Lauth anhören? Der Chef ist leise
Früher brüllten die 1860-Spielführer, stauchten ihre Kollegen zusammen. Der aktuelle Kapitän „versucht zu schauen, dass sich alle wohlfühlen“ – und wird hierfür von Löwen-Trainer Lienen gelobt.
MÜNCHEN Das mit der Vorbildfunktion macht Benny Lauth ohne Zweifel ganz ausgezeichnet. Beim traditionellen Anzapfwettbewerb von Sponsor Hacker Pschorr nippte er nur für die Kameras am Bier. Ansonsten blieb er beim Wasser, gab sich freundlich, bescheiden, zurückhaltend. So, wie er es meistens tut, wie er es auch am Sonntag beim Auswärtsspiel der Löwen in Aachen (13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) auf dem Platz wieder machen wird.
Von früheren Löwen-Kapitänen war man das anders gewohnt: Sein direkter vorgägner Daniel Bierofka gilt als lautstark. Einer wie Bernhard Trares war früher bekannt dafür, dass er in Mannschftsbesprechungen das Wort übernahm und seine Mitspieler auch mitten im Spiel zusammenstauchte. Sein Nachfolger Manni Schwabl brüllte ebenfalls gerne quer übers Feld.
Benny Lauth, bei den „Sportfreunde Stiller“ in „Lauth anhören“ verewigt, macht seinem Namen keine Ehre: „Wer mich kennt, weiß, dass ich keine großen Ansprachen halte“, sagt er, „ich halte nicht viel davon, zu schreien.“ Wichtig sei vor allem die Vorbildfunktion. Auf und abseits des Platzes. „Man muss im Auge haben, dass es in der Mannschaft stimmt, dass es keine Unruhe gibt und dass die neuen Spieler auch zufrieden sind. Ich versuche, zu helfen.“
"Ich versuche zu schauen, dass sich alle wohlfühlen"
Als der Amerikaner Kenny Cooper im Sommer nach München zog, beriet ihn Lauth bei der Wohnungssuche. Den schwer verletzten Florin Lovin besuchte der Kapitän Mitte der Woche im Krankenhaus. „Ich versuche zu schauen, dass sich alle wohlfühlen.“
Ist der leise Chef Lauth also vor allem für die Mannschaftsharmonie zuständig? „Wichtig ist die Kommunikation innerhalb der gesamten Mannschaft“, sagt Trainer Ewald Lienen. „Es geht nicht darum, dass ein einzelner Spieler einem anderen irgendetwas erzählt. Alle müssen miteinander reden.“ Dass es nach dem Ausfall von Lovin, der mit einem Kreuzbandriss für mindestens sechs Monate fehlt, auf dem Platz an Führung fehlen könnte, befürchtet Lienen nicht. „Natürlich ist es wichtig, dass man im Spiel Dinge erkennt und Hilfestellung gibt.“ Das habe Lauth bisher gemacht. „Und im Grunde ist da jeder gefordert“, sagt Lienen, „nicht nur der Kapitän oder die erfahrenen Spieler.“
Ex-Löwen-Kapitän Manni Schwabl findet, dass Lauth seine Aufgabe gut erfüllt. Zudem passe Lauth mit seiner Art in einen neuen Trend. „Die Brüller sind heute als Kapitäne insgesamt seltener geworden“, sagt Schwabl, „heute müssen die Spielführer vor allem Vorbilder sein und Sympathieträger für den Verein.“ Da ist der freundliche, adrette Benny Lauth natürlich die Idealbesetzung.
Eine kleine Warnung schickt Schwabl dann aber doch noch hinterher: „Lauth hat das Kapitänsamt vor allem wegen seinen herausragenden Leistungen bekommen.“ Sollten die nicht mehr stimmen, „dann melden sich sicher bald die ersten Leute zu Wort und fordern seine Ablösung.“ Glaubt der Ex-Kapitän.
Alexander Neumann