Köln-Pleite zeigt: Die Löwen haben ein Führungsproblem

Beim 1:2 in Köln verspielen die Löwen zum vierten Mal einen Vorsprung - und rutschen deshalb ins Mittelmaß ab. Trainer Michael Köllner kämpferisch: "Diese Niederlage wird uns auch nicht umbringen."
von  Matthias Eicher
Der Frust sitzt tief bei Stephan Salger und Sport-Boss Günther Gorenzel (r.): Zum wiederholten Mal verspielen die Löwen eine Führung.
Der Frust sitzt tief bei Stephan Salger und Sport-Boss Günther Gorenzel (r.): Zum wiederholten Mal verspielen die Löwen eine Führung. © imago/foto2press

München - Herr Köllner, wieso gibt Sechzig ständig Führungen her? "Auf der einen Seite freut es uns, wenn wir 1:0 führen. Aber wir werden daran arbeiten, die Null hinten irgendwann nach Hause zu bringen", sagte 1860-Chefcoach Michael Köllner noch vor dem Duell mit Viktoria Köln.

Die von Köllner geforderte Null hielt nicht

Zum Leidwesen seiner Löwen hätte er danach genau dasselbe wieder sagen können. Der Auswärts-Auftritt des TSV 1860 am 14. Spieltag - er begann, wie nun schon vier der letzten fünf Aufeinandertreffen angefangen hatten: Die Giesinger durften nach starkem Beginn folgerichtig über den Führungstreffer jubeln.

Richard Neudecker war es diesmal, der die Köllner-Mannen mit einem Traumtor früh in Führung schoss (16.): Erst dribbelte er sich nach gekonnter Ballannahme in unnachahmlicher Manier um einen Kölner herum, bevor er aus gut 25 Metern mit Schmackes abzog - 1:0!

Aber: Die von Köllner geforderte Null hielt schon wieder nicht, sie zeigte sich nach dem 1:2 nur auf dem Punktekonto. Sechzig und das Führungsproblem.

"Wir haben die ersten 30 Minuten Bombe gespielt", erkannte Köllner nicht zu Unrecht, denn: Neben Neudeckers Traumtor hatten Stefan Lex (7.) und Sascha Mölders (13., 35.) beste Chancen.

Elfmeter wurde nicht gegeben

Bitter: Bei Mölders erster Gelegenheit hätte Sechzig einmal mehr Elfmeter bekommen müssen. Dennoch musste Köllner später zu Recht kritisieren: "Wir müssen 2:0, 3:0 führen. Das ist der große Vorwurf, den wir uns machen müssen, dann ist die Messe schon gelesen."

"Sie haben uns gnadenlos bestraft"

Die logische Konsequenz der Tatsachen, dass die Sechzger weder zu Messe-Lesern wurden, noch so überzeugend weitermachten wie in der ersten halben Stunde, folgte: Erst fiel der Ausgleich durch Patrick Koronkiewicz (40.), dann der Siegtreffer durch Ex-Bundesligaspieler Marcel Risse (88.).

Köllner hatte schon "ein Unentschieden-Spiel" gesehen, doch diesmal ging der Schuss trotz Sechzigs erster Patrone ganz nach hinten los: "Sie haben uns gnadenlos bestraft."

Bleibt die Ursachenforschung. Wieso geben Mölders und Co. ihre Spiele immer wieder aus der Hand, anstelle den Deckel drauf zu machen?

Warum verlieren die Löwen trotz Führung?

Es kann einen der Verdacht beschleichen, Sechzig kann mit den teils frühen Führungen nicht umgehen. In den vier angesprochenen Spielen setzte es den Ausgleich jeweils schnell, in Dresden (1:2) und gegen Türkgücü (2:2) keine fünf Minuten später. Zu den ausgelassenen Möglichkeiten der Offensive kommt, dass Sechzigs Defensiv-Verbund um Quirin Moll und Stephan Salger zuletzt schwächelte: Nach anfangs routinierten Leistungen offenbaren sich jetzt Lücken in der Abwehr, bis hin zu Stockfehlern und ungewohnten Abspielfehlern im Spielaufbau.

Auch kein Kompliment für sämtliche 1860-Feldspieler: Torhüter Marco Hiller avancierte schon zum wiederholten Male zum besten Löwen.

Stichwort Führungsproblem: Nun liegt es an den arrivierten Kräften um Mölders, Lex und Moll, das Team aus dem Schlamassel zu ziehen. Auch, wenn der erzürnte Mölders nach dem Türkgücü-Derby noch nicht von einer Krise sprechen wollte: Mit der Köln-Pleite ist der einstige Tabellenführer mit weiter 20 Punkten aus 14 Spielen endgültig im Mittelmaß (der Tabelle) angelangt. "Diese Niederlage wird uns jetzt auch nicht umbringen", sagte Köllner zwar kämpferisch.

Doch: Der Löwen-Dompteur erkannte nach der nächsten Sperre (fünfte Verwarnung für Daniel Wein) auch, was am Samstag gegen den SV Waldhof Mannheim (stürzte Spitzenreiter 1. FC Saarbrücken mit 4:1): droht. "Es wird nicht leicht werden gegen Mannheim, aber da musst du dich jetzt selbst wieder herausziehen", sagte er.

Nur: Wer übernimmt die Führung?

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