„Lienen will sich nicht vor seinen Verwandten blamieren“
Löwen müssen in der ersten Pokalrunde in Paderborn allein aus finanziellen Gründen gewinnen
MÜNCHEN Die Fans können ihn immer noch in einem Glaskasten in der 1860-Geschäftsstelle bestaunen: Eine Kopie des DFB-Pokals, den der TSV 1860 letztmals 1964 gewann.
45 Jahre später haben die Löwen (okay: wie jedes Jahr) wieder ein Ziel: Das Endspiel. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die erste Etappe führt die Löwen, die in der Vorsaison im Achtelfinale am HSV (1:3) scheiterten, nach Paderborn zum Erstrunden-Duell der Zweitligisten (Samstag, 15.30 Uhr). Das 1860-Motto: Verlieren verboten!
Aus den unterschiedlichsten Gründen: „Nirgendwo können wir so schnell und leicht Geld verdienen wie im DFB-Pokal", sagt Sportdirektor Miki Stevic. „Der Pokal ist eine Einnahme-Quelle, die wir so lange wie möglich erhalten wollen." Für die erste Runde gibt es 100 000 Euro Antrittsgeld aus dem TV-Topf, ein Weiterkommen in Paderborn würde weitere 237 000 Euro bringen. „Ich kann den Pokal-Verteilungsschlüssel auswendig rauf- und runter aufsagen“, sagte Geschäftsführer Manfred Stoffers. Die Löwen werden eine Sieg-Prämie fürs Weiterkommen von rund 40000 Euro an die Mannschaft ausschütten.
Stoffers erklärt: „Für uns ist der Pokal nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich von großer Bedeutung. Ein Sieg ist deshalb Pflicht."
Auch für Ewald Lienen, der in Limke unweit von Paderborn geboren ist. "Für Lienen", sagt Stoffers grinsend, „ist das in Ostwestfalen ein Heimspiel – und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich vor seinen Verwandten blamieren will."
Doch als Trainer ist Lienens Pokal-Bilanz nicht unbedingt aufbauend: Große Erfolge gibt's nicht. Als Spieler stand er immerhin einmal im Pokalfinale. 1984, als er mit Mönchengladbach gegen den FC Bayern im Elfmeterschießen verlor. „Da hat Lothar Matthäus einen Elfer verschossen und ist danach zu den Bayern gegangen"; erinnert sich Lienen. Benny Lauth, von Lienen zum neuen 1860-Kapitän gekürt, hat an Paderborn nicht die schönsten Erinnerungen: „Robert Hoyzer hat uns 2004 mit dem HSV im Pokal in Paderborn (2:4, d. Red.) absichtlich verlieren lassen. Dass wir Betrug vermuteten, hatte uns damals keiner geglaubt. Wir wurden als schlechte Verlierer hingestellt. Die Wahrheit kam ein paar Monate später heraus.“
Bis auf die Langzeitverletzten Daniel Bierofka (Bandscheiben-OP) und Stefan Aigner (Knöchel) sind alle Mann an Bord. Auf der rechten Mittelfeldseite wird wohl nicht Neuzugang Charilaos Pappas wird beginnen, sondern U23-Amateur Sandro Kaiser. Stevic: „Bei Lienen spielen immer die besten.“ Oliver Griss