Löwe Bell: Wie der junge Metzelder
Er ist noch nicht mal drei Monate da, doch schon jetzt würden die Löwen ihn am liebsten nie mehr gehen lassen. Mainz-Leihgabe Stefan Bell begeistert 1860. An der Grünwalder Straße überlegen sie jetzt schon, wie sie ihn länger halten können.
MÜNCHEN Er ist noch nicht mal drei Monate da, doch schon jetzt würden die Löwen ihn am liebsten nie mehr gehen lassen. Keine Frage, Stefan Bell hat sich bei den Sechzgern noch viel besser eingefunden als es zu erwarten war: Er ist der Abwehrboss, und das mit 19. „Ich bin selbst überrascht, wie schnell ich mich hier zurechtgefunden und an das Niveau gewöhnt habe", sagt der vom gefeierten Bundesligisten Mainz ausgeliehene Bell, „im Moment läuft alles perfekt für mich.“
Auch für die Löwen stellt sich das Ausleihgeschäft bislang wie ein Sechser im Lotto dar: Bell stabilisiert die Abwehr, besticht durch Kopfballstärke und Zielstrebigkeit im Zweikampf. „Er hat hervorragend Fuß gefasst, das liegt nicht zuletzt an seinem blendenden Charakter“, lobt Trainer Reiner Maurer, „er ist selbstbewusst, lässt sich aber gleichzeitig auch was sagen. Ein Charakterzug, der bei Profifußballern sehr selten ist.“
Klar, dass die Löwen das Riesen-Talent, bei dem sich Sportdirektor Miki Stevic sogar „an den jungen Christoph Metzelder“ erinnert fühlt, am liebsten länger behalten würden als nur, wie mit Mainz vereinbart, bis Ende Juni. „Wir wären dumm, würden wir uns nicht damit beschäftigen. Aber derzeit spielen solche Gedanken noch keine Rolle“, sagt Stevic. „Aktuell gibt es noch keine Notwendigkeit, über das Thema zu reden“, sagt auch Mainz-Manager Christian Heidel, „bis jetzt sind wir einfach nur begeistert, wie schnell Stefan eingeschlagen hat. Wir lassen uns von jedem Spiel eine DVD schicken. Stand heute haben wir mit dem Geschäft alles erreicht, was wir erreichen wollten und konnten.“
Bells Vertrag läuft bis 2013; wollen die Löwen den groß gewachsenen Verteidiger behalten, müssten sie ihn entweder ein weiteres Jahr leihen. Oder irgendwie Geld für eine Ablösesumme zusammenkratzen – was jedoch nur im Falle des Erstligaaufstiegs möglich sein dürfte. Bell, der aufgrund regelmäßiger Telefonate mit Thomas Tuchel weiß, wie zufrieden auch der Mainzer Trainer mit ihm ist, sagt über seine Zukunft: „Wir werden nächstes Jahr schauen, was das Beste für mich ist und wo ich mich gut weiterentwickeln kann. Derzeit fühle ich mich in München sehr wohl. Aber, und das ist ja kein Geheimnis, langfristig will ich natürlich in die Erste Liga.“
Grämen müssten sich die Löwen aber, sollte Bell diesen Sprung schon kommende Saison in Mainz schaffen, nicht. Das Ausleihgeschäft hat auch jetzt schon, nicht nur wegen Bells starken Leistungen, eine positive Nachwirkung für den Zweitligisten. Trainer Maurer erklärt: „Wir haben gezeigt, dass wir bereit sind, jungen Spielern eine Chance geben. Ich stehe zu meinen Aussagen und gehe großes Risiko ein. Ich hoffe, dass das auch so wahrgenommen wird.“ Heidel hat das sehr wohl: „Mich hat die Vehemenz, mit der er Stefan Bell haben wollte, sehr beeindruckt. Er hat angekündigt, ihn einsetzen zu wollen und dann auch Wort gehalten. Das freut mich sehr.“
Marco Plein