Großes entstehen”, sagte er, „und ich habe das Gefühl, dass ich eine tragende Rolle übernehmen kann.”
Doch es kam anders: Denn nun, da Ludwig die Löwen nach rund 24 Monaten wieder verlässt, sagte er zur AZ: „Für mich gehen die zwei Jahre enttäuschend zu Ende. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass es zwei verlorene Jahre waren. Schade, dass ich München mit einem unguten Gefühl verlasse."
Trotzdem ist der Thüringer sogar froh, dass die Zeit rum ist; großen Spaß hatte er zuletzt keinen mehr. In den letzten elf Spielen der Saison durfte Ludwig nur noch 28 Minuten spielen. „Als ich wochenlang nur am Ende eingewechselt wurde, war klar, dass es für mich nicht weitergeht. Irgendwann geht dann auch die Motivation ein bisschen verloren, wenn man immer nur ein paar Minuten spielt. Aber ich wollte keinen auf Diva machen. Ich bin 27, da bleibt man einfach ruhig."
Doch gerade weil er nie Ärger machte und sich auch sonst „nichts vorwerfen muss”, ist ihm sein mieses Standing bei Trainer Reiner Maurer ein Rätsel. „Er hat mir immer bestätigt, dass ich gute Qualität habe. Wenn man dann trotzdem nur fünf oder zehn Minuten spielt, gibt einem das zu denken. Und es zeigt mir, dass es nicht nur nach Leistung geht.”
Vor allem Ludwigs Düsseldorfer Berater Thorsten Weck vermutet, dass sein Schützling nicht berücksichtigt wurde, weil Maurer deswegen hoffnungsvolle Talente einsetzen musste, um deren Marktwert zu steigern und dringend benötigtes Transfergeld zu ermöglichen. „Ich wundere mich, wenn ein Spieler wie Alexander, der vorher bei St.Pauli das Spiel fast alleine gemacht hat und Topscorer der Liga war, auf einmal nicht mehr gut genug sein soll", sagt Weck. Und indirekt bestätigte Maurer dies sogar, denn er pries Ludwigs Potenzial immer wieder und meinte, Ludwig könne ein Spiel ganz allein entscheiden. Und dennoch: Ludwig schmorte meist auf der Bank. Ein Verbleib rückte in weite Ferne.
„Man hat mir gesagt, dass man sich vorstellen kann, mit mir zu verlängern. Aber dann lief es wie die ganzen zwei Jahre, keiner wollte sich festlegen, um nicht seinen Job zu verlieren", sagt Ludwig. Weck sagt dazu: „Es hat einfach nicht gepasst. Und unter den Bedingungen gab es auch überhaupt keinen Grund, bei 1860 zu bleiben.”
Nun blickt der Thüringer voraus. Sein Ex-Klub, der Erstliga-Absteiger St. Pauli, hat sich bereits bei ihm gemeldet, auch andere Zweitligisten wie Cottbus sind interessiert. „Ich habe vor meiner Zeit bei 1860 bewiesen, dass ich Qualität habe. Daran wird sich der ein oder andere schon noch erinnern", sagt er. Gemessen an seinen Antrittsworten bei den Löwen klingt das ziemlich bescheiden.