Lienen: "Ich war entsetzt und schockiert"

Ex-Löwen-Trainer Ewald Lienen trainiert den Verein, bei dem am Wochenende der Spieler Giorgos Katidis nach dem Torjubel den Hitlergruß gezeigt hatte. Was Lienen dazu sagt.
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Will von der Bedeutung dieser Handbewegung nichts gewusst haben: Der griechische Nationalspieler Giorgos Katidis.
firo sportphoto Will von der Bedeutung dieser Handbewegung nichts gewusst haben: Der griechische Nationalspieler Giorgos Katidis.

Ex-Löwen-Trainer Ewald Lienen trainiert den Verein, bei dem am Wochenende der Spieler Giorgos Katidis nach dem Torjubel den Hitlergruß gezeigt hatte. Was Lienen dazu sagt.

'Ewald Lienen, Sie trainieren den griechischen Fußball-Erstligisten AEK Athen. Einer Ihrer Spieler hat am Wochenende beim Torjubel den Hitlergruß gezeigt. Was war da los?"

Ewald Lienen: „Ich habe das nicht gesehen im Spiel, das ist mir später zugetragen worden. Es ist abseits meines Blickfelds passiert. Dann hat mir einer unserer Betreuer das gesagt, ich war entsetzt und schockiert. Ich konnte es kaum glauben, solch eine wahnsinnige Dummheit. Die Bilder sind Wahnsinn.“

'Vermuten Sie bei Giorgos Katidis tatsächlichen einen rechtsextremen Hintergrund?"

Lienen: „Ich habe ihn geschützt, weil ich glaube, dass er keinen politischen Hintergrund hat und keine Veranlassung, in irgendeiner Form da irgendetwas zu demonstrieren. Das finde ich total weit hergeholt. Unser Verein hat einen antifaschistischen Hintergrund, unsere Fans gehen vollkommen auf die Barrikaden. Unsere Hauptfangruppe 'The Originals' ist antifaschistisch, die flippen völlig aus. Das ist eine Lebenseinstellung, eine Gesinnung.“

'Warum dann diese Geste, diese Dummheit?"

Lienen: „Giorgos hat schon sehr, sehr viele Fehler gemacht, er lebt völlig in seiner eigenen Welt. Er hatte eine komplizierte Kindheit. Er war hier bereits respektlos, arrogant, anmaßend. Aber so etwas ist noch nicht passiert. Nun zahlt er bitterlich dafür. Das war eine absolut dumme, naive und völlig unreife Benutzung einer schwer belasteten Geste. Das ist tragisch, der absolute Höhepunkt. Die Situation ist supersensibel hier, die Rechtsextremisten haben hier viele Stimmen bekommen. Die Politik hat versagt, wie überall in Europa. Dass sich ganz Griechenland auf den Jungen stürzt, ist aber überzogen und geht an den wahren Problemen vorbei.“

'Wie haben Sie nach dem Spiel reagiert?"

Lienen: „Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel war fast nur dieser Vorfall das große Thema. Dass ein Spieler, der bewusst rechtsextreme Tendenzen und Gesten zeigt, bei uns im Fußball nichts verloren hat und schon gar nicht bei AEK Athen, steht absolut außer Frage.“

'Somit hat Katidis bei AEK keine Zukunft?"

Lienen: „Ich glaube, das Thema für ihn ist hier erledigt. Wir kommen nicht drum herum, ihn rauszulassen. Die Tendenz geht klar Richtung Suspendierung für einige Wochen, und dann wird er sich im Sommer voraussichtlich einen neuen Verein suchen müssen.“

'Giorgos Katidis wurde lebenslang für alle Nationalmannschaften gesperrt. Mit Recht?"

Lienen: „Der Junge hat eine ganz große Lektion verdient, aber jetzt stürzt sich ganz Griechenland auf ihn. Was da passiert, geht zu weit. Das war selbstverständlich eine Beleidigung für die Opfer des Nationalsozialismus. Aber ich glaube, er hat es nicht bewusst gemacht.“

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