Kiraly: „Ich komme wieder – zur Aufstiegsfeier!“
München - Als Gabor Kiraly am Dienstagnachmittag das Trainingsgelände der Löwen an der Grünwalder Straße 114, das seit 2009 sein Arbeitsplatz war, verließ, da ließ er noch einmal seinen Blick schweifen.
Es war ein Blick voller Wehmut, voller Trauer. Über fünf Jahre war der ungarische Kult-Keeper mit seiner legendären Schlabberhose bei den Löwen nicht wegzudenken. Seinen Abschied hat er sich sicherlich ganz anders vorgestellt.
Er, der die unumstrittene Nummer 1 beim TSV 1860 war, musste erst eine Degradierung zu den Amateuren für seinen Zöpfchenzupfer am völlig indisponierten Gary Kagelmacher beim 0:3-Heimdebakel gegen Leipzig über sich ergehen lassen. Dann wurde der 21-jährige Stefan Ortega zum Stammkeeper ernannt – und schließlich stellte noch Trainer Ricardo Moniz Kiralys Identifikation mit dem Verein in Frage.
Das alles war zu viel für den 38-jährigen Routinier. Er wechselt zum FC Fulham auf die Insel. Und so ging er also hin, der Schlabberhosen-Mann. „Das war schon ergreifend, als Gabor Kiraly das letzte Mal hier vorbeigegangen ist und noch ein Mal gewunken hat,“ sagte die Löwen-Wirtin Christl Estermann der AZ: „Kiraly war ein guter Spieler, den die Löwen oft gebraucht haben und der dem TSV 1860 auch viele Punkte gerettet hat.“
Fan-Reaktionen zu Kiraly: "Danke, Gabor!"
Doch bei den Löwen hat eine neue Zeitrechnung begonnen, die Ära Kiraly ist vorbei. Bevor er sich von der Christl verabschiedete, hielt Kiraly noch eine Rede vor der Mannschaft. Seine Abschiedsrede.„Es war schon überraschend, Gabor hat eine kurze Ansprache in der Kabine gehalten und sich dann verabschiedet. Es ist ihm sichtlich nicht leicht gefallen. Er hatte emotional zu kämpfen – das hat man gespürt“, erzählte Teamkollege Markus Steinhöfer.
Kiraly selber verabschiedete sich auch via „Facebook“ vom Verein und den Fans: „Ich werde wieder zurückkommen – als Löwen-Fan zur Aufstiegsfeier. Das verspreche ich. Ich hoffe schon im nächsten Sommer.“
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Verhält sich so ein Spieler, der sich angeblich nicht mehr mit dem Verein identifiziert? Moniz hatte dem Keeper, der Publikumsliebling bei den Löwen und nach dem Abgang von Rekordtorjäger Benny Lauth sowie dem Rücktritt von Urlöwe Daniel Bierofka so etwas wie das Gesicht des Vereins war, vorgehalten: „Wenn Kiraly gesagt hätte: Ich bin ein Löwe, dann wäre ein Wechsel kein Thema gewesen.“
Jetzt also England, jetzt also Zweitligist Fulham, jetzt also Ex-Bayern-Coach Magath, der in der Branche den Namen Quälix hat. „Es gibt Schlimmeres als mit 38 Jahren noch ein Angebot aus England zu kriegen“, erklärte Steinhöfer lächelnd, „ob er aber überhaupt weiß, auf was er sich da bei Felix Magath einlässt?“
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Von Moniz, dem aufbrausenden Holländer, der einen Hang dazu hat, die Spieler auch öffentlich abzuwatschn, zum Disziplinfanatiker Magath. Kiraly will es auch im hohen Alter noch mal wissen und sich „mit allem, was dazugehört unter Beweis stellen“ – er ist nicht der Typ, der die Karriere still auf der Bank ausklingen lässt.
Nicht nur Löwenwirtin Christl, auch die Fans trauern ihrem Kiraly hinterher. „Danke, Gabor! Ich kann seine Entscheidung vollkommen nachvollziehen. Mit ihm geht ein Leistungs- und Sympathieträger, und eine Identifikationsfigur“, erklärte etwa Löwen-Fan Sven Friedrich.
Und 1860-Anhänger Dominik Hamm meinte: „Schade, der letzte große Sechzig-Spieler verlässt den Verein. Ich werde deine Auftritte im Löwen-Tor nie vergessen. Viel Erfolg bei Fulham.“
Die Fans, sie trauern Kiraly jetzt schon nach. „Ich finde es sehr schade, dass sie einen verdienten Torhüter und absoluten Fanliebling einfach abgeben. Immerhin haben jetzt die jungen Keeper die Chance sich zu beweisen“, erklärte Sechzig-Fan Oskar Heirler. Kiralys Abgang, die Bewährungsprobe für den 21-jährigen Ortega.
Wie die Stimmung bei vielen 1860-Fans ist, fasst Simon Kretzschmar noch einmal zusammen: „Es ist schon verdammt schade um den Gabor. Für mich wird er immer eine Legende bleiben.“