Langer: "Ich habe eine Klatsche bekommen"
Der Münchner Jurist Langer, der sich durch spektakuläre Prozesse einen Namen gemacht hat, will Dieter Schneider ablösen. Weil ihm jedoch der Aufsichtsrat „null Chancen“ gibt, tobt er jetzt.
München - Der Machtkampf bei den Löwen spitzt sich zu. Und zwar gewaltig. Wenige Tage vor Ablauf der vom 1860-Aufsichtsrat selbst gesetzten Frist zur Äußerung in der Präsidentenfrage, kommt plötzlich Bewegung in die Sache.
Bis spätestens Freitag wollen die Bosse um Aufsichtsrats-Chef Otto Steiner zur Nachfolge von Präsident Dieter Schneider und dessen Stellvertreter Franz Maget und Wolfgang Hauner Stellung nehmen. Gut möglich aber, dass Schneider und Co. gar nicht abgelöst werden, sondern in eine zweite Amtszeit gehen.
So zumindest war lange Zeit der unangefochtene Ist-Zustand. Der Dachauer Unternehmer schien alternativlos zu sein, weil potenzielle Kandidaten wie Steiner und dessen Aufsichtsrats-Kollege Siegfried Schneider das Amt des Präsidenten ablehnten.
Kurz vor der für Dienstagabend anberaumten Aufsichtsrats-Sitzung, die offiziell dann aber doch ausfiel, sickerte dann schließlich durch, dass es doch einen zweiten möglichen Kandidaten gibt!
So hatte sich nach AZ-Informationen der Münchner Rechtsanwalt Jürgen Langer für den Posten angeboten. Und dann ging alles schnell.
Am Dienstagabend hat sich Langer mit Aufsichtsrat Robert von Bennigsen getroffen. Ein Treffen, das der Neukandidat als unangenehm empfand. „Man hat mir gesagt, dass meine Chance Präsident zu werden, bei null Prozent liegt“, sagt Langer danach der AZ: „Ich habe gerade eine richtige Klatsche bekommen.“
Was Langer nicht wusste: Um Präsident der Löwen zu werden, muss man zuletzt mindestens zwei Jahre in Folge Mitglied des Klubs gewesen sein. Langer aber hatte seine Mitgliedschaft vor geraumer Zeit gekündigt...
Der derart Abgeklatschte will aber die Kandidatur nicht wieder zurückziehen, er gibt sich kämpferisch. „Es ist ein Witz, dass man mir überhaupt keine Chance gibt in einen fairen Kampf zu ziehen“, sagt Langer, „eines ist klar, wie bisher darf es bei 1860 nicht weitergehen, der Verein liegt mir viel zu sehr am Herzen. Ich bin Löwen-Fan seit ich vier bin, habe bis zur C-Jugend für die Löwen gespielt.“ Er verweist auf eine „starke Mannschaft“, die er im Rücken habe und sagt, dass er „alle Formalitäten“ prüfen wolle.
Doch wer ist dieser Jürgen Langer überhaupt? Der Absolvent der LMU München spricht neben Englisch auch Französisch und Spanisch und hat neben seinem Studium der Rechtswissenschaften auch ein Studium zum Rechtspfleger an der Bayerischen Beamtenfachhochschule in Starnberg absolviert.
Der Anwalt hat einen Faible für spektakuläre Mandate. Einen Namen gemacht hat sich Langer vor allem im Prozess um den Modemacher Rudolph Moshammer. Dieser war am 14. Januar 2005 von Herisch Ali Abdullah ermordet worden. Langer übernahm die Verteidigung des Täters, scheiterte aber vor Gericht. Langer war es auch, der den ehemaligen Schiri-Obmann Manfred Amerell vertrat, der versuchte nach der Sex-Affäre mit Schiedsrichter Michael Kempter seinen Ruf wieder herzustellen. Im Dezember verstarb Amerell (65) an einem Herzinfarkt.