Leitlöwen gesucht: Giannikis nimmt Spieler vor Derby in die Verantwortung

München - Löwenrudel sind komplexe, soziale Einheiten, deren Mitglieder in vielfältiger Weise interagieren - so lautet die Definition eines tierischen Fachportals im Internet. Zu dieser Erkenntnis kommt man in diesen Tagen auch an der Grünwalder Straße. "Bei uns dauert der Umbruch scheinbar länger", musste 1860-Trainer Argirios Giannikis nach der 1:3-Pleite gegen Köln zugeben.
Sport-Boss Werner verspricht: "Wir werden gegen Ingolstadt einen Entwicklungsschritt sehen"
Denn noch hat es der Deutsch-Grieche nicht geschafft, ein konkurrenzfähiges Rudel zu formen. Bekanntlich rangiert der TSV 1860 vor dem oberbayerischen Derby gegen den FC Ingolstadt (Samstag, ab 14 Uhr live im BR, bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) am Tabellenende. Und das, obwohl Sport-Geschäftsführer Christian Werner seinem Coach durchaus reichlich talentierte Löwen zur Verfügung gestellt hatte. Wohl auch deshalb hält der studierte Sportwissenschaftler trotz der wachsenden Kritik weiter an Giannikis fest.
"Wir werden die Mannschaft schnellstmöglich und gezielt auf das Leistungsniveau bringen, das in diesem Kader steckt", erklärte Werner im Gespräch mit der AZ und versprach: "Wir werden gegen Ingolstadt einen Entwicklungsschritt sehen." Und am besten auch den ersten Sieg.
Nach Pleitenstart: Alpha-Löwen sind in der Pflicht
Doch einfach wird das nicht. Immerhin hat der FCI schon das, wonach die Giesinger in diesen Wochen noch vergebens Ausschau halten: ein gefestigtes Rudel und Punkte. Das Team um Trainerin Sabrina Wittmann ist mit zwei Siegen in die Saison gestartet. Aber, und das ist wohl die Chance der zuletzt mutlosen Löwen: Im Derby gegen Unterhaching zeigten die Schanzer Nerven, verlor mit 1:2 in der Vorstadt.
Um endlich als Rudel aufzutreten und erfolgreich nach den ersten Zählern zu jagen, sind neben dem Coach nun vor allem die Alpha-Löwen gefordert. Konkret: Kapitän Jesper Verlaat und sein Vize Thore Jacobsen, aber auch Max Reinthaler, Morris Schröter, Patrick Hobsch und der auf die Bank verbannte Marco Hiller.
TSV 1860: Reinthaler und Jacobsen machen klare Ansagen an Mitspieler
"Alle müssen Führungsmerkmale übernehmen", forderte Giannikis jetzt. Vor allem von seinem Spielführer war davon in den jüngsten Ligaspielen wenig zu sehen. Vielmehr leistete er sich gegen Köln selbst die ein oder andere Unkonzentriertheit. Auch abseits des Platzes gilt Verlaat nicht gerade als Lautsprecher, der den Kollegen klare Ansagen macht. Das übernahmen seine Nebenleute.
"Wir müssen uns schleunigst straffen. So können wir nicht weitermachen", rüttelte Max Reinthaler die Mannschaft auf. Auch Vize-Kapitän Jacobsen wurde deutlich: "Es gilt weiterzuarbeiten und irgendwann den Arsch in der Hose zu haben, ein Spiel zu gewinnen. Wir müssen das Derby einfach annehmen, Zweikämpfe führen."
Vollath agiert als Aufrüttler in der Löwen-Krise
Diesen Worten müssen die beiden Leitlöwen in Ingolstadt aber auch Taten folgen lassen. Denn auf dem Rasen fiel das Duo bisher nicht gerade als Leistungsträger oder gar Motivator auf. Diese Rolle als Aufrüttler übernimmt bisher vielmehr ein anderer, der eh schon im Fokus steht: René Vollath.
Sowohl in den Spielen als auch im Training gibt der Keeper seinen Vorderleuten immer wieder lautstark Anweisungen, motiviert sie, eine kraftvolle Ausstrahlung, wie es sich für Löwen gehört, zu zeigen.

Giannikis über sein Löwen-Rudel: "Alle elf Spieler müssen auf dem Platz Verantwortung übernehmen"
Auch Herausforderer Hiller soll laut Giannikis seine Funktion als Führungsspieler nach wie vor ernst nehmen. "Marco ist ganz wichtig für die Kabine", so der Sechzig-Coach und schob hinterher: "Wir schätzen seine Persönlichkeit und sein Führungsverhalten."
Doch auf dem Platz kann er das Löwen-Rudel bekanntlich vorerst nicht führen. Auch deshalb fordert Giannikis den Rest seines Teams auf, zu Leitlöwen zu werden. "Meiner Meinung nach müssen alle elf Spieler auf dem Platz Verantwortung übernehmen", sagte er und fügte hinzu: "Das heißt, dass sie ihre Aufgabe übernehmen."
Damit das besser als in den letzten Wochen gelingt, will er seiner Mannschaft nochmal neuen Mut einhauchen. Denn eines ist in Giesing klar: Treten die Sechziger weiterhin als Einzelgänger ohne gierige Leitlöwen auf, werden ihnen die Punkte ebenso entwischen wie flinke Gazellen ihren Namensgebern in der Savanne.