Lienens Lernprozess bei den Löwen

Der Trainer war intern umstritten. Hier erklärt Stoffers, was den Coach gerettet hat
von  Abendzeitung
Ewald Lienen ist zur Zeit richtig sauer auf seine Spieler. Er will jetzt Taten sehen.
Ewald Lienen ist zur Zeit richtig sauer auf seine Spieler. Er will jetzt Taten sehen. © dpa

Der Trainer war intern umstritten. Hier erklärt Stoffers, was den Coach gerettet hat

MÜNCHEN Natürlich ist Ewald Lienen ein bisschen stolz. Aus den letzten vier Spielen hat der Trainer mit 1860 zehn Punkte geholt; die Löwen haben sich durch das jüngste 1:0 gegen Augsburg in der 2. Liga auf Rang neun vorgearbeitet. „Natürlich freue ich mich“, sagt Lienen zur AZ: „Das ist eine kleine Genugtuung. Das ist kein Zufall, sondern das Produkt harter Arbeit.“

Glücklich ist er noch nicht. „Punktemäßig ist die Saison aber immer noch unbefriedigend (21 von 48 möglichen Punkten, d. Red.), wir haben bislang nur das Überlebenswichtigste getan.“

Lienen hat den Verein aus der Abstiegszone geführt – und damit auch seinen Job gerettet. Nach dem blamablen 2:3 vor einigen Wochen gegen das damalige Schlusslicht FSV Frankfurt galt Lienen bereits als gescheitert beim TSV 1860. Nach AZ-Informationen äußerten im Präsidium die beiden Vizes Franz Maget und Michael Hasenstab Zweifel am Cheftrainer; Präsident Rainer Beeck, Sportdirektor Miki Stevic und Geschäftsführer Manfred Stoffers sprachen sich für Lienen aus.

„Ich bin froh, dass wir stabil geblieben sind“, sagt Stoffers jetzt. „Erstens: Wenn man einen Trainer rauswerfen muss, ist das immer ein Eingeständnis, dass man Fehler gemacht hat. Zweitens: Es wäre nicht gut gewesen, seinen Leitwolf zu wechseln. Und drittens: Ein Trainer-Wechsel ist auch nicht kostenlos.“

So behielt Lienen seinen Job. Freilich hat er aber gespürt, dass er und Abder Ramdane, sein Schwiegersohn und Co-Trainer, auf der Kippe standen bei Sechzig. „Wenn du keine Ergebnisse produziert“, sagt Lienen rückblickend, „musst du auch als Trainer damit rechnen, dass du entlassen wirst. Aber ich habe mich nie verrückt machen lassen.“

Und dann gibt Lienen zu: „Ich arbeite sehr gerne bei diesem Verein. Bei 1860 zu sein, ist etwas ganz Besonderes. Es hätte mir schon was ausgemacht, wenn es hier nicht mehr weitergegangen wäre.“

Dass der 55-Jährige die Kurve gekriegt hat, lag zuvorderst an ihm selbst. „Der Trainer hat sich nie von seiner Linie abbringen lassen“, lobt Kapitän Benny Lauth – und: „Lienen hat auch noch mehr trainiert als vorher.“ Zudem hat er offenbar von Stevic und Stoffers Ratschläge zur Mannschaftsführung angenommen.

Stoffers erzählt: „Das zeigt Größe. Es gefällt mir, wenn einer eine klare Meinung hat, aber trotzdem nie aufhört zu lernen. Das ist der Punkt, wo man Lienen großen Respekt zollen muss. Das zeichnet diesen Mann aus.“Oliver Griss

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