Kokainmissbrauch! Berkant Göktan fristlos gefeuert

Vertrag wird aufgelöst: Der Publikumsliebling hat bei den Löwen ausgezaubert. Sein Anwalt bestätigt: Berkant wird seine Therapie fortsetzen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Berkant Göktan, vom TSV 1860 nach einer Kokain-Affäre entlassen.
Rauchensteiner / Augenklick Berkant Göktan, vom TSV 1860 nach einer Kokain-Affäre entlassen.

MÜNCHEN - Vertrag wird aufgelöst: Der Publikumsliebling hat bei den Löwen ausgezaubert. Sein Anwalt bestätigt: Berkant wird seine Therapie fortsetzen.

Gerüchte gab es seit langem, und genauso lange hat der Verein zugeschaut. Nun aber ist es raus und sogar amtlich: „Berkant Göktan wurde Kokainmissbrauch in einer vom Verein angeordneten Analyse einer Urinprobe, der Göktan zugestimmt hatte, nachgewiesen“, heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung des TSV 1860. Die Folge: Die Löwen haben ihrem wohl besten Spieler fristlos gekündigt.

„Wir sind zu einer solchen Maßnahme gezwungen, so traurig das ist“, verkündete Sportdirektor Stefan Reuter gestern Mittag. „Es geht jetzt nicht mehr um den Spieler, sondern um den Menschen Berkant Göktan. Wir wünschen und hoffen, dass Berkant Göktan sein Leben wieder in den Griff bekommt.“

Die übergroßen Göktan-Poster haben Vereinsmitarbeiter gestern Mittag im Fanshop an der Grünwalder Straße nach der Bekanntgabe des Drogen-Skandals umgehend abgehängt.

Reuter äußerte sich gestern am Trainingsgelände gegenüber der AZ schockiert: „Das hätte ich nie im Leben gedacht, mit so etwas kann man nicht rechnen. Ich bin tief enttäuscht, alle hier sind tief enttäuscht. Diese Sache ist todtraurig.“

Lange hatten die Löwen versucht, ihren Star zu schützen. Immer wieder schoben die Funktionäre andere Gründe für sein mysteriöses Fernbleiben vom Trainingsgelände des TSV 1860 vor – nur keine Drogenproblematik: Erst gaben sie ein Erschöpfungssyndrom an, dann eine Wunde an der Fußsohle. „Er kommt zurück“, versicherte Trainer Marco Kurz immer wieder.

Nun wird es nicht mehr zum Comeback kommen. Göktans Vertrag, der bis 2011 gelaufen wäre und mit rund 360000 Euro im Jahr dotiert war, wurde nach nur 34 Zweitligaspielen und 20 Toren für 1860 außerordentlich gekündigt. Einer der besten Fußballer, die die Löwen je hatten, ist an seinem Charakter gescheitert. Benny Lauth, im Sommer zu 1860 zurückgekehrt, zur AZ: „Ich kannte Göktan ja kaum. Aber er ist ein Riesenfußballer, er wird uns fehlen.“

Im Fall Göktan waren alle Maßnahmen vergebens, zuletzt auch der Klinik-Aufenthalt bei Vereinspsychologe Dr. Alfred Böswald im Therapiezentrum Weilheim. Am Ende schlug Göktan selbst das 1860-Angebot aus, den Spielervertrag vorerst einmal ruhen zu lassen.

Göktans Anwalt Walter Lechner, der in den 60er Jahren schon den 2003 verstorbenen 1860-Torjäger Rudi Brunnenmeier vertreten hatte, verschickte gestern eine Erklärung für seinen Mandanten: „Herr Göktan bedauert außerordentlich die Gründe, die zur fristlosen Kündigung geführt haben und entschuldigt sich beim Verein und den Fans. Über Einzelheiten äußert er sich zur Zeit nicht. Er weist lediglich darauf hin, dass ein Verhalten auf eine schwierige Lebenssituation zurückzuführen ist.“ Derzeit macht der Deutsch-Türke eine Therapie.

Göktan, der einst hochgelobt beim FC Bayern als Profi begonnen hatte, war häufig mit seiner Karriere unzufrieden. Einmal sagte er zur AZ: „Ich habe Millionen auf der Straße liegen lassen – dafür hasse ich mich.“

Dass ihn auch sein Vater Fahrettin dafür kritisiert hatte, machte Göktan zu schaffen. Im AZ-Interview sagte der Vater vor zwei Monaten: „Heute suche ich noch immer den Jungen, der ein Weltstar hätte werden können.“ Die Worte nehmen an Bedeutung zu, wenn man sich das Drogen-Geständnis vor Augen führt.

Ob Göktan, der vor seinem 1860-Engagement 2006 nur noch als Hobbyfußballer im Englischen Garten kickte, eine Chance hat auf ein Comeback im Profi-Fußball? „Das ist schwierig“, sagt Reuter, „ich hoffe, dass er nochmal die Kurve kriegt.“

Oliver Griss, Thorsten Klein

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.