Leere Ostkurve im Sechzger: Ein Schildbürgerstreich?

München - Stell’ dir vor, es ist Neueröffnung – und keiner geht hin... Das stimmt so natürlich nicht. Denn natürlich waren Fans da beim ersten Spiel der kleinen Löwen im renovierten Sechzger-Stadion. Und auch gar nicht mal so wenige: 1754 Zuschauer, darunter 13 Löwen-Profis um Kapitän Guillermo Vallori und seinem Vorgänger Benny Lauth, dazu Ex-Löwe Stefan Aigner, Sportchef Florian Hinterberger, die Ex-Präsidenten Albrecht von Linde und Dieter Schneider und Ex-Trainer Uwe Wolf sahen gestern Abend das hoch verdiente 2:0 (Tore: Neumeyer, Ott) der kleinen Löwen gegen Illertissen.
Doch ausgerechnet die neue Ostkurve, das Herzstück und teuerste Element des insgesamt 11 Millionen Euro teuren Umbaus, blieb geschlossen. Und das wird bei den meisten Spielen so sein. War die Ostkurve früher noch weitgehend den Gästefans vorbehalten, dürfen nun aus Sicherheitsgründen nur noch Heimfans auf die neue Tribüne. Klingt fast nach einem Schildbürgerstreich der Stadt.
„Der Eingang für die neue Ostkurve ist der gleiche wie für die Stehhalle. Darum dürfen nur Heimfans auf die neue Tribüne”, sagt der 1860-Jugendboss Matthias Imhof. Doch die Löwen-Fans bevorzugen die überdachte und traditionsreiche Stehhalle. „Wenn wir Gastgeber beim Derby sind oder das Stadion auch so mal richtig voll wird, werden wir die neue Tribüne bestimmt öffnen”, sagt Imhof. „Ein Umbau für die Polizei. 12 Mio. für eine Ost inklusive logistischem Faux-Pas. Merce Steuergelder”, kommentierten die Löwen-Fans den Umstand sarkastisch per Transparent.
Was sich sonst getan hat: Das Stadion im AZ-Check:
STADIONWIRTSCHAFT: „VIP-Raum” hat die Stadt den an die Haupttribüne angrenzenden Glaskasten genannt. Doch eigentlich handelt es sich dabei um die Stadionwirtschaft, in die jeder Fan kann. Das Bier gibt es für drei Euro, außerdem belegte Brote. Soweit also alles so wie vor dem Umbau. Die Sicht aus der Wirtschaft auf den Rasen ist besser als jener von der Haupttribüne, wo weiter Pfosten im Blickfeld stehen.
FANS: „Endlich wieder daheim!” Das war der Tenor der meisten Löwen-Fans nach einem Jahr in der Ismaninger Diaspora. Die Fans präsentierten sich bei der Rückkehr groß in Form, feuerten die kleinen Löwen um Regionalligastar Andi Neumeyer pausenlos an – und feierten wie immer im Sechzger auch ein bisschen das Stadion. „Das war unbeschreiblich, die Fans haben uns unentwegt angefeuert, das war ein rundum gelungener Abend”, sagte Neumeyer, der das Tor zum 1:0 gemacht hatte. Neumeyer (28), der kickende Gastronom, hatte sein letztes Spiel im Sechzger in der A-Jugend gemacht. Sogar auf das Abbrennen von Pyrotechnik verzichteten die Fans diesmal. Ärger gab es nur mit drei Neonazis, die nach einem Handgemenge von der Polizei abgeführt wurden.
KABINENTRAKT & KATAKOMBEN: Unter der Haupttribühne des Sechzger-Stadions riecht es noch immer nach frischer Farbe. Die Spieler haben neue Duschen und Sanitäranlagen spendiert bekommen, die Reporter zwei neue Räume – in denen man sich nicht mehr ganz so leicht den Kopf anstößt.