Leitners Vater im Interview: "So ein Ende hat Moritz nicht verdient"

Erwin Feldberger, der Vater des zuletzt nach Augsburg transferierten Jungstars Moritz Leitner (18), ist verärgert darüber, wie 1860 mit seinem Sohn umgegangen ist. Er attackiert vor allem Sportchef Miki Stevic.
AZ: Herr Feldberger, sind Sie froh, dass Ihr Sohn jetzt für den FC Augsburg spielt? Zuletzt durfte er bei den Löwen nicht mehr oft ran. Der Wechsel kam nun sehr überraschend.
ERWIN FELDBERGER: Selbstverständlich. Wir kriegen täglich Mails und Briefe, was er für ein A******** ist und warum er nach Dortmund geht. Der Bub ist 18 Jahre alt. Ich habe nicht gesehen, dass 1860 mit dem Vorstand ein Mal vorangegangen ist und gesagt hat, dass Moritz nichts dafür kann. Sechzig hat meinen Bub nicht geschützt.
Sind Sie enttäuscht von 1860?
Ja, bin ich. Die haben das Geld gebraucht und haben ihn dazu gedrängt, dass er in Dortmund unterschreiben soll. Moritz wollte nicht weg, er wollte nur spielen. Augsburg holt den Jungen jetzt nicht für die Reservebank. Aber seit er bei Dortmund unterschrieben hat, hat er bei den Löwen kein einziges Mal mehr durchgespielt. Also weniger kann er bei Augsburg auch nicht spielen. Und in Augsburg hat er seine Ruhe. Ich bin stinksauer.
Auf wen?
Auf Herrn Stevic (1860-Sportdirektor Miki Stevic, d.Red.). Er hat gesagt, dass er davon nichts gewusst hat. Das ist nicht wahr. Moritz wollte bis zum Sommer dableiben. Stevic wusste schon vor der Saison, dass Augsburg den Moritz wollte. Und trotzdem hat der Junge auf Geld verzichtet und ist bei Sechzig geblieben. Der Verein hat damals drei Monate dafür gebraucht, dass Moritz unterschreibt. Die ersten drei Monate hat Moritz nur 200 Euro im Monat verdient. Bevor er in Dortmund unterschrieben hat, hat Sechzig mit ihm gar keinen Vertrag mehr machen wollen.
Hat Sechzig Ihren Sohn fallen gelassen?
Das müssen Sie den Herrn Stevic fragen. Der Moritz ist als letzter in der Jugend bei Sechzig drangekommen, er hat als letzter einen Vertrag bekommen. Acht Jugendspieler haben vor ihm einen Jugendvertrag gehabt. Vor drei Jahren hätte Moritz nach Stuttgart gehen sollen.
Das müssen Sie erklären.
Ich war damals sehr krank. Es war ernst. Der Moritz kam damals durch den Herrn Tanner (Ex-1860-Jugendleiter Ernst Tanner, jetzt Hoffenheim, d. Red.) und den Herrn Nickl (Leitners Berater Berthold Nickl, d. Red.) ins Jugendinternat bei 1860. Der Tanner sagte mir, dass Moritz ins Internat nach München kommt und ich mir keine Sorgen machen müsse. Da hat Moritz das erste Mal einen Jugendvertrag bei den Löwen unterschrieben.
Sie klingen sehr verbittert.
Mit Recht. Wenn nur einer bei Sechzig gesagt hätte „Moritz, bleib da“ oder „Wir haben die Kohle nicht“. Aber mit uns hat nie jemand geredet. Aber es wurde auch nicht darüber geredet, dass er spielen darf. Bei 1860 fehlt die Ehrlichkeit.
Und wie kam es dann zum Wechsel nach Augsburg?
Vor drei Wochen wurde Moritz vom FCA angerufen. Aber er sagte denen, dass er nicht gehen darf, weil er Dortmund gehört. Augsburg war sich aber mit Dortmund einig, sie wollten dann nur noch mit Sechzig reden. Moritz hat sich da komplett rausgehalten und hat nichts forciert. Er rief mich am 30. Dezember an und sagte „Papa, Sechzig lässt mich nicht zu Augsburg gehen." Am 31. Dezember in der Früh rief er mich an und sagte, dass er doch gehen darf.
Sind Sie auch verärgert über Trainer Reiner Maurer, weil Ihr Sohn unter ihm zuletzt nicht mehr so viel gespielt hat.
Nein, er kann ja auch nichts machen, sondern bekommt Anweisungen von oben. Er musste die spielen lassen, die sie auch verkaufen wollen – wie einen Lovin oder einen Stahl. Man sollte nur ehrlich sein. Warten wir mal ab, wer noch spielt, wenn die Rückrunde beginnt. Der Moritz hat nicht schlechter gespielt als die anderen. Wenn Reiner Maurer nicht Cheftrainer bei den Profis geworden wäre, hätte Moritz wohl überhaupt nie bei den Profis gespielt.
Ein unschönes Ende nach 13 Jahren Sechzig. Was enttäuscht Sie am meisten?
Er hat immer alles für Sechzig gegeben. Aber so ein Ende hat Moritz nicht verdient. Andere wurden ihm immer vorgezogen und gefördert. Mir tut weh, dass Moritz jetzt in der Öffentlichkeit so dasteht, dass er unbedingt zum Erzrivalen wollte. Sechzig lügt, wenn sie weiter sagen, dass mein Junge unbedingt weg wollte.
Interview: Reinhard Franke