K(l)eine Kluft zum Unterhaus: Wo 1860 schon zweitklassig ist und wo nicht

München - Darmstadt eine Nummer zu groß? Nicht für die Löwen. Die Mannschaft von Trainer Michael Köllner hat es in einem wahren Pokal-Krimi geschafft, den Zweitligisten aus dem Weg zu räumen.
Das 6:5 (1:1, 0:0) des TSV 1860 nach Elfmeterschießen gegen die Darmstädter zeigt: Köllners Kicker sind nach dem geplatzten Aufstiegs-Traum der Vorsaison weiter auf dem richtigen Weg. Der ambitionierte Drittligist hat nach dem soliden Saisonstart gegen Zweitliga-Absteiger Würzburger Kickers (1:0) und den SV Wehen Wiesbaden (0:0) auch die erste DFB-Pokal-Hürde genommen.
Keine Kluft zur zweiten Liga im Pokal
"Natürlich hat man letzte Saison gesehen, wie nahe wir dran waren", lässt Pokal-Torschütze Phillipp Steinhart die Aufholjagd der vergangenen Spielzeit Revue passieren und blickt nach vorne: "Und natürlich ist es auf weite Sicht gesehen unser Ziel. Ich glaube, man hat heute auch gesehen, dass wir auf jeden Fall mithalten können." K(l)eine Kluft zwischen 1860 und der Zweiten Liga.
"Dieser Pokalsieg war hochemotional und wegweisend für die nächsten Monate. Ihr habt jeden Löwenfan sehr glücklich gemacht", schrieb der jordanische Investor Hasan Ismaik und richtete seinen Dank für jenes Erlebnis aus, das den TSV dem Unterhaus des deutschen Fußballs näherbringen soll.
In diesen Bereichen ist der TSV 1860 schon zweitklassig
Die AZ zeigt, in welchen Bereichen der TSV schon zweitklassig ist - und wo Chefcoach Köllner und sein Team noch feilen müssen.
Teamgeist auf allen Ebenen: "Ein Team, ein Weg." Das vielgepriesene Motto der Giesinger unterscheidet von früheren Leitsprüchen ("Vereinen statt spalten"): Es wird auch tatsächlich gelebt. Auf dem Feld, wie die Sechzger x-fach zu Protokoll gegeben haben. Steinhart formuliert es so: "Wir wollten unbedingt weiterkommen, mit dieser geilen Truppe war das unser Ziel - und das haben wir geschafft."
Was der Nürnberger Aufstiegs-Coach Köllner, Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel und sein Finanz-Kollege Marc-Nicolai Pfeifer mühevoll errichtet haben, wird aktuell weder seitens der Gesellschafter, noch von den eigenen Fans oder anderen Störfaktoren eingerissen. "Die Fans waren mal wieder unbeschreiblich", so Steinhart über Sechzigs zwölften Mann.
Der TSV 1860 hat sich im Kader verbessert
Die Qualität der Leistungsträger: Pokal-Held Marco Hiller im Tor, Leistungsträger Steinhart auf links, die bundesliga-geprüften Routiniers Stephan Salger, Stefan Lex und Sascha Mölders sowie mehrere zweitligaerfahrene Profis (Quirin Moll, Merveille Biankadi, Marcel Bär) - Sechzig hat sich nach dem Absturz in den Amateur-Fußball in den vergangenen Jahren qualitativ wie quantitativ so aufgestellt, dass die Rückkehr in die Zweite Liga keine Überraschung mehr wäre, sondern vielmehr ein logischer Schritt. Das Köllner-Fazit über seine Elf und deren starke Säulen: "Sie haben sich das Weiterkommen verdient."

Sechzigs Spielstärke: Einhergehend mit dem Personal scheint Köllner auch in der eben erst angelaufenen Spielzeit wieder erfrischenden Offensiv-Fußball auf den Rasen zu bekommen.
Die Löwen zeigen Spielstärke
"Wir hatten ein paar Phasen im Spiel, die mussten wir überleben", gestand Elfmeter-Entscheider Salger nach dem Duell mit Darmstadt, bilanzierte aber auch korrekt: "Ansonsten haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht und waren meiner Meinung nach über weite Strecken die spielbestimmende Mannschaft."
Bringt der TSV sein Spiel und die auch gegen Darmstadt gezeigte Dominanz noch konstanter auf den Platz, könnte es diesmal für den ganz großen Wurf reichen. In den Griff zu kriegen gilt es dabei für Köllner vor allem das Dauer-Thema Chancenverwertung.
Das Junglöwen-Gemüse: Kurios, was in der Verlängerung geschah: Ohne das ausgewechselte Führungs-Trio Mölders, Moll und Lex performten auch die Junglöwen. "Wir hatten dann eine blutjunge Truppe auf dem Platz, aber die hat Spaß gemacht, die hat Bock gemacht", meinte Salger. Weil Erik Tallig, Dennis Dressel und Keanu Staude auch vom Punkt eiskalt blieben, sind die Sechzger an diesem Wegweiser auf die Erfolgsspur abgebogen - bleibt abzuwarten, wohin diese noch führt.