Kurz, der blaue Buddha

Am Sonntag spielen die Löwen nicht nur in Mainz, sondern auch Schicksal für den hart kritisierten Trainer. Doch den 39-Jährigen lässt die drohende Entlassung kalt: „Alles regelt sich dann von selbst“
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Schicksalsspiel? Von wegen! Marco Kurz, hier hinter den Neuzugängen Nikola Gulan (li.) und Antonio Rukavina, strahlt Zuversicht aus vor dem Spiel in Mainz.
sampics / Augenklick Schicksalsspiel? Von wegen! Marco Kurz, hier hinter den Neuzugängen Nikola Gulan (li.) und Antonio Rukavina, strahlt Zuversicht aus vor dem Spiel in Mainz.

MÜNCHEN - Am Sonntag spielen die Löwen nicht nur in Mainz, sondern auch Schicksal für den hart kritisierten Trainer. Doch den 39-Jährigen lässt die drohende Entlassung kalt: „Alles regelt sich dann von selbst“

Zugegeben, Gründe zu finden, um Marco Kurz zu kritisieren, fällt nicht schwer. In den bald drei Jahren seiner Zeit als Trainer scheint es mit den Löwen nicht richtig bergauf gegangen zu sein. Weder nach objektiv messbaren Ergebnissen, noch nach subjektiven Gesichtspunkten. Die Spiele der Löwen wirken, von wenigen lichten Ausnahmen abgesehen, immer irgendwie plan-, harm- und farblos.

Wer Böses im Schilde führt, könnte sagen, die Mannschaft spielt so, wie ihr Trainer auftritt.

Der 39-jährige Schwabe wirkt mit seiner konsequent trockenen und nüchternen Art jedenfalls wie ein Gegenentwurf zum schrill jauchzenden, sentimentalen Löwen-Blues, den die Blauen ganz offenbar brauchen wie die Luft zum Atmen. Und so wirkte Kurz auch in dieser Woche wie ein Fremdkörper im Löwen-Kosmos. Während der ganze Verein sich zum gefühlten eintausendachthundertsechzigsten Mal in den letzten zehn Jahren neu erfand, während ein Geschäftsführer beurlaubt, ein Investor vorgestellt, ein neuer Sportdirektor installiert und die Fans am Trainingsgelände jeden Tag immer energischer auch den Rauswurf von Kurz forderten, blieb der Trainer. ja, genau: bewundernswert ruhig.

Und mehr noch: Jeden Tag wurde Kurz ruhiger. Je weiter jenes, wie Kurz es selbst sagt, „Scheiß-Spiel“, also jenes wirklich desolate 0:2 zum Rückrundenauftakt gegen Freiburg, zurücklag, desto gelöster wirkte er. Und desto ehrlicher und glaubwürdiger wirkte sein Lächeln. Dabei ist es nicht so, als ob Kurz die Tatsache verdrängen würde, dass das Spiel am Sonntag in Mainz (14 Uhr, AZ-Liveticker) sein letztes sein könnte als Löwen-Trainer. Ganz im Gegenteil sogar: „Ich kenne die Mechanismen des Marktes“, sagte Kurz Tag für Tag, „wenn du so einen Job annimmst, weißt du, dass du in so eine Lage kommen kannst.“

Am Freitag dann schien Kurz endgültig einen Zustand absoluter innerer Ruhe erreicht zu haben. Der Noch-Trainer präsentierte sich nach seinem vielleicht letzten Training an der Grünwalder Straße locker wie selten. „Ich bin nicht aufgeregt vor dem Spiel“, sagte er, und als er in die ungläubigen Augen der Journalistenmeute blickte, ergänzte der blaue Buddha lächelnd: „Wir haben getan, was getan werden musste. Wir müssen anders auftreten als gegen Freiburg und nach Mainz fahren, um dort etwas zu holen. Alles andere regelt sich dann von selbst.“

Natürlich ist es Kurz nicht egal, ob er auch nächste Woche noch Trainer ist in Giesing, aber er hat sich einen gewissen Fatalismus zugelegt in seinen fast zehn Jahren an der Grünwalder Straße. „Natürlich war hier letzte Woche viel los, aber hier ist immer viel los. Ich habe schon Schlimmeres erlebt“, sagte er, „Ich habe versucht, das vom Team wegzuhalten.“ Es wäre sicher kein Nachteil, wenn mehrere so denken würden wie Kurz bei den Blauen.

Filippo Cataldo

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