Kreuzer über Ismaik: "Einen Investor halte ich für schlecht"

KSC-Sportchef Kreuzer hat Zweifel an Investor Ismaiks Einstieg bei den Löwen – und hängt noch am FC Bayern.
von  Oliver Trust
Der neue KSC-Manager Oliver Kreuzer.
Der neue KSC-Manager Oliver Kreuzer. © GES/Augenklick

KSC-Sportchef Kreuzer hat Zweifel an Ismaiks Einstieg – und hängt noch am FC Bayern.

AZ: Basel, Salzburg, Graz – nach Ihrer Europatour als Manager wollten Sie zurück nach Deutschland, Herr Kreuzer. Jetzt sind Sie bei Ihrem Ex-Verein Karlsruher SC in der Zweiten Liga gelandet...

OLIVER KREUZER: Ich wollte irgendwann mal wieder nach Deutschland zurück und da hat sich – mehr aus Zufall – die Möglichkeit in Karlsruhe ergeben. Woanders hätte ich nicht so schnell Ja gesagt. Zwei Tage vorher sind wir mit Graz Meister geworden. Aber beim KSC habe ich gespielt, es war mein erster Profiverein, das ist was Besonderes.

Dann kamen die Bayern, das muss doch eine Steigerung gewesen sein?

In allen Belangen. Die Bayern sind in Deutschland das Nonplusultra.

Und heute ist Uli Hoeneß Ihr Vorbild?

Mir hat schon immer die Art und Weise imponiert, wie er den FC Bayern geführt hat. Zur enormen fachlichen Kompetenz kommt die hohe soziale Kompetenz. Da lege auch ich viel Wert darauf. Wer als Spieler viel gibt, bekommt auch viel. Uli Hoeneß ist immer besondere Wege gegangen.

Welche?

Uli war immer sehr nah an der Mannschaft dran – er hat alle Strömungen sofort gespürt. Er erwartet totale Identifikation und 100 Prozent Einsatzbereitschaft für den FC Bayern, wie er es auch vorlebt. Wenn die Spieler ihm das geben, wird er immer ein offenes Ohr für sie haben. Umgekehrt, wenn die Mannschaft nachlässig wird, erlebt man einen ganz anderen Uli Hoeneß. Probleme, die entstanden sind mit ehemaligen Trainern, resultieren nicht nur aus negativen Resultaten, sondern auch aus zwischenmenschlichen Ebenen. Zitat Hoeneß: „Wenn es allen keinen Spaß mehr macht, muss ich hier etwas ändern!”

Sie meinen Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal?

Ich möchte keine Namen nennen. Fakt ist, das Uli Hoeneß schon oft Entscheidungen getroffen hat, die in der Öffentlichkeit auf Unverständnis gestoßen sind, aber sich am Ende als absolut richtig erwiesen haben!

Wie gut sind heute noch die Verbindungen zum FC Bayern? Wenn man sich in Ihrem Büro umschaut, müssen sie gut sein, Weinflaschen mit Bayern-Emblem, ein Foto mit Matthäus, Kahn und Co., eine Erinnerung ans letzte All-Star-Spiel in Madrid...

Das ist die Faszination FC Bayern! Ich durfte sechs Jahre das Bayern-Trikot tragen, dieser Siegeswille, dieses Mia-san-Mia-Gefühl, dieses Bayern-Gen – wenn du das verinnerlichst, bist du ein Leben lang geprägt, das kriegst du nie wieder raus. Sie finden wenige Spieler, die das Bayern-Trikot getragen haben und schlecht über diesen Verein sprechen. Fünf bis sechs Mal im Jahr bin ich bei den AllStars dabei.

München scheint ein besonderer Ort für Sie zu sein...

Meine zwei Jungs sind dort geboren, allein deshalb wird die Stadt München immer etwas Besonderes bleiben, ein Stück Heimat.

Als ehemaliger Roter ist das Duell am Samstag bei 1860 auch was Besonderes?

Ich hätte die Allianz-Arena gerne als Spieler erlebt. Jetzt komme ich als Sportdirektor zurück. Das Spiel gegen 1860 aber ist für mich ein normales Ligaspiel. Da gibt es keine speziellen Gefühle. Früher hat man schon die besondere Atmosphäre der Derbys gespürt. Aber das ist eine Weile her.

Die Sechziger hatten große Finanzprobleme und mussten die Hilfe von Investor Hasan Ismaik in Anspruch nehmen.

Hilfe von außen in Form eines Inverstors halte ich allgemein für schlecht, aber ich bin zu weit weg, um das zu beurteilen. Mir stellt sich bei solchen Konstrukten immer die Frage der Nachhaltigkeit, außerdem geht doch ein Stück Eigenständigkeit verloren. Was passiert, wenn der Investor das Interesse an seinem Spielzeug verliert und aussteigt? Eine Quasi-Übernahme halte ich für problematisch. Ich kenne keinen Investor, der am Ende nicht doch mitreden will.

Zurück zu den Bayern. Christian Nerlinger ist nicht zu beneiden, in die Fußstapfen einer Persönlichkeit wie Uli Hoeneß zu treten?

Das sehe ich nicht so.

Erklären Sie uns das?

Weil es nichts besseres gibt als bei einem Verein wie dem FC Bayern zu arbeiten. Einerseits hat er sich längst selbst positioniert, auf der anderen Seite ist er intelligent genug, sich regelmäßig mit Uli Hoeneß auszutauschen. Klar ist, am Ende wird auch Christian Nerlinger an Erfolgen gemessen. Wichtig wird sein, dass sie das Ziel Champions League erreichen, gerade dieses Jahr, wenn das Finale in München stattfindet. In der Liga werden sie den Titel anstreben.

Wie war es denn früher?

In der Saison 1992/93 standen wir 33 Spieltage auf dem ersten Platz, wurden am letzten Spieltag aber doch noch von Werder Bremen abgefangen.

Und?

Ich dachte, der zweite Platz ist ja auch nicht so schlecht, aber als auf der Abschlussfeier am Abend eine Weltuntergangsstimmung herrschte, wurde mir bewusst, was es heißt, beim FC Bayern zu spielen. Der Zweite ist der erste Verlierer, dieser Verein muss jedes Jahr Titel holen, sonst war es ein verlorenes Jahr.

Und Sie selbst gelten nun beim KSC als Heilsbringer...

Ich werde 24 Stunden für den Verein da sein, werde meine ganze Erfahrung einbringen, aber solch ein Umbruch wird nicht in einem Jahr vollzogen. Erfolg ist meistens da, wo mit Kontinuität gearbeitet wird. Ein Heilsbringer bin ich aber nicht, das ist nicht mal Uli Hoeneß.

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