Life Kinetik? "Wäre unter Lorant nicht gutgegangen"

1860-Ikone Winkler spricht über sein Life-Kinetik-Training mit den Profis, mit dem er Trainerlegende Lorant früher hätte nicht unter die Augen treten dürfen, den Effekt des Gehirnjoggings vor dem Keller-Krimi in Duisburg und die Chancen der Löwen im Abstiegskampf
von  Matthias Eicher
Zwei Löwen-Legenden: Trainer Werner Lorant (l.) und Profi Bernhard Winkler (r.).
Zwei Löwen-Legenden: Trainer Werner Lorant (l.) und Profi Bernhard Winkler (r.). © Rauchensteiner/Augenklick

1860-Ikone Winkler spricht über sein Life-Kinetik-Training mit den Profis, mit dem er Trainerlegende Lorant früher hätte nicht unter die Augen treten dürfen, den Effekt des Gehirnjoggings vor dem Keller-Krimi in Duisburg und die Chancen der Löwen im Abstiegskampf.

München - Einst schoss er selbst seine Tore für die Löwen und seinen Herzensverein 1994 in die Bundesliga. Jetzt könnte Bernhard Winkler seinen Teil dazu beitragen, dass die Löwen eine Spielklasse tiefer zumindest den Abstiegskampf positiv bestreiten: Unter der Federführung Winklers absolvieren die Löwen seit letztem Mittwoch einmal pro Woche eine Einheit Life Kinetik.

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Im AZ-Interview erklärt der 49-Jährige die Trainingsformen, die er als Leiter der Fußballschule mit den jungen Kids oder als freier Life-Kinetik-Coach auch mit anderen Trainingsgruppen jeden Alters durchführt - und seit kurzem eben auch mit den Profis.

AZ: Herr Winkler, zuletzt gab es für die Profis des TSV 1860 nicht nur normalen Trainingsbetrieb unter Cheftrainer Benno Möhlmann, sondern auch Life-Kinetik-Training mit einer echten Löwen-Legende - nämlich Ihnen. Wie war's?

WINKLER: Es hat viel Spaß gemacht. Und ich denke, es ist auch bei den Spielern gut angekommen. 

Sie sind nicht nur Leiter der 1860-Fußballschule, sondern auch ausgebildeter Life-Kinetik-Trainer, das auch als "Gehirnjogging“ bekannt ist: Wie funktioniert’s und wozu ist es gut?

Wie Sie schon sagten: Es ist Gehirntraining durch Bewegung. Ein koordinatives, visuelles Training, um Aufmerksamkeit und Konzentration zu schulen und dadurch die Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Wie sieht so eine Trainings-Einheit aus?

Es geht darum, neue Dinge zu erlernen, das Gehirn auf ungewohnte Bewegungen zu schulen. Viele Überkreuzbewegungen, zwischendurch Balancieren zum Auflockern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten das Gehirn zu trainieren, sei es eine neue Sprache zu erlernen oder ein Instrument zu spielen. Beim Life-Kinetik-Training passiert das mit Bewegungen, die ständig variieren.

Und wie haben sich die Spieler angestellt?

Ich werde Ihnen jetzt nicht verraten, wer besonders gut oder weniger gut war. Bei Leistungssportlern ist natürlich keiner ganz schlecht – und sie lernen schnell.

Sie spielten früher für Sechzig in der Bundesliga unter Werner Lorant, der als beinharter Schleifer galt. Dem hätten Sie mit solchen Trainingsformen nicht unter die Augen treten brauchen, oder?

(Lacht) Puh. Nein, das wäre nicht gut gegangen. Damals gab es solche Ansätze ja auch noch gar nicht. Ich habe 2007 damit angefangen. Auch heutzutage gibt es Trainer, die darauf schwören, andere wollen es nicht. Jürgen Klopp beispielsweise steht total drauf.

Benno Möhlmann erklärte, dass die Einheiten mit Ihnen eigentlich erst in der kommenden Saison geplant waren – falls er Trainer bleibt. 

Ja, das hatten wir so besprochen.

Wie kam es, dass Sie nun doch schon mitten im Kampf um den Klassenerhalt damit begonnen haben?

Benno ist gekommen und meinte, dass er schon jetzt gerne damit beginnen würde. Ich musste keine Sekunde überlegen. Mein Herz hängt am Verein, ich war da neun Jahre als Spieler, Co-Trainer unter Ewald Lienen und habe die U21 trainiert. Ich werde mich anstrengen, damit es bei den Jungs positiv ankommt.

Die erste, unmittelbare Auswirkung ist also die Erhöhung des Spaßfaktors?

Der Verein hat im Abstiegskampf eine sehr angespannte, schwierige Situation. Dafür kann man Life Kinetik ganz gut einsetzen, um die Jungs mal etwas abzulenken, das Ganze aufzulockern. Fußball spielen sie ja genug.

Am Freitagabend steht der Keller-Krimi in Duisburg an. Wie ausgeprägt kann der eigentliche Effekt Ihres Trainings nach zwei Einheiten in den letzten beiden Wochen schon sein?

Es ist kein Zaubermittel. Einen Effekt gibt’s erst bei regelmäßigem Training. Life Kinetik alleine wird mir als Profifußballer nichts nutzen, die anderen Dinge müssen auch passen. Die Jungs können sich das ein oder andere Prozent ihrer Leistungsfähigkeit holen. Ich hoffe, dass es im Schlussspurt dazu beitragen kann, den Klassenerhalt zu schaffen.

Wie schätzen Sie denn die Chancen ein?

Ich bin sehr positiv gestimmt, weil ich an die Qualität der Mannschaft glaube. Wir haben viele Spieler auf gutem Zweitliga-Niveau. Wenn sie ihr Können auf den Platz bringen, wird Sechzig nicht absteigen.

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