Liebe Löwen, dies ist ein Tor

Sie sind krasser Außenseiter und müssen auch noch gegen ihre Sturmkrise kämpfen. Wie können die Löwen die Bayern aus dem Pokal schießen? Derby-Helden vergangener Tage geben Tipps.
von  Abendzeitung
Ein Tor misst laut DFB-Regeln 7,32 mal 2,44 Meter, das lässt den Blauen für eine Pokal- Sensation 17,86 Quadratmeter Platz.
Ein Tor misst laut DFB-Regeln 7,32 mal 2,44 Meter, das lässt den Blauen für eine Pokal- Sensation 17,86 Quadratmeter Platz. © firo/Augenklick

Sie sind krasser Außenseiter und müssen auch noch gegen ihre Sturmkrise kämpfen. Wie können die Löwen die Bayern aus dem Pokal schießen? Derby-Helden vergangener Tage geben Tipps.

Als krasser Außenseiter muss man nicht gleich verzagen. Siehe Marco Kurz, den Löwen-Cheftrainer. Seine Zweitliga-Truppe gilt heute im Pokal-Viertelfinale (Mittwoch, 20.30 Uhr) für viele als leichtes Opfer des FC Bayern.

Aber Kurz mimt den Kämpfer: „Das Derby ist ein besonderer Anlass“, sagt er „wir wollen die Sensation schaffen.“ Kurz will ins Finale am 19. April in Berlin. Und betätigt sich als blauer Mutmacher: „Der Druck liegt bei Bayern. Ich hoffe, dass bei uns die Unbekümmertheit bleibt, obwohl der Gegner FC Bayern heißt. Ich hoffe auf den Hallo-Effekt. Und zwar bundesweit.“ Das Spiel wird schließlich live im ZDF übertragen. Die beste Chance für 1860, Reklame in eigener Sache zu machen.

Bloß wer soll mit Toren für die Löwen werben? Wer schießt die Bayern raus? Kurz weiß selbst um das eklatante Defizit seiner Kicker: Sie treffen nicht. In zehn von 21 Zweitliga-Spielen blieb 1860 ohne eigenes Tor, das ist der schlechteste Wert der Liga. Deshalb hat der Trainer seine Löwen zuletzt verstärkt Torschüsse üben lassen. Aus Strafraumnähe und allen Lagen. Das Ergebnis war ernüchternd: Oft flogen die Bälle über das fünf Meter hohe Fanggitter hinterm Tor. Statt ins Gehäuse trafen die Profis die Geschäftsstelle.

Derby-Held Duhnke nicht im Kader

Kurz hofft trotzig weiter: „Es reicht eine Unachtsamkeit bei Bayern, das haben wir im Freundschaftsderby gesehen.“ Dort hat Manuel Duhnke per Kopf zum 1:1 gegen Oliver Kahn getroffen. Duhnke wurde von Kurz fürs Derby aber nicht in den Kader berufen. Doch den Löwen ist zu helfen. Ein Tor misst laut DFB-Regeln 7,32 mal 2,44 Meter, das lässt den Blauen für eine Pokal- Sensation 17,86 Quadratmeter Platz (minus des Einzugsbereichs von Bayern-Torhüter Oliver Kahn).

Timo Konietzka, ein 1860-Torjäger früherer Tage, hat Tipps parat, wie es gelingt: „Als Stürmer musst du ein Sauhund sein, frech und eigenwillig.“ Und er stärkt die einzige Löwen-Spitze: „Mucki Kucukovic hat gute Ansätze.“ In 100 Bundesliga-Spielen hat Konietzka 72 Tore erzielt, allein 26 in jener Saison, in der er mit 1860Meister geworden ist (1965/66). In jenem Jahr, am 14. August 1965, schoss er im allerersten Münchner Bundesliga-Derby gleich in der ersten Minute das 1:0-Siegtor gegen die Roten.

Nichts Schöneres als gegen Kahn zu treffen

Er rät den Löwen von heute, sich nicht zu verstecken: „Du brauchst einen zweiten Stürmer. Und das Mauern bringt nix gegen die Bayern. Man muss den Ball vom Tor weghalten.“ Und ihn vorn reinhauen, egal wie. Am besten, so wie Thomas Riedl es getan hat. Am 27. November 1999. Aus 22 Metern drosch er Kahn den Ball rein, 1:0, der erste blaue Derby-Sieg nach 22 Jahren. Riedl sagt heute: „Das war mörderisch. Die Gefühle kann ich nicht beschreiben. Ich wäre am liebsten noch 20 Runden im Stadion gerannt. Da hat man gesehen, dass die Stadt blauweiß ist.“ Und: „Etwas Schöneres, als gegen Kahn zu treffen, gibt es nicht.“ Den Löwen von heute soll das ein Anreiz sein. Thorsten Klein, Oliver Griss

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