Löwe Ludwig: „Wir haben Berge, Seen und den Soli“
So erklärt 1860-Profi Alexander Ludwig die Vorzüge Thüringens, seiner Heimat. In München fühlt er sich noch nicht recht wohl.Seine Lieblingsstadt in Deutschland ist: Dresden.
AZ: Herr Ludwig, Sie leben und spielen seit Juni in München für den TSV 1860. Neulich sagten Sie, die Münchner seien „ein besonderes Völkchen“. Sie, ein gebürtiger Thüringer, scheinen noch zu fremdeln. Warum ist das so?
ALEXANDER LUDWIG: Naja, mir fehlt irgendwie der Kontakt nach außen. Außer 1860 habe ich momentan nichts. Und dann ist es gar nicht so einfach, sich einzuleben. Hinzu kommt noch, dass ich alles andere als ein extrovertierter Typ bin. Es gibt wenige hier in München, die mit meiner Art klarkommen. Deswegen kommen mir die Münchner oberflächlich vor.
München ist doch die Weltstadt mit Herz!
(lacht) Aber nur, wenn Wiesn ist, oder? Noch habe ich das nicht gespürt. Das muss und will ich noch rauskriegen.
Sind Sie kontaktscheu?
Es ist nicht so, dass ich jeden an mich ranlasse. Heutzutage daten sich doch die jungen Leute im Internet, in irgendwelchen Chats. Für München soll's da die Lokalisten geben, hab ich gehört. Aber ein Chat ist nicht unbedingt die Plattform, die ich bevorzuge, um mich mit jemanden zu unterhalten.
Ihr Trainer Ewald Lienen, der in der Isarvorstadt wohnt, gab Ihnen den Ratschlag, von Harlaching in die Innenstadt zu ziehen.
Nein, umziehen werde ich nicht. Ich werde jetzt mal das Glockenbachviertel erkunden – aber mehr nicht. Ich will ja nicht in die Nähe des Trainers (lacht).
Ist es in Thüringen, wo Sie geboren sind, schöner als in München?
Jeder, der nicht aus München kommt, würde sagen: Daheim ist es am schönsten. Wir Thüringer haben Berge, Seen und den Soli. Alles, was man zum Leben braucht. Aber die schönste Stadt liegt trotzdem in Sachsen: Dresden. Es gibt nichts Besseres in Deutschland.
Mit 1860 belegen Sie in der 2. Liga Platz 15. Warum kommt der Klub nicht aus der Krise?
Wenn wir so weitermachen wie gegen Düsseldorf (2:2, d. Red.), dann habe ich große Hoffnung. Trotzdem: Ich bin zu 1860 gekommen, um oben mitzuspielen, aber davon sind wir ganz weit entfernt. Ich bin hier erst zufrieden, wenn wir aufsteigen.
Gibt's für die Misere eine Erklärung?
Wir haben keine schlechten Spieler, sicher nicht. Aber es ist halt so, dass wir viele neue Spieler haben, das muss erst zusammenwachsen. Ein Problem ist sicher auch die Sprachenvielfalt. Der eine spricht spanisch, der andere kann nur englisch.
Was wird aus Ihren Plänen, bald einmal an der Fernuni Hagen Sozialpädagogik zu studieren?
Ich überlege, ob ich anfangen soll. Doch fehlt mir momentan irgendwie der Antrieb. Ich will auf jeden Fall mal mit Kindern arbeiten, am liebsten mit Fünf- bis Achtjährigen in einem Hort, die kann man noch formen.
Interview: Oliver Griss