Lienen tobt – weil er seine Stars abstellen muss

1860-Trainer ärgert sich über Uefa und Fifa. Er fordert die Verbände auf, Gehälter zu zahlen
MÜNCHEN Am Ende hatte Ewald Lienen (55) eine blutige Lippe! Allerdings nicht wegen einer Rangelei, sondern weil sich der Trainer am Mittwoch im Löwen-Stüberl so in Rage geredet hatte, dass er sich selbst verletzte. Und warum? Weil sein Verein Nationalspieler abstellen muss!
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Lienen über die Störung seiner Arbeit durch Uefa oder Fifa ereifert. Betroffen sind dieser Tage Gabor Kiraly (Ungarn), Mate Ghvinianidze (Georgien) und Antonio Rukavina (Serbien). Der Rechtsverteidiger, der mit seiner Nationalmannschaft in Südafrika spielt, wird sogar erst am Freitag wieder in München erwartet. Eine Tatsache, die Lienen vor dem Auswärtsspiel in Rostock am Samstag (13 Uhr) missfällt. „Der Hype um die Nationalmannschaften“, wettert er, „ist nicht gesund für unseren Fußball. Der Europapokal und die Länderspiele sind längst nichts Besonderes mehr. Es wird alles nur noch verwässert. Es geht nur noch ums Geld – aber ob dadurch die Spieler besser werden? Die Belastungsgrenze der Spieler ist längst erreicht.“ Lienens Forderung: „Wenn die Verbände unsere Spieler schon wollen, dann sollen sie auch ihre Gehälter übernehmen.“
Was Lienen besonders ärgert, sind Qualifikationsspiele gegen „kleine Nationen“: „Da fährst du als deutsche Nationalmannschaft auf die Färoer Inseln – und dann gucken dich die Schafe auch noch dumm an und der Franz (Beckenbauer, d. Red.) oder Günter Netzer warten nur darauf, dass du dich blamierst.“
Ein Aspekt, den Lienen auch zum Nationalelf-Verweigerer macht – sogar 2006, bei der WM in Deutschland. „Als Deutschland ins Elfmeterschießen gegen Argentinien ging“, erinnert sich Lienen, der damals Panionios Athen trainierte, „habe ich den Fernseher ausgemacht, weil Panionios B gegen C gespielt hat.“ Und weiter: „Ich war früher B-Nationalspieler, habe aber dann gesagt, dass ich nicht mehr berücksichtigt werden will. Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich jetzt vielleicht auch einen Maserati und könnte eine noch größere Welle machen.“ Eine noch größere? Oliver Griss