„Lächerlich, Herr Hoeneß!“

Der Pole Filipiak wird mit seiner Firma neuer Hauptsponsor der Löwen. Hier gibt er gleich mal dem Bayern-Präsidenten Kontra – und erklärt sich zu einem Umzug ins Olympiastadion bereit.
von  Abendzeitung
Die Würstl schmecken ihnen, die Aussagen von Uli Hoeneß weniger: Löwen-Geschäftsführer Manfred Stoffers und der neue Hauptsponsor Janusz Filipiak.
Die Würstl schmecken ihnen, die Aussagen von Uli Hoeneß weniger: Löwen-Geschäftsführer Manfred Stoffers und der neue Hauptsponsor Janusz Filipiak. © Sampics/Augenklick

Der Pole Filipiak wird mit seiner Firma neuer Hauptsponsor der Löwen. Hier gibt er gleich mal dem Bayern-Präsidenten Kontra – und erklärt sich zu einem Umzug ins Olympiastadion bereit.

KRAKAU Janusz Filipiak war bester Laune. Zum einen, weil es nun fix ist, dass er mit seinem Software-Unternehmen „Comarch“ ab Sommer neuer Hauptsponsor der Löwen wird. „Am 5. Mai werden wir den Vertrag in München unterzeichnen“, sagte Filipiak am Dienstag der AZ. Wie der TSV 1860 bestätigte, wird der neue Sponsor dann um 11 Uhr im Rahmen der 150-Jahr-Feierlichkeiten des Vereins in den Riem-Arcaden präsentiert.

Für Heiterkeit sorgte bei dem 57-jährigen Unternehmer aber auch die Andeutung von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, seine Firma sei unseriös. „Da kann ich nur lachen“, sagte Filipiak, „da kann ich Herrn Hoeneß nur sagen: Das ist dumm und lächerlich!“

Am Montag hatte Hoeneß im Streit um die Catering-Zahlungen in der Allianz-Arena (AZ berichtete) Manfred Stoffers massiv attackiert. „Stoffers ist ein Scharlatan“, polterte Hoeneß und prophezeite, der Geschäftsführer würde 1860 in den Ruin führen. Auch wegen des neuen Hauptsponsors. „Eine polnische Softwarefirma, die zwei Millionen bezahlt“, höhnte Hoeneß, „na, da gratuliere ich jetzt schon. Meine Antwort auf das Angebot ist: Forget it!“

Eine Aussage, die auch in der Firmenzentrale in Krakau ankam, und zwar nicht so gut. „Herr Hoeneß sollte sich mehr um den FC Bayern kümmern“, sagte Filipiak zur AZ und konterte prompt: „Ich habe Hoeneß als Spieler bewundert, aber im Fußball kennt er sich besser aus als in der Wirtschaft. Wir sind ein erfolgreiches, seriöses Unternehmen.“

Seit Filipiaks Firmengründung 1993 hat der IT-Konzern stark expandiert, operiert inzwischen mit 3500 Mitarbeitern in 14 Ländern in Europa, Asien und Amerika.

Für Filipiak hat Hoeneß somit wenig Ahnung, aber dafür viele Vorurteile. „Hoeneß bedient das alte Klischee gegen Firmen aus Polen und Osteuropa. Aber ich nehme das nicht ernst. Ich habe erlebt, dass selbst Münchner Taxifahrer mehr über den polnischen Wirtschaftsboom wissen als Herr Hoeneß. Und auch 1860 weiß, dass wir ein seriöser Partner sind.“ Einer, der auf eine erfolgreiche Zukunft hofft, egal in welchem Stadion. Denn auch Filipiak hätte nichts gegen die angedachte Rückkehr ins Olympiastadion. „Natürlich ist der VIP-Bereich in der Allianz Arena größer“, so der Unternehmer, „dort könnte ich meine Partner und Kunden besser betreuen. Aber das Olympiastadion ist auch schön. Und wenn es 1860 hilft, dann stelle ich mich nicht quer.“ Und tatsächlich steigen die Chancen für den Auszug aus Fröttmaning.

Denn der bisherige Plan, den Rasen im Olympiastadion fest einzubetonieren, ist verworfen. Wie Olympiapark-Sprecher Tobias Kohler der AZ bestätigte, geht es nun nur noch um eine mobile Asphaltdecke, die bei Bedarf montiert werden kann. Der Rasen bleibt. Damit auch die Möglichkeit, Fußball zu spielen.

Ob das die Löwen frühestens ab 2011 auch tun werden, entscheidet sich bei Gesprächen in den nächsten Monaten. Trotz der neuerlichen Konfrontation. „So ist es zwischen Hoeneß und mir ausgemacht“, sagte Vizepräsident Franz Maget zur AZ, „bis dahin werden beide Seiten die Konditionen prüfen, die mit einem eventuellen Auszug verbunden sind.“ Etwa, ob und wie viel 1860 Bayern zahlen muss, um aus dem bis 2025 laufenden Mietvertrag in Fröttmaning rauszukommen.

Stoffers übrigens verzichtete auf einen verbalen Gegenschlag. „Es geht nicht darum, Emotionen ebenso zu beantworten“, so Stoffers, „wir wollen Probleme sachlich lösen, wir sind bereit, jeden Tag und jede Minute.“ Auch Löwen-Präsident Rainer Beeck schlug milde Töne an gegenüber dem FC Bayern: „Wir wiederholen unser Angebot, r an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um eine für alle Seiten annehmbare Lösung zu finden.“

Und reden will auch Filipiak. „Ja, ich würde Herrn Hoeneß gerne treffen“, sagte er. Also warum nicht am 5. Mai von Riem aus weiterfahren an die Säbener? Am besten im Taxi. Die Fahrer kennen sich ja aus. Angeblich sogar in Polens Wirtschaft. Florian Kinast

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.