Leverkusen gegen Dortmund: Zweikampf der Bender-Zwillinge

Bei 1860 galten sie als unzertrennlich, zum Rückrunden-Auftakt sind sie Konkurrenten: Das Brüderpaar Lars und Sven Bender
von  Abendzeitung
Lars und Sven Bender im Zweikampf
Lars und Sven Bender im Zweikampf © firo/Augenklick

LEVERKUSEN/DORTMUND - Bei 1860 galten sie als unzertrennlich, zum Rückrunden-Auftakt sind sie Konkurrenten: Das Brüderpaar Lars und Sven Bender

Der Familiensitz ist Brannenburg bei Rosenheim. Ein idyllischer Landstrich, den Hartmut und Sabine Bender übers Wochenende verlassen. Um ihre Söhne Lars und Sven zu begutachten. Am Freitag zum Rückrundenauftakt Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund (20.30 Uhr/live ARD) werden die geschiedenen Eltern gemeinsam auf der Tribüne der BayArena sitzen. „Ich glaube, sie wären froh, wenn das Spiel unentschieden ausgeht“, sagt Lars Bender, 34 Bundesligaspiele, seit 2009 in Leverkusen angestellt. „Ich glaube, meine Mutter drückt einfach uns beide die Daumen“, vermutet Sven Bender, 35 Bundesligaspiele, seit 2009 in Dortmund unter Vertrag.

Die Benders stellen das hoffnungsvollste Geschwisterpaar im deutschen Fußball dar; der eine (Lars) liegt in der Wertschätzung vor dem lange verletzten Michael Ballack, der andere (Sven) vor dem oft maladen Sebastian Kehl. Ein direktes Bender-Duell beim ersten Showdown der Liga wäre ein Kampf im zentralen Mittelfeld mit gleichen Waffen. Lars Bender: „Eigentlich unterscheiden wir uns nur um Nuancen. Er ist vielleicht einen Tick defensiver.“ Sven Bender: „Wir sind auf jeden Fall ähnliche Spielertypen. Ich finde, die Unterschiede sind minimal. Man sagt, er agiert ein bisschen offensiver.“

In Leverkusen singt Jupp Heynckes dieser Tage wieder ein Loblied auf den einen Jungspund: „Lars ist ein riesiges Talent mit einem super Charakter. Er gibt Gas, selbst wenn der Tank schon leer ist. Aus solchem Holz sind Nationalspieler geschnitzt.“

Sven steht in Dortmund seinen Mann. Mit 1,85 Meter und 72 Kilo um Nuancen größer und leichter, besticht auch dieser 21-Jährige durch Präsenz. Trainer Jürgen Klopp ruft ihn häufig „Manni“ – in Anlehnung an den früheren Bayern-Spieler Manfred Bender. Klopp hebt die Stimme, wenn er ihn preist: „In vielen Situationen ist es der Manni, der sich als allerletzte Instanz vor die Kette schmeißt.“

Die taktisch exzellenten geschulten Benders galten lange als unzertrennlich: In Jugendzeiten beim TSV Brannenburg, bei der SpVgg Unterhaching, bis hin zu den Profis beim TSV 1860 München – nun erwecken sie den Eindruck, dass sie bei Klubs, die auf unterschiedliche Art in der Förderung hochbegabter Talente Vorbildcharakter besitzen, ihr Glück gefunden haben. „Am Anfang war die Trennung nicht einfach“, sagt Sven, „uns hat’s aber in der persönlichen Entwicklung weitergebracht“, beteuert Lars.

Natürlich sind sie der Heimat verbunden geblieben: Sie waren über Weihnachten bei den alten Freunden und der Familie, und die Geschehnisse bei 1860 verfolgen sie sowieso intensiv. Irgendwann verraten sie auch, dass Vater Hartmut, der sie zeitweise sogar trainiert hat und immer „ein Blauer“ gewesen sei, wegen der Löwen manchmal das Herz blute.

Die Söhne gehen ihren Weg – ohne sich verbiegen zu lassen. Sie wirken offen und verbindlich, aufrichtig und bodenständig; sie telefonieren täglich. „Es gibt Zwillinge, die sich nicht so gut verstehen, aber wir sind die besten Freunde geblieben“, erzählt Sven, der in Dortmund lebt. „Das war immer Harmonie pur“, ergänzt Lars, der in Köln wohnt. „Er ist einfach ein geiler Typ – ich hoffe, das sagt er auch von mir.“ Vielleicht ist er gerade der aufgewecktere und keckere – lange hieß es auch, er sei der talentiertere. Doch die Frage nach dem besseren Bender ist müßig. Sven ist aktuell unumstrittener Stammspieler. Lars muss sich diesen Status noch erarbeiten, „aber bei uns in Leverkusen ist die Konkurrenz ein Stück weit stärker.“ Der eine ist bis 2014 an die Werkself gebunden, der andere bis 2016 an die Westfalen. Lars spricht aus, was Sven denkt: „Wenn die Verträge auslaufen, sind wir noch nicht steinalt. Ich würde mir sogar wünschen, dass wir dann noch einmal zusammenspielen.“

Frank Hellmann

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.