Ledgerwood zeigt’s dem Trainer

Der Kanadier profitiert von der Personalmisere bei 1860. Er rückt in die Anfangself und erzielt in Osnabrück sein erstes Tor.
OSNABRÜCK Er lehnte gemütlich am Zaun, zwei Wasserflaschen in der Hand, und gab schon erste Interviews, als ihm Co-Trainer Uwe Wolf energisch zurief: „Nik, auf geht’s zum Auslaufen." Natürlich befolgte Löwen-Profi Nikolas Ledgerwood (23) die Anweisungen des Kurz-Assistenten und trabte sogleich mit den anderen 1860-Siegern los, um die Anstrengungen der vorangegangenen 90 Minuten aus den Beinen zu laufen. Ein artiger Jungprofi eben.
Eben hatte Ledgerwood noch von seinem ersten Tor als Löwen-Profi geschwärmt, dem richtungsweisenden 1:0 gegen Osnabrück. Timo Gebhart hatte ihm in der 40. Minute den Ball herrlich in die Gasse gespielt, Ledgerwood zielte mit dem rechten Fuß ins lange Eck, Ex-Bayern-Torwart Stefan Wessels war ohne Abwehrchance. „Das war einfach geil“, sagte der Mittelfeld-Abräumer und schmunzelte. „Normalerweise gehöre ich ja in die Defensive. Aber das Tor heute wird sicher nicht mein letztes gewesen sein."
Der Kanadier ist nun in seiner vierten Saison beim TSV 1860. Aber erst jetzt scheint er richtig angekommen zu sein. Lange war er nicht mehr als ein Ergänzungsspieler bei den Blauen, pendelte immer wieder zwischen den Profis und der U23-Amateurmannschaft. Dann machte ihm Verletzungspech (Knöchelbruch) zu schaffen. Ledgerwood wollte mangels Perspektive sogar den Verein vorzeitig verlassen, nun ist er aufgrund der Verletzungsmisere – Bierofka, Schwarz und Lars Bender fehlen – plötzlich Stammkraft. Und Torschütze. „Ich will dem Trainer zeigen", sagte Ledgerwood gestern selbstbewusst, „dass ich Stammspieler bei 1860 sein muss. Die Verletzung von Lars Bender ist eine große Chance für mich.“
Zumal Ledgerwoods Vertrag im Sommer 2009 endet. Für ihn gilt es, sich mit Leistungen wie gestern beim 2:0-Triumph in Osnabrück, zu empfehlen. Ob bei 1860 oder anderswo.
Oliver Griss