Leihlöwe Pourie: Das Handtuch wirft er nur am Strand

Der kuriose Weg des 18-Jährigen neuen Löwen-Stürmers Marvin Pourie: In drei Tagen vom FC Liverpool über Schalke zum TSV 1860
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Immerhin, die Sitzpolster sind schon weiß-blau. Das Badehandtuch von Marvin Pourie ist aber der England-Flagge nachempfunden. Schließlich hat er dort zuletzt gelebt.
sampics/Augenklick Immerhin, die Sitzpolster sind schon weiß-blau. Das Badehandtuch von Marvin Pourie ist aber der England-Flagge nachempfunden. Schließlich hat er dort zuletzt gelebt.

PLAYA DE LAS AMERICAS - Der kuriose Weg des 18-Jährigen neuen Löwen-Stürmers Marvin Pourie: In drei Tagen vom FC Liverpool über Schalke zum TSV 1860

Welche Farben sollte das Badetuch von Marvin Pourie auch sonst haben? Weiß ist es, mit einem roten Kreuz darauf. Rot auf Weiß – die Flagge der Engländer. Das Mutterland des Fußballs ist für den jungen deutschen Stürmer, den dritten Neuzugang der Löwen nach Stefan Aigner und Sascha Rösler in der Winterpause, schließlich zur zweiten Heimat geworden. In den letzten zwei Jahren stand er beim FC Liverpool unter Vertrag. Am Donnerstag ist er 18 Jahre alt geworden, am Freitag reiste er mit dem TSV 1860 ins Trainingslager nach Teneriffa.

Und ungewöhnlich ist nicht nur die Aufnahme, die den Handtuch werfenden Jung-Profi auf dem Liegestuhl zeigt, auch seine Verpflichtung verlief einigermaßen kurios. Denn aus England zurückgeholt haben ihn diesen Winter nicht die Löwen, sondern der FC Schalke 04. Doch bei den Königsblauen war er nur drei Tage lang. Dann fragten die Löwen an – und schon war er wieder weg.

Bereits in der kurzen Zeit in Gelsenkirchen war er aufgefallen. Als er bei einer von zwei Trainingseinheiten beim Aufwärmen vorneweg lief, wollte ihn Gerald Asamoah bremsen. „Hey Junge, mach mal langsam", rief der Ex-Nationalspieler ihm zu. Pourie antwortete: „Wieso? Lauf doch schneller!"

Typisch sei das für Pourie, glaubt Frank Engel. „Genau so ist das richtig", sagt der Trainer der DFB-Auswahl U18. Fünf Spiele hat er dort bestritten, ein Tor erzielt. „Solche Jungs mag ich. So was finde ich gut. Das zeigt, dass die zwei Jahre in England was gebracht haben", sagt Engel, der Pourie beim TSV 1860 den Durchbruch zutraut.

Der Wechsel ist nur zustande gekommen, weil Schalke derzeit noch keine Einsatzmöglichkeiten sieht. Aber deren Manager Andi Müller wollte sich die Dienste des Talents dennoch sichern – für viereinhalb Jahre. Deshalb auch die ungewöhnlich lange Dauer beim Leihgeschäft mit den Löwen – zweieinhalb Jahre. Denn um ihn selbst zu kaufen, hatten die Sechzger nicht mehr genug Geld. „Anders wäre das nicht möglich gewesen", sagt Chef-Scout Stephan Schwarz, der große Stücke auf Pourie hält. „Bei 1860 ist er gut aufgehoben", urteilt DFB-Trainer Engel, „wichtig ist, dass er seine Spielpraxis kriegt. Er hat schon was Besonderes." Das Besondere sei, dass er „dorthin geht, wo es brennt. Er wird seinen Weg machen bei Sechzig." Engel beschreibt Pourie als "sehr unkompliziert, als positiven Typen, der voran treibt". So wirkt der 18-Jährige auch tatsächlich: forsch, selbstbewusst, kämpferisch. Einer, der das Handtuch wirklich nur am Strand wirft.

In Werne bei Dortmund aufgewachsen gab es für ihn nur ein Ziel: „Ich will Fußballprofi werden." Er überlegte nicht lange, als der FC Liverpool lockte, wo er zwei Jahre bei einer Gastfamilie wohnte. Über seine Zeit auf der Insel sagt er: „Ich habe viel gelernt und mich vor allem menschlich weiter entwickelt." Früher habe er mal Flausen im Kopf gehabt. „Jetzt bin ich viel ruhiger geworden. Ich verhalte mich anders. Ich beiße mich durch", sagt der 18-Jährige. Viel gelernt habe er von Steven Gerrard, sein Idol aber sei Angreifer Fernando Torres, mit dem er zwei Mal trainiert habe. „Er lässt es immer ruhig angehen, seine Laufwege sind sensationell gut – und er schießt Tore", sagt Pourie.

In München wird er übrigens zunächst im Hotel leben – bis seine Eltern aus Werne an die Isar gezogen sind. Seine Freundin Svenja (20), mit der er seit eineinhalb Jahren zusammen ist, schließt im Ruhrpott noch ihre Ausbildung ab. So hat der Transfer für alle Pouries etwas Gutes. Die Familie findet wieder zusammen. In München. Dank 1860.

Thorsten Klein

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