Lienen vergriecht sich

MÜNCHEN - Ewald Lienen hat die Löwen um die vorzeitige Vertragsauflösung gebeten. Der Coach hat sich mit dem griechischen Vizemeister Olympiakos Piräus geeinigt und hat die Löwen um eine Auflösung seines Vertrages gebeten.
Um eines gleich klarzustellen: Nein, Ewald Lienens Gehalt zahlt auch künftig nicht der deutsche Steuerzahler. Aber vom TSV 1860 bekommt der Trainer es eben auch nicht mehr. ´
Nach lediglich gut 14 Monaten bei den Löwen, hat er den Zweitligisten um die sofortige Vertragsauflösung gebeten. Lienen vergriecht sich! Rund zwei Wochen vor Trainingsstart an der Grünwalder Straße zieht es den 56-Jährigen wieder nach Griechenland – zum dortigen Rekordmeister Olympiakos Piräus.
Montagvormittag hat sich Lienen, wie mittlerweile auch 1860 bestätigt hat, in Athen mit Sokrates Kokkalis, dem Präsidenten und Eigner des Vizemeisters der abgelaufenen Saison, getroffen. Die Verhandlungen fanden auf Deutsch statt – Kokkalis, ein Milliardär, der sein Geld mit einem Telekommunikationsunternehmen gemacht hat, wuchs einst in der DDR auf, wo sein Vater als Leibarzt des damaligen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht beschäftigt war.
Lienen, einst in der Friedensbewegung aktiv, und Kokkalis, der Sohn eines Kommunisten, wurden sich schnell handelseinig: „Wir sind uns in allen Punkten einig. Ich will diesen Traditionsverein wieder ganz nach oben führen“, ließ Lienen, 2007 Trainer des Jahres in Griechenland (während seiner Zeit bei Panionios Athen), mitteilen. 600.000 Euro pro Jahr soll er bei Piräus kassieren.
Abends rief der Noch-Coach Löwen-Geschäftsführer Manfred Stoffers an: „Ewald Lienen hat mich gebeten, schon in den nächsten Tagen mit uns über eine vorzeitige Auflösung seines Vertrages als Cheftrainer zu verhandeln“, erklärte Stoffers am gestrigen Abend.
Die Löwen werden dieser Bitte nachkommen – und ihrem Trainer wohl auch keine Steine in den Weg legen. „Unseren Verhandlungen will und kann ich nicht vorgreifen“, ließ Stoffers zwar per Pressemitteilung verlauten, fügte aber gleichzeitig hinzu: „Nur soviel sei gesagt: Wir werden unsere beiderseitigen Interessen diskutieren und abwägen und dann zu einem fairen Ergebnis kommen – so wie wir es in der Vergangenheit auch immer gehalten haben.“
Stoffers und auch Sportdirektor Miki Stevic schätzen Lienen, fachlich und persönlich. Stoffers weiß, dass Piräus, das nächstes Jahr – sollte es die Qualifikation schaffen – in der Europa League spielen wird, für den Coach eine reizvolle Herausforderung wäre. Und Lienen weiß, dass ein möglicher Nachfolger für ihn bei 1860 bereits verpflichtet wurde: Reiner Maurer, von Dezember 2004 bis Januar 2006 Cheftrainer bei den Löwen, hat vor rund einem Monat einen neuen Vertrag bei 1860 unterschrieben. Eigentlich für die in der Regionalliga aktive zweite Mannschaft. Nun könnte Maurer blitzschnell aufsteigen.
Filippo Cataldo