Löwen-Legende Bernd Patzke rechnet mit dem TSV 1860 ab: "Dann reden die noch vom Aufstieg – das ist ja lächerlich"

"Beim TSV 1860 geht es zu wie bei der Ampel-Regierung", sagt Meisterlöwe Patzke der AZ über zerstrittene Löwen, verurteilt Freude über den Klassenerhalt und fürchtet künftig eine Fortsetzung der Abwärtsspirale.
Matthias Eicher
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Jeder gegen jeden heißt es beim TSV 1860 – und vor allem: Oberlöwe Robert Reisinger gegen Investor Hasan Ismaik.
Jeder gegen jeden heißt es beim TSV 1860 – und vor allem: Oberlöwe Robert Reisinger gegen Investor Hasan Ismaik. © IMAGO/FrankHoermann

München - Bis zum 37. und vorletzten Spieltag hat es gedauert, bis der TSV 1860 endlich Gewissheit hatte: Abstiegskampf erledigt, Klasse gehalten! Fragt sich nur: Ist dies ein Grund zu feiern?

"Das ist schon ein trauriger Grund, die Korken knallen zu lassen", sagt Meisterlöwe Bernd Patzke zur AZ über die Rettung der Blauen nach dem 1:0-Auswärtssieg in Essen am vergangenen Freitagabend: "Das soll man feiern? Mir wäre deutlich lieber gewesen, wenn Sechzig am anderen Tabellenende etwas zu feiern hätte!" Für den gebürtigen Berliner sei der Klassenerhalt ein Erfolgserlebnis der Kategorie: "Zum Glück haben sie Schlimmeres verhindert!"

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Der inzwischen 81-jährige Ex-Löwe (1964-69 und 1974) verfolgt sie noch immer, seine Nachfolgegenerationen, schließlich ist er vom berühmt-berüchtigten Löwen-Virus infiziert. Zudem wurde er erst kürzlich bei der Feier der Fußballabteilung zum 125-jährigen Jubiläum in Sechzigs Jahrhundertelf gewählt. "Das ist eine schöne Auszeichnung und freut mich", sagt Patzke dazu.

Bernd Patzke sorgt sich um die Zukunft des TSV 1860

Doch es tut sich für ihn eine gewisse Parallele zum gesicherten Klassenerhalt auf: "Schöner wäre, wenn die Jahrhundertlöwen nicht alle aus der Vereinshistorie der Vergangenheit ausgepackt werden müssten, sondern der ein oder andere aktuelle Spieler darunter wäre."

Meisterlöwe Bernd Patzke.
Meisterlöwe Bernd Patzke. © IMAGO / Ulrich Wagner

Was den einstigen Nationalspieler aber am meisten stört am aktuellen Geschehen rund um seine Sechzger: die aufgrund der ganzen Streitigkeiten im Verein völlig ungewisse Zukunft der Sechzger. "Jedes Jahr, jede Saison hat Sechzig einen neuen Trainer, einen neuen Sportchef, einen neuen Geschäftsführer. Der Investor ist gegen den Verein, der Verein ist gegen den Investor – und dann reden die auch noch vom Aufstieg. Das ist ja lächerlich", echauffiert sich Patzke, umso mehr, je länger er über den TSV 1860 ins Reden kommt.

Das Problem der entzweiten Gesellschafter, Investor Hasan Ismaik und die Vereinsbosse um Präsident Robert Reisinger: Sechzig fange jedes Jahr von vorne an, beziehungsweise die Entwicklung der letzten Spielzeiten gleicht eher einer Abwärtsspirale. Patzke dazu: "Wenn zwei Gesellschafter gegeneinander arbeiten, dann wäre doch jeder Verein blöd, in dem an einem Strang gezogen wird, in dem Kontinuität herrscht."

Der TSV 1860 steht erneut vor einem großen Umbruch

Aufgrund der beiden Löwen-Lager sei nicht verwunderlich, dass die sportlichen Erfolge ausbleiben: "Ein Verein braucht eine Perspektive, eine Mannschaft muss wachsen." Entnervt fragt er sich: "Wie soll das gehen, wenn jede Saison zehn Spieler gehen und zehn kommen?" Aktuell laufen 14 Spielerverträge aus, kaum einer dieser Profis wird 1860 nach AZ-Informationen erhalten bleiben. Aufgrund der geschilderten Zustände fürchtet Patzke, dass die weiß-blaue Abwärtsspirale noch nicht zu Ende ist: "Man muss hoffen, dass sie nicht noch absteigen in den nächsten Jahren."

