Kretzschmar zurück ins zweite Glied: Toms Träumchen
München - Zarte sieben Jährchen war er alt, da wechselte er von der SpVgg Höhenkirchen ins Nachwuchsleistungszentrum der Löwen. 15 Jahre später hat er es geschafft: Tom Kretzschmar durfte, gleich zwei Mal in Folge, als Profi-Torhüter des TSV 1860 auflaufen.
Für Kretzschmar wurde ein Traum wahr
"Das war ein Riesenerlebnis. Ich spiele seit der U8 hier für Sechzig. Schon mit meinem Debüt in Ingolstadt in der letzten Saison ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen", meinte der junge Schlussmann Kretzschmar (22) über seinen Kaltstart im Saisonfinale der vergangenen Spielzeit beim FC Ingolstadt 04 (1:3): "Jetzt noch die ersten beiden Spiele - und endlich wieder vor Fans - zu machen, war ein Kindheitstraum."
Ein absoluter Traum für den gebürtigen Münchner, weil auch die Leistungen stimmten: Sowohl beim 1:0-Auftaktsieg gegen die Würzburger Kickers, als auch beim glücklichen 0:0 beim SV Wehen Wiesbaden rettete "Kretzsche" seinen Sechzgern die Null und damit wichtige Punkte für den insgesamt ordentlichen Saisonstart.
Lob vom Trainer
Kein Wunder, dass ihn auch der Cheftrainer lobte. "Er hat zwei superstarke Spiele gemacht", meinte Michael Köllner über die Performance seines Ersatzkeepers.
Künftig wird sich Kretzschmar allerdings wieder gedulden müssen, denn bekanntlich heißt Sechzigs Stammtorhüter Marco Hiller und dessen Sperre ist nun abgelaufen. Toms Träumchen ist also so schnell wieder ausgeträumt, wie er begonnen hat.
Die Nummer zwei hinter Hiller - ein hartes Los
Von daher habe Sechzigs Nummer zwei laut Köllner "schon ein hartes Los, da wir mit Hiller schon eine klare Nummer eins haben". Künftig sind die Rollen zwischen dem Leistungsträger (24) und seinem Vertreter nicht mehr ganz so klar verteilt, denn der 51-jährige Köllner bescheinigte seinem Keeper die im Vorfeld nicht ganz so gewisse Fähigkeit "solche Spiele stehen zu können".
Fredi Heiß zeigt sich ebenfalls begeistert
Meisterlöwe Fredi Heiß, der den Sieg gegen Würzburg live im Stadion und die Nullnummer in Wiesbaden im Fernsehen verfolgt hatte, sparte ebenfalls nicht mit Lob. "Wahnsinn, wie der Tom Kretzschmar gespielt hat. Wenn du als Torwart reinkommst und gleich so gute Leistungen hinlegst, ist das sehr gut fürs Selbstvertrauen", sagte der Meisterlöwe der AZ beeindruckt.
Vor allem "mit dem jungen Alter" könne Kretzschmar "stolz auf das sein, was er geleistet" habe. In jedem Fall sei es "gut zu wissen, dass Sechzig München nicht nur einen, sondern zwei starke Torhüter" habe.
Bekommt Kretzschmar eine Chance beim DFB-Pokal?
Herr Köllner, könnte man den besten Löwen der letzten beiden Partien da nicht mit dem Erstrunden-Duell im DFB-Pokal am Freitag gegen Zweitligist SV Darmstadt 98 (20.45 Uhr im AZ-Liveticker) belohnen?
"Natürlich hätte er es durch seine starken Spiele verdient, gegen Darmstadt im Tor zu stehen", meinte Heiß dazu: "Ich würde diese Entscheidung nicht treffen wollen." Köllner werde aber "schon wissen, was er tut". Manche Trainer verschaffen ihren Ersatz-Keepern öfter Pokal-Chancen, bei Köllner spielte bisher immer Hiller.
Kretzschmar stellte keine Forderungen
Auch Kretzschmar selbst stellte nach seinen 1860-Pflichtspielen Nummer zwei und drei keine vollmundigen Forderungen. Auf die Frage, ob er weiter im Tor stehen werde, meinte er in professioneller Manier: "Das entscheidet der Trainer. Ich kann nur abwarten und Tee trinken."
Werden wohl ein paar Tässchen werden, denn Kretzschmar weiß natürlich, dass Hillers Status als Aufstiegsheld und Publikumsliebling zementiert ist. Nach Toms Träumchen ja vielleicht nicht mehr ganz so fest.