Lienen: „Unruhe im Verein wirkt sich auf die Spieler aus“

Trainer Ewald Lienen kehrt mit St. Pauli zu seinem Ex-Klub 1860 zurück. Im Interview spricht er über den Aufstieg der Hamburger und die Probleme der Löwen.
Interview: Matthias Eicher |
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Rückkehr in die Allianz Arena: Ex-Löwen-Coach Ewald Lienen ist nun Trainer des FC St. Pauli.
dpa Rückkehr in die Allianz Arena: Ex-Löwen-Coach Ewald Lienen ist nun Trainer des FC St. Pauli.

München -  Der 61-jährige Ewald Lienen trainiert seit 2014 den FC St. Pauli, von 2009 bis 2010 war er Coach des TSV 1860 München. Am Samstag (13.00 Uhr, Liveticker auf az-muenchen.de ) treffen die beiden Teams in der Allianz Arena aufeinander. Im Vorfeld hat Lienen der AZ ein Interview gegeben.

AZ: Herr Lienen, an Ihr letztes Duell mit dem TSV 1860 dürften Sie keine schönen Erinnerungen haben. Der FC St. Pauli verlor trotz drückender Überlegenheit 1:2.

EWALD LIENEN: So etwas habe ich noch nie erlebt. Zur Halbzeit haben wir 5:0-Torschüsse, aber 1860 führt 1:0. Das hat sich in der 2. Halbzeit fortgesetzt. Das war eine ganz bittere Niederlage, weil wir an dem Tag die klar bessere Mannschaft mit einer Vielzahl hochkarätiger Chancen waren. Am Ende gab es für beide Teams im Abstiegskampf ein spätes Happy End.

Jetzt steht 1860 wieder unten, Sie belegen dagegen einen Aufstiegsplatz. Was macht Pauli anders?

Wir haben zur neuen Saison unseren Kader verschlankt und konnten mit Lasse Sobiech, den wir fest verpflichtet haben, und Waldemar Sobota, den wir weiter ausleihen konnten, Qualität halten. Zudem haben wir mit Marc Hornschuh, Jeremy Dudziak und dem leider verletzten Ryo Miyaichi Qualität hinzugewonnen. Die Mannschaft hat sich nach dem Klassenerhalt sehr gut weiterentwickelt und ist als Team noch viel enger zusammengerückt.

Andersherum gefragt: Was hat Sechzig versäumt?

Das steht mir nicht zu, aus der Entfernung genaue Analysen vorzunehmen. Aber es ist klar, dass Unruhe im Umfeld – gerade wenn es um die sportlich Verantwortlichen geht – sich auch auf die Mannschaft und den Trainer auswirkt.

Wie schwer wog dabei das Chaos im Sommer, als der Sport wieder einmal in den Hintergrund rückte?

Wie gesagt, das ist für eine Mannschaft nie gut, wenn es im Umfeld so unruhig ist, wie es bei den Löwen war.

Sechzig und Pauli sind zwei Traditionsvereine. Ziehen Sie mal den Vergleich für uns!

Beide Vereine verfügen über riesiges Fanpotenzial, beide sind in ihrer Stadt sportlich die Nummer 2. Beim FC St. Pauli liegt ein wichtiger Schwerpunkt auf politischen und gesellschaftlichen Themen. Dadurch unterscheiden wir uns von vielen anderen.

Wie denken Sie an Ihre Zeit bei 1860 zurück? Es dürfte auch für Sie nicht einfach gewesen sein, an der Grünwalder Straße in Ruhe zu arbeiten.

Ich habe sehr viele positive Erinnerungen an München und an den Verein. Ich bin kurz vor Saisonende gekommen, wir haben den Klassenerhalt geschafft. Es war ein schönes, aber auch sehr intensives Jahr.

Am Samstag stehen Sie Ihrem Ex-Verein zum nächsten Mal gegenüber. Welche Notizen über den Gegner stehen schon auf Ihrem Zettel?

Wir kennen die Situation von 1860 ja aus der letzten Saison: Die Mannschaft kämpft in jedem Spiel ums Überleben und wird alles reinwerfen, um uns zu schlagen.

Der neue Trainer Benno Möhlmann sagte, dass Ihr Team in der Offensive druckvoller agiert und effektiver ist. Was können die Löwen besser?

Sie sind sehr kompakt und aggressiv in der Defensive und bekommen daher relativ wenig Gegentore. Darüber hinaus sind sie sehr ballsicher und gefährlich im Konterspiel.

Möhlmann und Sie kennen sich lange, gründeten 1987 gemeinsam die Vereinigung der Vertragsfußballspieler. Wie oft tauschen Sie sich noch aus?

Wir telefonieren immer mal wieder und treffen uns in der Regel zweimal jährlich bei den Trainertagungen.

Was konnte er in der kurzen Zeit schon verändern?

Er hat die Mannschaft stabilisiert. Sie haben vier Punkte aus den letzten beiden Spielen geholt. Er hat viel Erfahrung, weil er solche Situationen schon häufig durchgemacht hat, so dass er auch die richtigen Schlüsse ziehen wird.

Mit Oliver Kreuzer hat ein neuer Sportchef bei 1860 angeheuert. Ihre Meinung zu dieser Personalie?

Er hat unter anderem beim FC Basel, bei RB Salzburg, beim KSC und dem HSV in dieser Position gearbeitet und bringt dementsprechend Erfahrung mit. Ich wünsche ihm viel Glück für seine Aufgabe.

Schaffen die Löwen mit der neuen sportlichen Leitung den Klassenerhalt?

Ich bin kein Hellseher und auch zu weit weg für ein fundiertes Urteil. Aber ich wünsche meinen Ex-Vereinen grundsätzlich immer alles Gute, also auch dem TSV 1860, insbesondere aufgrund seiner Tradition, des riesigen Fan-Potenzials und der hervorragenden Nachwuchsarbeit.

 

 

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