Funkels erste Maßnahme im Abstiegskampf:
Der 1860-Torjäger,
seit 855 Minuten ohne Treffer, wird wohl zusehen: „Benny muss damit umgehen können“
MÜNCHEN Friedhelm Funkel schaute auf seine Uhr, sprach sein Schlusswort – und verschwand. Der Bus, der die Löwen zum Flughafen fahren sollte, wartete nur noch auf ihn. Viel mehr zu sagen gab es für Funkel aber ohnehin nicht. Dafür ist die Ausgangslage zu klar. Die Löwen befinden sich mitten im Abstiegskampf, eine Niederlage Samstag in Bielefeld (13 Uhr, Sky) würde den totalen Absturz und Chaos bedeuten.
Das weiß auch der Löwen-Trainer. „Es ist ein extrem wichtiges Spiel für uns“, sagte er. „Die Mannschaft muss sich der Bedeutung des Spiels absolut gewiss sein. Das erwarte ich von ihr!“ Bielefeld rangiert nur zwei Ränge unter den Löwen auf Platz 16, würde im Falle eines Sieges vorbeiziehen. Gewinnt dazu entweder Aue (in Dresden) oder Cottbus (in St. Pauli), stünden die Löwen auf einem Abstiegsplatz. So heißt es bereits am 14. Spieltag: Letzte Ausfahrt Bielefeld!
Nach dem zuletzt blamablen 1:3 gegen Dynamo Dresden scheint der Geduldsfaden bei Funkel zumindest angerissen.
Der 59-Jährige kündigte an: „Es wird einige Veränderungen geben!“ Und das sowohl auf als auch neben dem Platz. Funkel sagte, er habe in seiner schon langen Trainer-Karriere (1860 ist seine neunte Station) schon häufiger so auf Krisen reagiert. „Das hängt bei mir oft mit der Situation zusammen. Und jetzt haben wir eine extrem schwere Situation. Da verändert man die Abläufe mal.“ Der Ablauf vor dem Spiel wurde justiert, zudem führte Funkel mehrere Vier- und Sechs-Augen-Gespräche.
Auch einige etablierte Spieler werden Funkels Wachrüttel-Aktion zu spüren bekommen. Neben Yannick Stark, auf Grund seiner fünften Gelben Karte gesperrt, werden auch weitere Stammspieler nicht in der Startelf stehen. „Manchen Spielern werde ich es in einem Gespräch mitteilen“, sagte Funkel. Klingt nach Härtefällen. Einer davon wird wohl
Benny Lauth sein, seit 855 Minuten ohne Tor, muss er auf der Alm wohl erst mal zuschauen. „Manchmal hilft es, einem Spieler eine Auszeit zu geben“, meinte Funkel. „Damit danach der Knoten wieder platzen kann. Benny muss damit umgehen können.“ Für ihn wird wohl Stephan Hain auflaufen.
Funkel betonte aber: „Jeder, der im Flieger sitzt, hat die Chance, in der Startelf zu stehen!“
Nach sieben Liga-Spielen holte Funkel nur sechs Punkte. Zeit also für eine Kurs-Korrektur. Auch bei seinen vergangenen Vereinen hatte er häufig Startschwierigkeiten, holte bei keinem seiner Ex-Teams als Trainer mehr als elf Punkte nach den ersten sieben Spielen. Bei Hertha BSC in der Saison 2009/2010 gar nur zwei.
„Es war oft so, dass es unter mir mittelfristig besser wurde, weil ich mehr Einfluss auf den Kader hatte. Es hat immer ein bisschen gedauert, bis es sich so durchgesetzt hat, wie ich es wollte“, sagte Funkel.
Und: „Erst nach einiger Zeit kannst du das ändern, was du in den ersten Wochen nicht hundertprozentig erfassen kannst. Mal habe ich einen Betreuer ausgetauscht, mal einen Busfahrer.“ Jetzt sind die Löwen wohl dran.