Liendl angefressen: "Sehe das ein bisschen anders"
München - Damit hatte Löwen-Neuzugang Michael Liendl nicht gerechnet. Im dritten Spiel für seinen neuen Klub, gegen den 1. FC Kaiserslautern, musste der Spielgestalter aus der Startformation der Löwen weichen und wurde erst fünf Minuten vor Spielende eingewechselt. Trainer Torsten Fröhling zog Youngster Korbinian Vollmann dem Österreicher vor und erklärte nach dem Spiel: "Wir wussten, dass es ein Kampfspiel wird, mit beißen und kratzen. Liendl ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, der den letzten Pass spielen kann, aber heute wollten wir erst einmal von der Kompaktheit kommen."
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Der 29-jährige Routinier musste laut Fröhlings Worten also weichen, weil die Löwen mit dem unerfahrenen Vollmann, der zum ersten Mal seit April wieder in der Startelf stand, kompakter und kampfstärker sind? Oder im Umkehrschluss: Passt der Spielertyp Liendl nicht ins System der Löwen für solch umkämpfte Auftritte, wie es sie zuhauf gibt in der Zweiten Liga?
"Es war die Entscheidung des Trainers, die muss ich unter dem Strich akzeptieren", sagte Liendl dazu zur AZ, machte aber unmissverständlich klar, was er davon hielt: "Ob sie verständlich ist oder nicht, ist wieder eine andere Seite. Der Trainer hat gewusst, was für einen Spielertypen er da bekommt."
Und auch Fröhlings Erklärung pro Vollmann und contra Liendl ging nicht am Ex-Fortunen vorbei. Liendl dazu angefressen: "Was soll ich mit so einer Aussage machen? Das hört man natürlich nicht gerne. Ich sehe das auch ein bisschen anders, weil ich denke, dass wir gegen Bochum schon kompakt gestanden sind. Deswegen: Das ist die Meinung des Trainers, seine Wahrnehmung, damit muss ich umgehen."
Auch die Aussage von Necat Aygün ließ Liendl nicht gelten. Der 1860-Sportchef hatte zuvor auf den Trubel neben dem Platz verwiesen: "Man muss beachten: Er ist oft hin und hergependelt zwischen Düsseldorf und hier, ist frisch Vater geworden, lebt noch im Hotel." Liendl dazu: "Ich denke nicht, dass es mit meiner privaten Situation zu tun hat."
Der neue Zehner hätte sich lediglich mehr Spielzeit erhofft, um bei den Löwen Fuß zu fassen: "Man kann sich immer verbessern, aber man braucht auch die Zeit, um sich einzuspielen. Und die habe ich in den ersten drei Spielen nicht unbedingt so bekommen. Gegen Bochum war es ein ordentliches Spiel, gegen Düsseldorf nicht so gut und dann war ich draußen. Ich hoffe, dass es besser wird."
Dabei wolle der Österreicher bei Sechzig nicht nur einen Stammplatz, sondern auch eine Führungsrolle übernehmen: "Ich glaube, der Klub hat mich deswegen geholt, der Rolle will ich auch gerecht werden", Aber das ist eben schwierig, wenn man im dritten Spiel schon auf der Bank sitzt." Womöglich sieht es ja im vierten Spiel, am Dienstag beim SV Sandhausen, schon wieder anders aus - ansonsten dürfte sich Liendls Laune nicht bessern.