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Und wie soll es besser werden, wie soll 1860 einen neuen Kurs einschlagen? Von den anstehenden Neuwahlen im Verwaltungsrat will Patzke nicht viel wissen. "Ich interessiere mich eigentlich überhaupt nicht für Vereinspolitik, aber bei 1860 geht es zu wie bei der Ampel-Regierung", schimpft Patzke in Anspielung auf die Streitigkeiten unter den Parteien: "Dieses Lagerdenken ist Sechzigs größtes Problem."

Viel verspricht sich Patzke daher auch nicht vom neuen "Bündnis Zukunft 1860", denn an den festgefahrenen Zuständen lasse sich schwerlich etwas ändern. "Ich stehe Investor Hasan Ismaik relativ neutral gegenüber: Er hat 1860 gerettet, aber viel Geld zum Fenster hinausgeworfen." Und die Vereinsbosse? "Ich schätze, dass sie einfach so weiterwursteln. Ich hoffe sehr, dass Sechzig noch mal aufsteigt, solange ich lebe – aber ich sehe nicht, dass wir bald was anderes zu feiern haben."

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  • Chris_1860 am 18.05.2024 14:41 Uhr / Bewertung:

    gubr:
    "Als allererstes müsste eigentlich die Suche nach wirklich potenten Geldgebern stehen, solche die den obigen Betrag stemmen könnten, solche wie der Autobauer mit den 3 Buchstaben oder der große Pharmabetrieb mit den Eigentümern aus dem Voralpenland."

    Das wäre zweifelsohne das Optimum. Aber welcher echte Investor würde es sich antun, sich mit dem streitlustig blockierenden Geldverleiher Ismaik und seinem Gefolge in ein Boot zu setzen, wenn es der seit Jahren nicht für nötig befindet, sich mit den hiesigen Verantwortlichen zumindest mal an einen Tisch zu setzen um Lösungen zu erarbeiten?

  • gubr am 18.05.2024 07:58 Uhr / Bewertung:

    Auch wenn ich es hier schon oft geschrieben habe: alle Bündnisse, Lager und Seiten, alle Pläne, Strategien und tolle Ideen sind für den Mülleimer, wenn das dafür nötige Kleingeld fehlt. Wenn man die Schulden, das fehlende Stadion, die Investition in Spieler und das Geld um junge Spieler zu behalten mit einrechnet, bräuchte es einen Betrag um die 100 Millionen um alle schönen Wünsche erfüllbar machen zu können. Bei dem Schuldenberg und den sehr geringen Einnahmen von wo soll denn das Geld denn kommen?
    Als allererstes müsste eigentlich die Suche nach wirklich potenten Geldgebern stehen, solche die den obigen Betrag stemmen könnten, solche wie der Autobauer mit den 3 Buchstaben oder der große Pharmabetrieb mit den Eigentümern aus dem Voralpenland. Es ist natürlich äußerst schwer bis unmöglich solche Hochkaräter ins Boot zu holen, aber 60 hat ja eine große Fangemeinde, wo vielleicht einige davon in solchen Firmen Posten haben, wo sie Lobby machen könnten.

  • Kaiser Jannick am 17.05.2024 18:05 Uhr / Bewertung:

    Klasse Rede des VR-Mgl., RA Walch:

    "Hier sind wir nun:
    Der Sumpf und Abschaum aus dem amtierenden VR einerseits und das strahlende Bündnis von Oli Griss’ Gnaden mit dem vermeintlichen Geldkoffer aus Abu Dhabi andererseits.

    Liebes Bündnis, genau solche Zuspitzungen sind das Resultat Eures Blockwahlkampfs. Leidtragende sind die übrigen neuen Kandidaten, sehr wertvolle Kandidaten, die Gefahr laufen, auf der Strecke zu bleiben. Euer Wahlkampf schadet Euch selbst und dem TSV.

    Lieber Martin Gräfer, die Bayerische war der beliebteste Sponsor aller Zeiten, hochgeschätzt bei sämtlichen vermeintlichen Lagern, der einzige Sponsor jemals, dessen Werbung die Fans aus Überzeugung nach außen getragen haben. Ein Fels in der Brandung des TSV. All dies ist in Gefahr.

    Von daher mein Appell:
    Geht aufrichtig auf die Mgl. zu. Es braucht keine Marketingagentur. Stoppt das direkte Kommentieren auf Facebook. Das hat noch keinem Funktionär oder Bewerber etwas gebracht. Sprecht mit dem amtierenden VR."

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