»Kurz tut dem deutschen Fußball gut«
Vor dem Duell gegen Hoffenheim: Ralf Rangnick lobt 1860-Coach Marco Kurz in höchsten Tönen: "Er gehört zu den Trainern, die die Zukunft des deutschen Fußballs irgendwann gestalten werden."
MÜNCHEN Er war ein Kämpfer, ein Arbeiter. Der Spieler Marco Kurz war nicht mit dem Talent eines Lothar Matthäus oder eines Thomas Häßler gesegnet. Vor allem sein Ehrgeiz und seine Willenskraft verhalfen dem gebürtigen Schwaben zu einer beachtlichen Laufbahn als Fußball-Profi: Er gehörte mit Martin Max, Andy Möller oder auch Marc Wilmots zu den Eurofightern von Schalke 04, die 1997 den Uefa-Cup gewannen. Kurz, der 300 Mal in der Bundesliga spielte, war später auch Kapitän des TSV 1860. Jetzt ist Kurz Chefcoach der Löwen und AZ-Trainer des Jahres 2007, bei seinem „Herzensverein“ – wie er immer wieder gerne betont: „Für mich ist das schon eine tolle Geschichte, jetzt auf dieser Ebene bei 1860 weiterzuarbeiten.“
Unter seiner Regie haben die Löwen als Vierter (nur einen Punkt hinter dem Dritten Mainz) nun wieder die Chance, nach dem Abstieg 2004 in die Bundesliga zurückzukehren. „Marco Kurz ist ein Glücksfall für unseren Verein“, sagt 1860-Boss Stefan Ziffzer. Und das wird inzwischen nicht nur an der Grünwalder Straße so gesehen, sondern auch bei der Konkurrenz. Sogar Trainer der Zweitliga-Konkurrenz loben ihn. Ralf Rangnick, der Hoffenheim-Coach, der über den Fußball gerne an der Tafel philosophiert, sagt vor dem Zweitliga-Duell am Sonntag in der Allianz Arena (14 Uhr) der AZ: „Kurz tut dem deutschen Fußball gut. Er gehört zu den Trainern, die die Zukunft des deutschen Fußballs irgendwann gestalten werden.“ Ein Lob vom nächsten Gegner – ein schöneres Kompliment hat der Löwen-Trainer wahrscheinlich noch nie zuvor gehört. Professor Rangnick adelt den 38-jährigen Kurz, den Trainer-Novizen.
Kurz, der große Gestalter? Eigentlich ist es eher selten, dass ein Trainer seinen Kollegen lobt. Doch dem 49-jährigen Rangnick, früher unter anderem bei Schalke, Stuttgart und Hannover tätig, imponieren Kurz’ Auftritte in der 2. Liga. Er sieht im Newcomer, der im März 2007 die Löwen-Profis als Nachfolger des erfolglosen Walter Schachner übernahm, den Hauptgrund für die Euphorie in Giesing: „Von außen wirkt es, als habe er alles im Griff. Es tut gut, wenn solche Kollegen wie Kurz nachrücken. Bei 1860 spiegelt sich die Persönlichkeit des Trainers wider. Deutsche Trainer waren im Fußball in den vergangenen 30 Jahren nicht unbedingt die Vorreiter für Taktik oder Strategie. Auch wir Trainer standen eher für die deutschen Tugenden.“
Kurz sei für ihn dagegen einer, dessen Handschrift unverkennbar sei. Der Schwabe Rangnick lobt den Schwaben Kurz: „Spielanlage und Ausrichtung sind immer ähnlich. Die Handschrift eines Trainers ist mal besser und mal schlechter zu erkennen, bei Kurz ist sie sehr klar.“ Nur ein Lob? Oder freut sich Rangnick, weil er glaubt, die Taktik des Löwen-Trainers durchschaut zu haben?Oliver Griss, Thorsten Klein