Lauth: "Ob das die richtige Methode ist..."
Erst degradiert, dann verbannt – und als Joker blass geblieben: Benny Lauth hat sich den Start des TSV 1860 anders vorgestellt Zur Frustbewältigung fuhr er in die Berge – und sprach mit der AZ über seine Situation unter Trainer Alexander Schmidt.
München - Am Sonntag ist Benny Lauth erst mal in die Berge gefahren. Den freien Tag nutzte der Rekord-Torschütze der Löwen, um mit Frau und Kind seine Eltern in Fischbachau zu besuchen. Ein wenig Ausspannen nach der nächsten Enttäuschung.
Bei der 0:1-Pleite zum Auftakt bei St. Pauli war Lauth die ersten 75 Minuten auf der Bank gesessen, Trainer Alexander Schmidt hatte Neuzugang Stephan Hain und Rob Friend das Vertrauen geschenkt. Als Lauth endlich aufs Feld durfte, stand es 0:0, die Löwen waren am Drücker.
"Ich war heiß auf meinen Einsatz. Ich hatte gehofft, dass mir der entscheidende Treffer gelingt", sagt Lauth der AZ. Klar, er wollte es dem Trainer zeigen, der ihn verbannt hatte. Doch vier Minuten nach Lauths Einwechslung gelang den Kiez-Kickern aus dem Nichts das 1:0, das Spiel für 1860 – und Lauth – war vorbei. "Blöd gelaufen", sagt er.
Irgendwie blöd gelaufen ist für Lauth bisher der ganze Sommer. Schon in der ersten Trainingswoche deutete Schmidt an, dass er ihm die Kapitänsbinde wegnehmen könnte. So kam es, Guillermo Vallori wurde Kapitän. Auch im Mannschaftsrat ist Lauth – ebenso wenig wie der andere Ur-Löwe Daniel Bierofka sowie Kai Bülow – nicht mehr vertreten.
Stattdessen Spieler wie Schmidts Lieblingsschüler Dominik Stahl und Neuzugang Yannick Stark. Beide gelten als pflegeleichte Profis. Am Freitag argumentierte Schmidt im "Münchner Merkur", er habe Lauth kitzeln, ihn zur Höchstleistung treiben wollen.
Lauth haftet lange schon der Ruf an, etwas zur Lethargie zu neigen. Damit hat er sich abgefunden, er machte ja auch so seine Tore; mit 60 Treffern ist er der beste aktive Torschütze der Liga.
Der Argumentation seines Trainers kann er nur bedingt folgen: "Ich weiß nicht, ob es die richtige Methode ist... Einem Spieler die Binde wegzunehmen, um ein paar Prozente mehr aus ihm rauszukitzeln? Da gibt es andere Möglichkeiten."
Zum Beispiel? "Du kannst den Konkurrenzkampf unter den Stürmern erhöhen und so sicherstellen, dass alle Stürmer wissen, dass sie in jedem Training alles geben müssen, um am Wochenende zu spielen", sagt Lauth.
Das haben die Löwen getan. Mit Hain kam ein vierter Stürmer, zudem lauert auch der kickende Gastronom, Regionalliga-Torschützenkönig Andreas Neumayer, auf seine Chance. "Ich habe mir diesen Konkurrenzkampf immer gewünscht – auch wenn das bedeutet, dass ich wie jetzt mal auf die Bank muss", sagt Lauth. "Ich werde schon auf meine Spiele kommen, vielleicht ja schon am Sonntag."
Kurz gesagt: Hin und wieder auf der Bank zu sitzen ist Lauth allemal lieber als das Löwen-Rudel nicht mehr anführen zu dürfen. Doch große Worte verlieren über seine Degradierung will er nicht mehr. "Ich habe meine Enttäuschung kundgetan, für mich ist nur wichtig, dass ich mir nichts zuschulden habe kommen lassen und immer meine Tore gemacht habe", sagt er.
Böse Worte über den Trainer wird man von ihm ohnehin nicht hören. Dafür ist er zu überlegt. Zu Lauth passen eher Sätze wie diese: "Ich gehe davon aus, dass der Trainer sich bei der Aufstellung von seinen Eindrücken beim Training leiten lässt." Dass Lauth sich selbst derzeit in guter Form wähnt, muss nicht noch extra erwähnt werden.